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0555 - Jenseits der Energiemauer

Titel: 0555 - Jenseits der Energiemauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Geräusch von mir.
    „Ganz recht", fuhr Alex fort. „Da haben wir ja den Übeltäter." Er klopfte gegen einen Backenzahn rechts unten. „Das spüren Sie, nicht wahr?"
    Ich schüttelte den Kopf.
    Verwundert zog er seine Finger aus meinem Mund zurück.
    „Das müssen Sie aber spüren, Tatcher. Der Zahn ist vereitert; ich höre es am Klang."
    „Es ist ein künstlicher Zahn", entgegnete ich.
    „Na, so etwas!" meinte Fröhlich. „Man lernt hier offenbar nicht aus. Hm, welchen Zahn ziehen wir Ihnen denn? Ihr Gebiß scheint in Ordnung zu sein. Sie müßten es nur öfter putzen, damit das Weiße wenigstens teilweise wieder durchkommt." Er lachte über seinen Scherz.
    „Mi? ist nicht nach Spaßen zumute, Alex", sagte ich. „Dieser Rorvic ist ein gräßlicher Mensch, und ich bin eigentlich nur hierhergekommen, um mich vor ihm zu verstecken."
    „Nanu!" machte Alex. „Das klingt aber gar nicht lustig, Tateher."
    Er hantierte an einem Wandschrank, und als er zurückkam, hielt er zwei mit einer klaren Flüssigkeit gefüllte Reagenzgläser in den Händen.
    „Trinken Sie, das ist medizinischer Alkohol. Prost!"
    „Prost!" sagte ich und goß den Inhalt meines Reagenzglases auf einmal hinunter. Das Zeug verschlug mir den Atem. Mein Rachen brannte, als wäre er mit Salzsäure ausgespült worden.
    „Sie müssen nicht einfach schlucken, sondern kippen", belehrte mich Fröhlich. „Anscheinend lernt man solche Feinheiten in dieser Zeit nicht mehr."
    „Das ist ja auch keine fröhliche Zeit", konterte ich.
    Alex wiegte den Kopf.
    „Für mich ist sie noch immer faszinierend, Tatcher. In meiner Zeit waren die meisten Flüsse und Seen verseucht, die Luft ließ sich in den großen Städten kaum noch atmen, und es gab viele unheilbare Krankheiten. Ganz abgesehen von der stetigen Zunahme der Gewaltverbrechen und der Furcht vor einem Ausrottungskrieg mit Atombomben, Bakterien und Nervengas."
    „Ein Glück, daß die meisten Menschen ein dickes Fell haben", erwiderte ich. „Sonst müßte die Menschheit spätestens ab Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts verrückt geworden sein. Vielleicht wurde sie das auch, und wir merken es nur nicht, weil wir ebenfalls nicht normal sind."
    Die Tür zum Behandlungszimmer flog auf und schlug krachend gegen die Wand. Dalaimoc Rorvic stapfte auf mich zu. Ich ahnte Böses, denn er hielt einen Magnetskriptbogen in der Hand, der eine fatale Ähnlichkeit mit meinem Versetzungsantrag aufwies.
    Der Albino packte mich am Brustteil meines Raumanzuges und hielt mich mit ausgestrecktem Arm in der Luft.
    „Sie wollen also desertieren, wie?" brüllte er mich an. „Ist die vertrocknete Dattel, die Sie an Stelle eines Gehirns hatten, inzwischen auf die Größe einer Rosine geschrumpft, Sie einfältiger Marsknirps?"
    Er stellte mich unsanft hin und schneuzte sich umständlich die Nase. Sein Gesicht bekam einen wehleidigen Ausdruck.
    „Ist das der Dank dafür, daß ich mich immer wie ein Vater um Sie gesorgt habe, Captain a Hainu? Jetzt, wo ich mich an Sie gewöhnt habe, wollen Sie mich verlassen!"
    Er setzte mich auf den Schreibtisch, damit er mir besser in die Augen sehen konnte.
    „Sie brechen mir das Herz, drehen mir den Magen um und stören meine Verdauung, Tatcher", klagte Dalaimoc. Theatralisch hob er die Hände und verdrehte die Augen.
    Ich wollte den Moment benutzen, um vom Tisch zu springen und zur Tür zu laufen. Aber Rorvics Pranke erwischte mich am Kragen und riß mich so unsanft zurück, daß ich dachte, mein Rückgrat würde brechen.
    „Hiergeblieben!" befahl er und drehte mich zu sich herum.
    „Hören Sie mich an, mein lieber Captain. Ich schätze Sie wirklich als das, was Sie sind. Sie wurden auf dem Mars geboren, Tatcher, und ein Marsianer hat einen guten Kern."
    Er schneuzte sich abermals.
    „Ich befehle Ihnen, ich bitte Sie, ich flehe Sie an, Sie hartgesottener Gnom, nehmen Sie Ihr Versetzungsgesuch zurück.oder ich schlage es Ihnen so lange um die Ohren, bis es in Fetzen geht!"
    „Moment, Sir!" warf Alexander Fröhlich empört ein. „Wenn Sie Captain a Hainu schlagen, werde ich es melden."
    Dalaimoc Rorvic hob mich hoch und warf mich zielsicher in den Behandlungsstuhl. Mein Gesäß ist nicht sehr gut gepolstert, deshalb lahmte mich der Aufprall fast vor Schmerz. Meine Augen füllten sich mit Tränen.
    „Aber, aber, mein lieber Freund!" erwiderte das Scheusal mit öliger Stimme. „Ich werde doch keinen Menschen schlagen - und schon gar nicht den kleinen Tatcher. Es würde mir das Herz

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