0557 - Das Gesetz der Götzen
nahm die Schale entgegen und begann gierig zu essen.
Dabei beobachtete er die anderen Männer der Runde. Er grunzte laut und zufrieden, als er sah, daß sie nicht weniger kräftig zulangten. Nur Bodamore verzehrte den Fisch, den er aufgenommen hatte, langsam und ruhig.
Arialeinen begann sich wohl zu fühlen. Er rülpste laut und bat seinen Herrn um eine weitere Schüssel. Dabei wischte er sich seine Finger an den schlaff herabhängenden Ohren Bodamores ab.
Der Weise stellte seine Schale mit dem Fisch zurück und sagte „Aria, gib mir etwas von den Früchten."
Der Diener stieg von den Schultern Bodamores, eilte um die runde Tafel herum, nahm eine Obstschale auf und kehrte zu seinem Herrn zurück. Geschickt schwang er sich ihm wieder auf die Schultern und reichte ihm die Früchte. Zu seinem Ärger verlangte der Weise, bedient zu werden. So konnte er selbst nur ab und zu einen Bissen zu sich nehmen und stopfte Bodamore nach und nach alle Früchte in den Mund. Er ließ sich die Kerne in die Hand spucken und legte sie in die Schale zurück.
Plötzlich entstand Lärm vor der Hütte, die durch mehrere Öllampen erhellt wurde. Saman, der Priester, und Ronkon, der Verwalter, wurden unruhig. Ängstlich blickten sie den Weisen an.
„Was gibt es?" fragte Bodamore.
Er hörte mehrere klatschende Schläge. Dann fiel etwas Schweres zu Boden. Vereinzelte Schreie ertönten.
„Herr, nichts Wichtiges", entgegnete Saman mit stockender Stimme. „Kinder, die gezüchtigt werden müssen, vermute ich."
Doch jetzt teilte sich der Vorhang, und eine Frau trat ein. Sie hatte sich, in weite Gewänder gehüllt, die aus grob geflochtenen Bändern bestanden. Obwohl die Tücher weit herabfielen, war ihr Zustand deutlich zu erkennen.
Saman erhob sich. Er suchte vergeblich nach Worten.
„Ich werde nicht zu Antaranara gehen", schrie die Frau. „Ich will mein Kind hier bekommen."
Sie sah verzweifelt und zugleich sehr entschlossen aus.
Saman machte beschwörende Gesten.
Ronkon sprang auf und stieß die Frau wütend zurück. Sie prallte rücklings gegen die Wand, stürzte jedoch nicht. Sie wollte nach Ronkon schlagen, als zwei mit Lanzen bewaffnete Tubbods durch den Eingang kamen. Sie sahen die Frau erst, als es schon zu spät war.
Boda Bodamore schrie noch eine Warnung, aber auch sie kam nicht mehr rechtzeitig. Eine der Lanzen bohrte sich in einen der Organbeutel an den Hüften der Frau. Er fiel sofort schlaff in sich zusammen. Die Frau stöhnte auf. Ihr Gesicht verzerrte sich vor Schmerz. Dann sank sie auf den Boden. Sie preßte ihre Hände gegen den Leib und schrie erneut, doch ihre Schreie verstummten sehr schnell.
Saman packte den Arm von Boda Bodamore.
„Kommt, wir müssen schnell hinaus", rief er erregt.
Bodamore blickte auf die sterbende Frau hinunter.
Plötzlich begriff er, weshalb der Priester so erregt war. Saman fürchtete, in ihrem Todeskampf könnte das Weib die schwerste Sünde begehen, die es nach Antaranara auf dieser Welt gab.
„Bitte, oHerr, geht hinaus", flüsterte Arialeinen.
Bodamore erfaßte selbst, daß er jetzt nicht bleiben durfte.
Neben dem Priester eilte er aus der Hütte. Die anderen Männer folgten ihm. Der Wächter, der die Frau getötet hatte, warf seine Lanze, die er unwillkürlich mit hinausgenommen hatte, durch den Vorhang in die Hütte zurück.
Aus dem Innern ertönte ein Schrei, der allen überdeutlich verriet, daß die Sünde „vollkommen" war.
Saman blickte Bodamore aus geweiteten Augen an.
Der Weise wandte sich ab und ging langsam zum Fluß hinunter.
„Zündet die Hütte an", befahl der Priester. „Schnell. Beeilt euch, sonst wird Antaranara uns alle strafen."
Tonka Valuz drehte seine Uniformmütze zwischen den Händen.
„Sir", sagte er verlegen. „Ich bin mir vollkommen darüber klar, daß ich für das einzustehen habe, was ich angerichtet habe."
Say Oleson blickte nur kurz von dem Bericht auf, an dem er schrieb.
„Zweifellos, Valuz."
„Sir, es ist mir nicht gelungen, Mankaikuon zu fangen. Das wird mir überhaupt nicht möglich sein, Sir."
Oleson lehnte sich in seinem Sessel zurück. Er kratzte sich am Kinn.
„Tatsächlich?"
„Ja, Sir."
„Das müssen Sie mir erklären."
„Das Tier ist zu intelligent. Außerdem hätte es wenig Sinn, es in einen Käfig zu sperren, weil es sich daraus leicht wieder befreien kann. Ein Mankai ist nur in einem Energiekäfig zu halten, weil er jedes feste Material zerstören kann. Er schwitzt nicht nur Alkohol aus, Sir, sondern kann
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