0555 - Verrat der Götter
niemandem.
Wie viele Männer das Verließ bewachten und ob es irgendwelche Fallen gab, konnte Cali nicht sagen. Doch dafür konnte sie Zamorra verraten, welche Möglichkeiten es gab, aus des Moguls Haus wieder zu entkommen. Und auch, wie nah oder wie fern die Tempel waren. In welchen Abständen die Stadtwachen patrouillierten, wie die Ordnungskräfte in Sestempe überhaupt verteilt waren… Kleinigkeiten, die möglicherweise doch noch wichtig werden konnten, wenn es um eine schnelle Flucht ging.
Vor allem die Informationen über die Stadtwachen waren für Zamorra interessant. Von ihnen hoffte er Kleidung und Waffen zu erbeuten. Es mußte doch mit dem Teufel zugehen, wenn nicht…
Er erhob sich.
»Packen wir’s an. Ich befreie den Gnom, und ihr schafft Cantho in Calis Bett«, beschloß er grinsend.
Die Khysalerin brachte es tatsächlich fertig, zu erröten.
Nicole faßte nach ihrem Arm. »Komm, schauen wir uns mal in eurer Küche um.«
Ein paar Minuten später kehrten die beiden zurück. Cali trug ein recht fadenscheiniges, ziemlich kurzes Kleidchen. Es hatte vielleicht dereinst richtig gepaßt, als sie fünf Jahre jünger und körperlich noch nicht ganz so gut entwickelt gewesen war. Immerhin lag es ziemlich eng an und betonte damit ihre Figur.
Nicole hatte sich eine Schnur um die Taille gebunden und ein langes Fleischermesser daran befestigt, das sie in eine provisorisch zusammengewickelte und verschnürte Stoffscheide gehüllt hatte, um sich mit der scharfen Klinge nicht versehentlich selbst zu verletzen.
»Einen Moment noch«, bat Zamorra, ehe Cali die geheime Tür in der Mauer öffnete. »Für deine hervorragende Idee, mich nackt zu begrüßen - das solltest du beim nächsten Mal unbedingt wieder tun.« Er umarmte sie kurz und küßte sie brüderlich auf die Wange.
»Und ich?« meldete sich Nicole. »Kriege ich etwa keinen Kuß?«
Der fiel allerdings wesentlich weniger brüderlich aus. Und wenn Calis dezentes Räuspern nicht beide daran erinnert hätte, daß sie nicht allein waren und zudem die Zeit drängte, hätten sie möglicherweise doch noch eine oder zwei Stunden verloren.
Seufzend trennten sie sich voneinander. Beide hofften sie, daß dies nicht die letzte Gelegenheit für einen Beweis ihrer gegenseitigen Liebe gewesen war…
***
Der Troll hatte seine Gegner nicht lange aufhalten können. Sie durchschauten seine Unsichlbarkeit ebenso wie Byanca. Denn sie setzten ihre Magie ein. Und im gleichen Moment war es um ihn geschehen.
Er fühlte so etwas wie Dankbarkeit gegenüber der Halbgöttin, weil sie ihn in Taigors Palast nicht verraten und auch den Zauberbann von ihm genommen hatte.
Er wollte ihr helfen. Aber die Priester des ORTHOS ließen ihm dazu keine Chance. Einer machte kurzen Prozeß, nagelte den Troll an Ort und Stelle fest und sandte ihm einen Blitz aus seinem Dhyarra entgegen.
Arrnax sah die grelle Helligkeit, die ihn erfaßte und aufleuchten ließ. Und er spürte Bedauern, daß er Byanca nun doch nicht mehr hatte unterstützen können.
Noch größer war sein Bedauern, daß er seine eigene Mission jetzt ebenfalls nicht mehr zu einem glücklichen Ende bringen konnte.
Das Glühen erlosch, und mit ihm Arrnax. Der Troll war tot, wurde von der Magie restlos aufgelöst. Nicht einmal ein Feuerschatten blieb zurück.
Die dunklen Priester konnten sich nun wieder ungestört um Byanca kümmern…
Die Halbgöttin hatte Zeit verloren. Der Kampf mit der magischen Spinne hatte ihren Vorsprung zunichte gemacht. Die Priester wollten es jetzt zu Ende bringen. Aus ihren Kristallen zuckten Blitze.
Byanca wehrte sie mit dem Schwert ab, vollführte einen wilden, rasenden Tanz, um die tobenden Energien zurückzuschleudern. Es knisterte auf dem Treppenabsatz, wo drei Gänge in unterschiedliche Richtungen abzweigten.
Byanca selbst kam nicht dazu, den Lederschutz um ihren Kristall zu entfernen, um den Dhyarra einzusetzen. Sie konnte sich nur verteidigen. Zu mehr fehlte ihr die Zeit.
Sie hatte auch keine Möglichkeit, die Priester mit dem Schwert anzugreifen und zurückzutreiben. Mit der Klinge schaffte sie es gerade noch, die Blitze zurückzuschleudern. Aber lange würde sie das nicht mehr durchhalten. Selbst ihre erstaunlichen Körperkräfte hatten Grenzen, und dieser Kampf war äußerst erschöpfend.
Sie sah sich um. Es mußte doch eine Möglichkeit geben, die Flucht fortzusetzen, um in eine günstigere Ausgangslage zu kommen…
Sie wich zurück, einem der Quergänge entgegen. Die vier Priester
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