0555 - Verrat der Götter
wirst.«
Sein Dhyarra-Kristall glühte hell auf.
»Ach, ja? Dann bring mich zu ihr, damit ich ihr meine Dankbarkeit abstatten kann«, sagte Nicole schnell.
Das verblüffte ihn. Mit einer solchen Reaktion hatte er nach der Todesdrohung nicht mehr gerechnet.
Sie sprang ihn an.
Zu verlieren hatte sie nichts…!
***
Cali war zu leichtsinnig gewesen. Sie hatte geglaubt, nicht beobachtet und verfolgt zu werden. Das war ein Fehler. Ihr zweiter Fehler war es, Zamorra anzusprechen, als sie ihn entdeckte.
Im gleichen Moment erfolgte der Angriff.
Von zwei Seiten!
Der dösende Wächter unten im Raum fuhr empor und riß Schwert und Strahlwaffe zugleich hoch. Es war eine unwahrscheinlich schnelle Reaktion, die Zamorra ihm beim besten Willen nicht zugetraut hatte. Ganz gleich, wie gut oder schlecht der Mann bezahlt wurde -er war sein Geld mehr als wert!
Er wäre nur einer besseren Sache würdig gewesen…
Von der anderen Seite her, vom Treppengang, kamen die Angreifer gleich zu dritt.
Strahlwaffen flammten auf. Die Laserblitze fuhren haarscharf an Zamorra und Cali vorbei.
Einer der Strahlen traf den aufspringenden Wächter, der aufschrie und zusammenbrach. Daß er von seinen eigenen Leuten angeschossen worden war, und das auch noch versehentlich, half Zamorra allerdings nicht viel. Er saß in der Falle.
Er hatte Cali mit sich zu Boden gerissen, rollte sich mit ihr herum und in den großen Kerkerraum hinein. Dort befreite er sich von ihrem wunderschönen Körper und sprang wieder auf. Gerade noch rechtzeitig nahm er hinter der Mauerkante des Eingangs Deckung, um das Strahlfeuer zu erwidern.
Plötzlich fiel ihm ein, wie er gekleidet war.
»Feuer einstellen!« brüllte er so laut wie möglich. »Hört auf zu schießen, ihr Narren! Seid ihr dem Gott des Wahnsinns verfallen?«
Sie schossen immer noch.
»Im Namen des Großmoguls!« schrie er. »Hört sofort auf, oder ihr seid des Todes! Selbst Mogul Taigor wird euch nicht retten können, wenn ihr mich auch nur verletzt! Im Namen des Großmoguls!«
Keiner schoß mehr.
»Zeige dich«, rief einer. »Wer bist du? Legitimiere dich!«
Da riskierte Zamorra alles, um seinen Bluff durchzuziehen.
Er trat aus seiner Deckung hervor, allerdings mit angeschlagener Strahlwaffe.
»Zamorra«, sagte er. »Sonderbeauftragter des Großmoguls. Senkt endlich die Waffen oder sterbt - jetzt oder später! Durch meine Hand oder durch die des Henkers!«
Er hielt den Atem an.
Fielen sie auf seinen frechen Bluff herein?
Wenn nicht, war er in den nächsten Sekunden tot!
***
Cantho erwischte Nicole mitten im Sprung. Er setzte die Dhyarra-Energie ein. Sie hatte keine Chance.
Sie hatte gehofft, schneller zu sein und ihn durch ihre Aktion zu überraschen.
Aber es funktionierte nicht. Er hatte genug Zeit gehabt, sich auf den Dhyarra-Kristail zu konzentrieren, und erteilte ihm in bildhaften Gedanken seine Befehle.
Nur zwei, drei Sekunden zuviel.
Nicoles Bewußtsein erlosch.
Cantho trat neben sie. Er ging kein Risiko ein.
Er wußte, daß sie ihm nicht mehr gefährlich werden konnte. Aber er fragte sich, wer sie war. Sie hätte wissen müssen, wie gefährlich ein Dhyarra-Kristall sein konnte.
Sie hatte es auch gewußt! Trotzdem hatte sie ihn angegriffen!
Für einen Moment hatte er geglaubt, in ihr eine Abgesandte des ORTHOS zu sehen, die die Hochzeit verhindern wollte. Aber das konnte nicht sein. Er hatte es mit Wokat anders abgesprochen.
Die Söldner des Kriegsgottes Mamertus, die versucht hatten, die Reisegruppe zu überfallen und niederzumachen, mit der Tiana nach Sestempe unterwegs gewesen war, waren nur ein Trick gewesen. Mamertus, der daraufhin Damon im Traum erschien, um ihn zur Verhinderung der Hochzeit zu bewegen, ahnte selbst nicht, daß sein eigener Plan längst überholt war. [3]
Mamertus dachte eben wie ein Krieger. Doch andere als er… dachten wie Diplomaten.
Mit Wokat, dem Gott des Verrats, hatte Bräutigam Cantho alles ganz anders abgesprochen. Die Hochzeit mußte stattfinden. Byanca war gefangengesetzt, Damon spielte keine wichtige Rolle mehr. Die Göttin Vitana würde den OLYMPOS verlassen, im Tempel erscheinen und das Brautpaar segnen wollen.
Das war Wokats Stunde…
Aber selbst der Gott des Verrats war ahnungslos…
Der Sterbliche Cantho hatte selbst den ORTHOS-Gott nicht in alle Facetten seines Plans eingeweiht…
Cantho betrachtete die fremde Frau nachdenklich. Nein, er würde sie nicht einfach töten. Er mußte wûssen, wer sie war und warum sie ihr Leben so
Weitere Kostenlose Bücher