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0557 - Die Schlangengruft

0557 - Die Schlangengruft

Titel: 0557 - Die Schlangengruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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wieder!
    Schon einmal hatte der Kobra-Kult in einem fremden Tempel Probleme bekommen. Das war in London gewesen, als Mansur Panshurab eine von allen guten und bösen Geistern verlassene Tempelanlage unterhalb einer leerstehenden Fabrik in Beschlag genommen und dort Ssacah-Ableger ›gesammelt‹ hatte. Aber dann war anläßlich einer Zeremonie etwas Ungeheuerliches geschehen…
    Ein mächtiger, uralter Erzdämon war erweckt worden. Zarkahr, vor 163 Jahren von einem Mann namens Thor Gerwer in eine Steinsäule verwandelt, erwachte und übernahm sofort die Kontrolle über alles, auch über den Ablauf der Zeremonie. Es war eine der größten Niederlagen des Kobra-Kultes gewesen… [5]
    Damals hatte Mansur Panshurab den Fehler begangen, den Tempel eines anderen Dämons zu benutzen. Er hatte übersehen, daß dieser Dämon in jenem Tempel schlief, wenn auch zunächst versteinert und damit scheinbar ungefährlich…
    Diese Anlage hier aber hatte Ssacah selbst ausgewählt! Hier gab es keinen schlafenden Dämon, der erwachen und seinen Machtanspruch erneuern konnte.
    Dennoch war hier etwas, das sich plötzlich regte!
    Ssacah mußte sich eingestehen, daß sich das Schattenhafte nicht erst jetzt durch den Tempel bewegte. Er hatte es schon registriert, als die Sterblichen aufgetaucht waren und begannen, die Fallen zu überwinden und vorzudringen.
    Aber der Kobra-Dämon hatte diese Schatten nicht ernst genommen, hatte sie ignoriert.
    Jetzt ignorierte er sie nicht mehr.
    Sie waren dabei, ihm seinen ärgsten Feind zu nehmen!
    Ausgerechnet Zamorra!
    Sie wollten ihn zu einem der Ihren machen!
    Sie wollten ihn dabei nicht töten, sondern nur umwandeln …
    So zumindest verstand es Ssacah, und er ahnte auch, daß er danach keine Gewalt mehr über Zamorra erlangen konnte, ganz gleich, was bei dieser Umwandlung schließlich aus seinem Todfeind wurde.
    Er konnte es nicht kontrollieren! Etwas anderes mischte sich ein!
    Und dieses andere zog sich nun seinen Zorn zu.
    Was Ssacah noch wütender machte, war die Erkenntnis, daß er praktisch seinen Todfeind retten mußte, um ihn anschließend vernichten zu können!
    In unbändiger, tobender Wut suchte der Dämon nach einem Weg, die Schatten zu verjagen und Zamorra wieder zu einem Menschen werden zu lassen, denn nur als Mensch konnte er den verhaßten Dämonenjäger zerschmettern.
    Ssacah kannte die Schatten nicht.
    Aber er griff sie an!
    ***
    Zur ›Einsatzbesprechung‹ kamen Rob Tendyke und Uschi Peters natürlich zu spät. Während der Abenteurer sein äußeres Erscheinungsbild wieder hergerichtet hatte, machte sich Uschi nicht die Mühe, ihr zerwühltes Haar wieder zu ordnen oder den Sand von Shirt und Shorts zu klopfen.
    Dr. Alvarez störte das ohnehin nicht. Er hatte in der Zwischenzeit lediglich versucht, sich vor dem weiteren Küchendienst zu drücken, indem er den anderen klarzumachen versuchte, daß er vor Ort im Tempel gebraucht wurde und nicht ständig zurücklaufen konnte, um nach den Kartoffeln auf dem Herd zu sehen.
    Aber Jorge Alba hatte mit breitem Grinsen seinen Plan zunichte gemacht und einen Stapel Fertiggerichte vorgewiesen, die rasch angewärmt werden konnten.
    »Wir haben gestern im Bir Nahîd schon damit gerechnet, daß Sie sich drücken würden, Doktor«, sagte er und wechselte einen Grinse-Blick mit Achmed ibn Sayid, »und deshalb so eingekauft, daß Sie gar nichts falsch machen können und es auch nur ein paar Minuten mit dem Kochen dauert, wenn wir wieder im Camp sind.«
    Dr. Alvarez warf ihm einen seiner vernichtenden Wagen-Sie-es-nur-nicht-bei-mir-eine-Prüfung-ablegen-zu-wollen-ich-lasse-Sie-eiskalt-durchfallen-egal-wie-gut-Sie-sind-Blicke zu.
    »Schön, daß Sie mitgedacht haben, Alba«, sagte er mit beißendem Spott. »Das erleichtert mir die Arbeit kolossal. Sie werden verstehen, daß ich nicht hier im campo bleiben kann, während Sie die aufregendsten wissenschaftlichen Erfahrungen machen und neue Erkenntnisse sammeln. Schließlich ist dies mein Forschungsobjekt und kein Studentenausflug!«
    Ibn Sayid kauerte im Sand, und die beiden Männer sahen sich an. Als Robert Tendyke nun hinzukam, schien es ihm, als würden sich die beiden heimlich zunicken, aber das konnte eine Täuschung sein.
    Warum sollte der Ägypter mit dem Expeditionsleiter paktieren? So, wie es sich bisher zeigte, waren die Archäologen für ibn Sayid lediglich Mittel zum Zweck. Dr. Alvarez hatte für die Finanzierung des Projektes gesorgt, und damit hatte er seine Aufgabe schon fast erfüllt.

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