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0557 - Die Schlangengruft

0557 - Die Schlangengruft

Titel: 0557 - Die Schlangengruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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besprechen. Man würde weiter in den Tempclraum vorstoßen und versuchen, die Fallen unschädlich zu machen. Von den Archäologen hatte immer noch niemand realisiert, wie gut sich der Sicherheitsbeauftragte in der unterirdischen Anlage auskannte, sonst wäre längst die Frage nach dem Warum gekommen.
    Tendyke wollte es zum Ende bringen. Seit er Zamorra kaltgestellt hatte, drängte die Zeit. Der Freund hatte keine großen Chancen, in seinem Gefängnis durchzuhalten, deshalb mußte jetzt die Aktion im Eiltempo abgeschlossen werden. Das mühselige Herantasten und Erproben der Fallen weckte zwar keinen Verdacht, dauerte aber zu lange.
    Es ging dabei nicht nur um ibn Sayids persönliche Interessen, die der Ägypter auf Kosten der anderen verwirklichen wollte…
    Es ging um den Seelenkelch!
    Was vor Jahrtausenden begonnen hatte, mußte jetzt sein Ende finden. Merlin hatte angenommen, der Tempel sei sicher, aber jemand hatte ihn gefunden. Dabei spielte es keine Rolle, ob sich der Seelenkelch geöffnet hatte und ibn Sayid deshalb hier war oder ob der Ägypter aus anderen Gründen darauf gestoßen war.
    Fest stand, daß sich jederzeit wiederholen konnte, was schon einmal geschehen war. Vielleicht nicht mehr in diesem Jahr, diesem Jahrzehnt, diesem Jahrhundert oder Jahrtausend. Doch irgendwann ging das Spiel von neuem los.
    Tendyke bedauerte, daß er nicht schon früher versucht hatte, einen Schlußstrich zu ziehen. Damals, als er den Tempel und seine Fallen kennengelernt hatte, wäre die Zeit dafür gewesen.
    Aber er hatte es nicht getan.
    Er hatte sich nicht gegen Merlin gestellt.
    Diesmal hatte er befürchtet, daß sich Zamorra ebenfalls nicht gegen Merlin stellen würde, daß er nicht einmal würde wahrhaben wollen, worum es ging. Deshalb hatte er ihn nicht eingeweiht.
    Er hatte Zamorra überhaupt nur deshalb herbeigebeten, weil er dessen Amulett brauchte.
    MERLINS Stern!
    Hätte er ihm sagen sollen: Leih mir dein Amulett aus?
    Wie hätte er seine Bitte begründen sollen?
    Er hatte gehofft, alles würde sich von selbst ergeben. Aber da mußte Zamorra ausgerechnet dieses in Altägyptisch geführte Gespräch belauschen und dummerweise auch noch mit seinem Wissen herausplatzen!
    Tendyke war immer noch nicht sicher, ob ibn Sayid ihm die Story abnahm, daß er Zamorra getötet hatte.
    Am liebsten hätte Tendyke die Angelegenheit auf dem ›kleinen Dienstweg‹ geregelt, wie er es hin und wieder spöttisch nannte. Den Ägypter kaltstellen, dafür sorgen, daß der Seelenkelch nie wieder zu einer Gefahr wurde, und alles vergessen.
    Das Problem waren die Archäologen.
    Ihnen allen die Erinnerung nehmen war etwas, was er selbst nicht konnte. Er hätte dafür so oder so einen Helfer von Zamorras Qualität benötigt. Zu vielschichtig waren die Querverbindungen in ihren Gedanken und Erinnerungen, die er möglicherweise selbst nicht überschauen konnte. Dann würde irgendwann irgend jemand auf eine Ungereimtheit stoßen, sich nach dem Grund fragen und die Lawine wieder ins Rollen bringen. Deshalb mußten diese Leute entweder das Alexanderschwert finden, diesen unwahrscheinlichen, aber zugkräftigen Köder, oder eben gar nichts außer einem uralten Steinbau unter der Wüstenoberfläche. Und daran mußten sie sich erinnern.
    Ein Zurück gab es nicht mehr, seit die Expedition offiziell von der Universität in Madrid genehmigt worden war. Das war ein Grund mehr, der gegen einen Gedächtnisverlust der Beteiligten sprach, denn es gab noch zu viele andere Leute, die im Hintergrund in dieses Projekt involviert waren und davon wußten. Und es gab Aktenvermerke und dergleichen.
    Der ›kleine Dienstweg‹, die Lösung im Alleingang, war längst nicht mehr durchführbar.
    Aber als Tendyke jetzt etwas sagen wollte, stoppte ihn Alvarez.
    »Ich kann mich dumpf erinnern, daß ich Sie gestern entlassen habe«, sagte er. »Wieso sind Sie eigentlich noch hier und zerren an unseren Nerven? Setzen Sie und Ihre schamlosen Begleiterinnen sich gefälligst in Ihr Auto und verschwinden Sie endlich von hier! Falls Sie eine arbeitsgerichtliche Klärung anstreben, können Sie…«
    »Das ist doch völlig unwichtig«, unterbrach ibn Sayid den Archäologen. »Lassen Sie den Mann doch weiter mitmachen. Nur eben nicht mehr auf der Lohnliste Ihrer Universität, sondern auf eigene Kosten. Stellen Sie ihm und seinen Begleitern ruhig alles in Rechnung -auch diesem Zamorra, der wahrscheinlich schon versucht, vor uns den Tempel zu plündern…«
    »Gut«, knurrte Alvarez.

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