0557 - Die Schlangengruft
übervorsichtige Herantasten satt. Ich weiß ungefähr, wo die Fallen sind, und außerdem eskaliert das Geschehen nach Zamorras Unvorsichtigkeit. Aber da ich das Amulett brauche und es im Gegensatz zu Zamorra nicht rufen kann, werden wir ihn wohl wieder herausholen müssen. Das müssen wir jedoch noch absprechen. Es darf nicht zu früh geschehen. Ich will nicht, daß Achmed Verdacht schöpft. Verstehst du?«
»Mit Sicherheit immer noch nur die Hälfte«, seufzte die Telepathin. »Wir sollten unser Flüstergespräch übrigens beenden - er kommt näher. Er will irgend etwas. Hoffentlich schöpft er keinen Verdacht, weil wir uns hier so leise in einer für ihn fremden Sprache unterhalten.«
Tendyke grinste.
»Liebesgeflüster«, raunte er, zog sie eng in seine Arme und küßte sie voller Leidenschaft.
Und diese Leidenschaft brauchte er nicht mal vorzuspielen…
So schöpfte der Ägypter keinen Verdacht, als er sie ›überraschte‹. Verständnisvoll grinsend zog er sich bedächtig wieder zurück.
»Du bist ein Schuft«, flüsterte Uschi, drängte sich aber von selbst noch enger an Tendyke.
Er küßte sie erneut, diesmal noch inniger.
»Wie du vorhin selbst festgestellt hast«, raunte er ihr zu, »bin ich eben der Sohn des einstigen Höllenfürsten! Der war auch nie ein Kind von Traurigkeit, und so was färbt ab…«
»Aber der hat auch immer zu Ende gebracht, was er anfing«, grinste sie.
Sie ließ sich fallen und zog Tendyke mit sich in den Sand.
Sie dachten nicht an die Gefahr, daß außer ibn Sayid vielleicht noch jemand anderer hier über sie stolpern konnte…
***
Zamorra stemmte sich gegen den unerbittlichen Sog, der nach ihm griff, um ihn zu einem Schatten zu machen.
Das Amulett reagierte nicht! Weder schützte es ihn, noch führte es einen Gegenschlag aus, so wie es in früheren Zeiten gehandelt hätte.
Er spürte, daß es aktiv war, daß es wach war - aber das war auch schon alles!
Er mußte sich allein gegen die fremde Kraft des Schattenreichs stemmen!
Aber er glaubte nicht mehr, daß er lange standhalten konnte. Diese andere Kraft war entschieden zu stark.
WIDERSTAND IST ZWECKLOS! hallte es in ihm nach.
Er wollte es nicht wahrhaben, es durfte nicht zwecklos sein! Er wollte nicht zu einem Schatten unter anderen Schatten werden, zu einem Wesen, das durch diesen Tempel geisterte. Er wußte ja nicht mal, was hinter diesen Geistern stand, wer sie waren und warum sie ausgerechnet hier herumspukten!
Er fragte sich, ob er im Camp nicht vermißt wurde. Wieviel Zeit vergangen war, seit Tendyke ihn niedergeschlagen hatte, wußte er zwar auch nicht, denn er hatte das Gefühl für die Zeit verloren, und er hatte während des ganzen bisherigen Geschehens auch nicht daran gedacht, einen Blick auf die Leuchtziffern seiner Armbanduhr zu werfen.
Wahrscheinlich graute draußen bereits der Morgen, aber dann mußten sie doch merken, daß er verschwunden war. Dann mußten die Zwillinge doch telepathisch nach ihm suchen! Und dann konnte er endlich Kontakt zu ihnen finden!
Aber vermutlich war es dann längst zu spät!
Selbst wenn sie ihn telepathisch ausmachten, mußten sie erst in den Tempel Vordringen und möglicherweise Fallen überwinden. Das kostete Zeit, abgesehen davon, daß er nicht einmal wußte, wie sie ihm helfen sollten, wenn schon Merlins Stern versagte. Sein Dhyarra-Kristall, mit schnellem Griff aus seinem Gepäck geholt, wäre eine Chance gewesen - wenn er sich im Gepäck befunden hätte, aber Zamorra hatte ihn zu Hause im Château Montagne gelassen, damit Nicole sich schützen konnte, wenn sie zwischenzeitlich die schützende Sphäre um die Bastion der Weißen Magie verließ!
Erschrocken stellte er fest, daß ihn die Gedanken an eine Rettung durch Freunde Konzentration gekostet hatte. Prompt hatte das Schattenreich weiter Vordringen können und nistete sich tiefer in ihm ein.
Und immer stärker wurde der Sog.
Zamorra konnte bereits fühlen, wie er seine Körperlichkeit verlor. Alles wurde anders. Wenn er nach der Gangwand tastete, spürte er sie zwar unter seinen Fingerkuppen und Handflächen, aber auf eine ganz seltsame Weise…
Er konnte in den massiven Stein eindringen…
Doch er kämpfte weiter dagegen an.
Auf verlorenem Posten.
Wie lange noch?
WIDERSTAND IST ZWECKLOS!
***
Etwas ereignete sich, und es entzog sich Ssacahs unmittelbarer Kontrolle. Erstmals fühlte er eine fremde Macht, die in dieser Tempelanlage aktiv wurde.
Zorn wallte in dem Kobra-Dämon auf.
Nicht schon
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