0555 - Verrat der Götter
erscheinen mußte!
Nicole kannte viele Sigille; dieses nicht. Wem mochte es gehören?
»Es ist das Sigill des Wokat«, sagte Cantho hinter ihr.
***
Zamorra starrte in den großen Raum. Wo, zum Teufel, war der Gnom? Angeblich sollte er doch hier in Ketten liegen?
Der Dämonenjäger konnte sich nicht vorstellen, daß Mogul Taigor zwei Kerker und Folterkeller besaß. Entweder hatte Cali ihn und Nicole angelogen, oder…
Aber dann war möglicherweise auch Nicole in Gefahr! Denn dann war das hier eine großangelegte Falle!
So ganz konnte er nicht daran glauben. Warum sollte sich jemand die Mühe machen, sie beide auf so umständliche Art und Weise in seine Gewalt zu bekommen? Das ging doch nun wirklich auch entschieden einfacher.
Also traf wahrscheinlich die andere Möglichkeit zu: Weder Cali noch Nicole hatten alles erfahren können. Und hier war etwas faul.
Stank zum Himmel…
Plötzlich hörte er leise Schritte.
Jemand nahte auf bloßen Füßen.
Er preßte sich an die Wand, hielt den Blaster schußbereit.
Wer kam da? Ein Wächter sicher nicht. Die trugen Stiefel, wie Zamorra längst wußte. Und selbst weiche Sohlen erzeugten ein anderes Geräusch.
Da tauchte sie auf.
Er glaubte seinen Augen nicht trauen zu dürfen.
Cali kam hierher?
Im gleichen Moment, in dem er die Waffe senkte, sprach sie ihn an.
»Dhasor sei Dank, daß ich dich noch finde. Der Gnom wurde fortgebracht…«
Anstelle des Weltenvaters hätte sie auch gleich Wokat anrufen können, den Gott des Verrats.
Denn der Wächter im Gefangenenraum hatte ihre Stimme natürlich gehört.
Und Cali wurde verfolgt.
Im nächsten Moment war die Hölle los…
***
Nicole fuhr herum.
Sie erkannte Cantho, ohne ihn jemals gesehen zu haben. Sie wußte einfach, daß er es war. Sie nahm auf telepathischem Weg seine Bewußtseinsschwingungen wahr, spürte die Macht, die von ihm ausging. Und sie spürte auch, daß er nicht nur der liebende Bräutigam war. Und auch nicht der junge Mann, der sich aus politischen Gründen verheiraten ließ.
Hinter ihm steckte noch mehr. Etwas ganz anderes.
»Du bist erstaunt, dieses Sigill bei mir zu finden?« fragte er, und seine Stimme klang spöttisch. »Du weißt aber, was es bedeutet?«
Nicole schüttelte den Kopf. Ihre Hand glitt langsam zur erbeuteten Waffe.
»Vergiß es«, riet er ihr und hob die Hand.
Nicole sah einen kleinen Dhyarra-Kristall aufleuchten. Die Größe des Sternensteins sagte nichts über seine Stärke aus. Ein Kristall 5. oder 8. Ordnung konnte äußerlich wesentlich kleiner sein als ein viel niedrigerer Stein. Es hing von der Kraft ab, die in ihm wohnte.
Aber selbst wenn es ein Kristall 1. Ordnung war, konnte sie dagegen nichts unternehmen. Sie war gegen diese Magie so oder so wehrlos.
Falls es ihr nicht gelang, den Mann zu überrumpeln.
Sie hatte gehofft, ihn schlafend im Bett zu überraschen. Jetzt war er es, der sie überrascht hatte.
»Wokat ist ein Gott des ORTHOS. Ich korrespondiere mit ihm«, gestand Cantho. »Wer bist du, was suchst du hier? Du bist sicher nicht Damon in Verkleidung.«
»Das müßtest du mit deinem Kristall schon anhand meiner Aura spüren«, behauptete Nicole. »Was… hast du mit dem ORTHOS zu schaffen?«
»Es geht dich nichts an«, erwiderte er knapp. »Wie eine meiner zahlreichen Verehrerinnen siehst du auch nicht aus. Wer bist du, und was willst du hier? Ausgerechnet in meinem Schlafgemach?« Sie öffnete die Lederkluft, die sie dem Wächter am Tor abgenommen hatte. »Um das herauszufinden, mußt du schon näher kommen.«
Er grinste. »Zieh dich ruhig ganz aus. Damit wirst du mich nicht in deinen Bann ziehen. Weißt du, eigentlich ist es mir völlig egal, wer du bist und was du willst. Denn du wirst den heutigen Tag nicht überleben.«
»Was macht dich da so sicher?«
Er konnte sie mit seiner Drohung nicht mehr erschrecken. Sie hatte schon mit ihrem Leben abgeschlossen, als sie sich mit Zamorra auf diese Mission begeben hatte. Erfolg oder Tod, eine dritte Möglichkeit gab es nicht. Und derzeit sah es eher nach Tod aus.
Aber sicher nicht von Canthos Hand. Sondern durch die magische Explosion.
»Du bist unerlaubt hier eingedrungen«, sagte er. »Darauf steht das Henkersbeil. Unter arideren Umständen würde ich dich in den Folterkeller bringen lassen. Ich habe lange keine Frau mehr foltern lassen. Doch mein künftiges Weib würde das sicher weder verstehen noch gutheißen. Du kannst dich also bei ihr bedanken, daß du einen schnellen Tod erleiden
Weitere Kostenlose Bücher