0555 - Verrat der Götter
Fingerdruck auszuüben. Der Büttel, der so damit beschäftigt war, sein wehrloses Opfer zu prügeln, daß er Zamorras Annäherung nicht bemerkt hatte, brach paralysiert zusammen.
Zamorra zerrte ihn in den Winkel, aus dem die Stadtwache vorhin den schlafenden Obdachlosen gezerrt hatte.
»Seid Ihr verletzt, Master?« fragte er das stöhnende Opfer.
Der Mann, vielleicht sechzig oder mehr Jahre alt, hielt sich die Rippen und wunderte sich darüber, so respektvoll angesprochen zu werden. »Nein, wohl nicht, Herr…«
»Ich bin kein Herr. Nur jemand, der es nicht mag, wenn die Verhältnismäßigkeit der Mittel überschritten wird«, sagte Zamorra.
Er zerrte dem Büttel Waffengurt, Lederkittel und Stiefel vom Leib und schlüpfte selbst hinein. Zufrieden prüfte er den Blaster, den der Mann besaß - mit diesem Modell war er bestens vertraut, und die voll aufgeladene Strahlwaffe konnte ihm eher helfen als das beste Schwert. Der Kittel war nicht gerade sauber, stank sogar etwas, doch damit konnte Zamorra leben. Nackt fiel er selbst in einer Welt auf, in der Nacktheit kein Tabu war.
Er fand die Geldkatze des Büttels. Seiner Meinung nach war sie ein gerechtfertigtes Schmerzensgeld, das er dem alten Mann aushändigte.
»Ihr solltet künftig einen anderen Schlafplatz wählen, Master«, empfahl Zamorra. »Dieser feine Herr wird nämlich sehr böse auf Euch sein, wenn er wieder erwacht.«
»Zeus segne Euch«, murmelte der Alte. »Möge die Kraft des OLYMPOS Euch auf allen Euren Wegen beschirmen.«
»Langes Leben und Friede«, erwiderte Zamorra den Gruß und sah zu, daß er Land gewann.
Ausgerechnet den Schutz des OLYMPOS konnte er nun weniger gebrauchen. Dessen ahnungslose Götter wußten ja gar nicht, was sie anrichteten, indem sie eine der ihren zu dieser vermaledeiten Hochzeitszeremonie entsandten. Und dann war da noch ihre Vasallin Byanca, die für die ungestörte Durchführung der Prunkveranstaltung sorgen sollte. Zumindest, wenn alles stimmte, was Zamorra erzählt worden war.
Wer außer ihm und Nicole ahnte überhaupt in dieser Welt etwas vom Ausmaß der bevorstehenden Katastrophe?
Sicher nicht mal die hübsche Cali.
***
Damon schreckte hoch, als jemand gegen die Tür seiner Kammer klopfte. Sorgsam kontrollierte er, daß die Schattenmuster fest gebunden waren, dann erhob er sich mit einer geschmeidigen Bewegung vom Boden und öffnete die Tür.
Der Hohepriester des ORTHOS stand auf dem Gang.
»Herr… Wir benötigen Eure Hilfe. Die vier Priester, die ich beauftragte, Byanca festzusetzen, sind unfähige Narren! Sie werden nicht mit ihr fertig!«
Damon atmete tief durch. »Also muß ich wohl eingreifen, ja? Gerade das wollte ich aus bestimmten Gründen vermeiden. Aber wenn es sein muß… Wie stark ist dein Kristall?«
»Vierter Ordnung«, keuchte der Hohepriester.
»Stark genug… So achte auf die Schattenmuster, daß sie sich nicht befreien, bis ich zurückkehre. Suche sie mit deinem Geist und dem Dhyarra, und du findest sie. Hüte sie sorgsam.«
Schon war er auf dem Gang und lauschte. Er hörte Lärm. In der Richtung, aus der er erklang, mußte Byanca zu finden sein. Sie verließ sich stets mehr auf die Klinge als auf den Kristall ihres Schwertes, so war es schon immer gewesen.
Er lief los und hoffte, daß der Hohepriester sich nicht als allzu unfähig erwies. Die Schattenmuster waren gefährlich. Wenn sie sich lösten und unkontrolliert verbreiteten, wurden sie auch für die ORTHOS-Priester zur Gefahr.
Der Kampflärm wurde lauter. Damon erreichte die Stelle, wo die Treppe ins Wegekreuz mündete, sah nach links und fand die offene Tür. Mit ein paar raschen Sprüngen war er heran, hielt den kleinen erbeuteten Dhyarra fest umklammert und sandte bereits seine befehlenden Gedanken in ihn, um ihn zu wecken.
Mit einem Blick erfaßte er die Situation.
Er sah einen Priester verkrümmt und stöhnend am Boden liegen. Die anderen erhoben sieh gerade wieder, und Byancas schlanke Gestalt flog förmlich durch das Fenster nach draußen.
Damon war schnell wie der Wirbelwind, war bereits am Fenster und starrte nach draußen.
Da sah er Byanca stürzen!
Sie hatte wohl angenommen, sich nur ein Stockwerk hoch zu befinden. Doch unter dem Fenster war ein tiefer Schacht mit gemauerten, glatten Wänden. Er war zu tief, als daß sie den Absturz unbeschadet überstehen konnte. Vielleicht hatte hier einst jemand nach Gold oder nach Dhyarras gegraben.
Damon streckte die Hand aus und schrie ein Wort der Alten Sprache. Funken
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