0557 - Die Schlangengruft
WIDERSTAND IST ZWECKLOS.
Und im gleichen Moment fühlte er, wie er zu einem Schatten wurde!
***
Tendyke zuckte zusammen.
Als er zu seiner Brust griff, sah auch Uschi Peters, daß Zamorras Amulett von einem Moment zum anderen verschwunden war.
Beide begriffen sofort, daß der Dämonenjäger es zu sich gerufen haben mußte. Zumindest für die Telepathin war das die Bestätigung, daß Zamorra tatsächlich noch lebte.
Dann konnte aber auch alles andere stimmen, was sie von Tendyke erfahren hatte…
Der Seelenkelch, das Geheimnis des Tempels…
Und Achmed ibn Sayid…
Oder wer oder was auch immer er wirklich war!
Sie atmete tief durch. »Was jetzt?«
»Es geht weiter wie von mir geplant. Du solltest Monica unterrichten, damit sie nicht durch ein falsches Wort zu falscher Zeit schlafende Hunde weckt… oder besser«, er lächelte etwas verzerrt, »den schlafenden Schakal. Wir drei können uns gegen fremde Gedankenleser sperren, aber jeder andere könnte zum Verräter werden.«
»Moni weiß schon Bescheid. Was eine von uns weiß, weiß automatisch auch die andere. Du solltest doch wissen, daß wir uns telepathisch austauschen«, erwiderte Uschi. »War es wirklich nötig, daß du Zamorra ausgeschaltet hast? Dieses Trickspiel wäre deines Vaters würdig, aber warum machst du so etwas?«
Ein Schatten fiel über Tendykes Gesicht.
»Erinnere mich bloß nicht an Asmodis«, murmelte er. »Glaub mir, es war die effektivste Lösung, alles andere wäre zu kompliziert gewesen und hätte Achmed vielleicht gewarnt oder verschreckt. Zamorra hat den Fehler begangen, daß er sich zu erkennen gab. Wenn er einfach wieder im Dunkel verschwunden wäre…«
»Aber du hättest ihn einweihen können, so wie du es jetzt mit uns tust«, hielt die Telepathin ihm vor. »Auch Zamorra ist gegen fremde Gedankenleser geschützt. Selbst wir können nur sein Gehirnstrommuster wahrnehmen, aber nicht seine Gedanken, wenn er das nicht ausdrücklich will.«
»Ich wollte, daß er unbefangen an die Sache herangeht. Gerade weil sein Freund Merlin im Spiel ist… Ich befürchte, daß er deshalb vielleicht im entscheidenden Moment falsch reagiert, weil er sich über Merlin ein ganz bestimmtes Urteil gebildet hat. Aber…«
»Jetzt scheint er in Gefahr zu sein«, sagte Uschi.
Tendyke sah sie verblüfft an.
»Hast du etwa doch im Tempel nach seinem Gehirnstrommuster geforscht? Oder Monica?«
Uschi tippte mit dem Zeigefinger gegen seine Brust. »Du läßt nach, Rob. Er hat das Amulett zu sich gerufen. Das hat er ganz bestimmt nicht ohne Grund getan. Er braucht es gegen eine magische Bedrohung. Bist du sicher, daß dieser… dieser Seelenkelch ihn nicht verschlingen will?«
Tendyke nickte.
»Er muß längst überfüllt sein. Es scheint doch schon so zu sein, daß er Seelen wieder ausspeit. Immerhin glaubte Zamorra einen Schatten zu sehen. Und ich traue auch Achmed in dieser Hinsicht nicht über den Weg. Verdammt, Uschi, woher wußte er, daß der Kelch sich hier befindet? Und warum spricht er Altägyptisch?«
»Woher sprichst du es?«
Er lachte leise auf. »Wer einen Asmodis zum Vater hat und sich fünf Jahrhunderte lang in der Welt herumtreibt, lernt dabei viel zuviel!«
»Du glaubst also, daß eine der Seelen aus dem Kelch in Achmed steckt?«
»Ich bin mir dessen nicht mehr sicher, seit du vorhin festgestellt hast, daß er offenbar allein in seinem Körper steckt. Aber ich hatte es bisher angenommen. Himmel, Mädchen, diesen verfluchten Tempel findet normalerweise kein Mensch! Er liegt in einem lebensfeindlichen Stück YVüste, er liegt unter der Erde, und der Zugang war von Sand verschüttet, doch Achmed hat ihn auf Anhieb gefunden! Niemand außer Merlin, mir und vielleicht Asmodis wußte, daß der Seelenkelch hier aufbewahrt wird -aber Achmed weiß es! Woher, frage ich dich? An das Alexanderschwert glaube ich ebensowenig, wie Zamorra es tut. Da mag Achmed das Riesenkamel Alvarez noch so eindringlich beschwatzt und überzeugt haben - ich glaub’s erst, wenn ich es in der Hand halte.«
Er warf einen unsicheren Blick in Richtung des Tempels.
»Ich glaube nicht, daß Zamorra sich in Gefahr befindet, in den Kelch gesogen zu werden. Er wird das Amulett routinemäßig gerufen haben. Das ist ärgerlich, denn eigentlich hätte ich es gebraucht.«
»Du willst ihn also nicht mehr rechtzeitig befreien?«
»Eigentlich wollte ich ihn in seinem Kerker lassen, bis alles vorbei ist - und das wird schon in einigen Stunden sein. Ich habe das
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