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0558 - Aus dem Jenseits entlassen

0558 - Aus dem Jenseits entlassen

Titel: 0558 - Aus dem Jenseits entlassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Jenseits entlassen worden sein, weil sie gar nicht da war. Ein körperlich existierender Mensch ist nicht in der Lage, die Schwelle des Todes zu überwinden, um in die anderen Sphären einzudringen. Er muß gestorben sein, damit sich seine Seele aus dem Körper befreit. Sie kann dann dorthin wandern, was wir als Jenseits kennen. Wir können es auch nicht erklären. Es haben einige versucht. Menschen, die klinisch tot waren, deren Geist sich bereits auf der Reise befand. Sie haben das Licht gesehen, wie sie nach ihrer Rückkehr ins Leben erklärten. Aber sie waren normal, niemand kam mit einem Totenschädel zurück. Das müßte auch Ihnen klar sein.«
    »Vielleicht habt ihr euch alle geirrt? Das wäre doch möglich – oder?«
    »Ich gebe es zu.«
    »Na bitte.«
    »Was allerdings nicht bedeutet, daß ihr die Wahrheit gepachtet habt, Erica.«
    »Moment, wir haben…«
    »Vielleicht habt ihr euch auf ein Spiel eingelassen, das gebe ich gern zu. Die Wahrheit jedoch ist es nicht. Sie kann es einfach nicht sein, verstehen Sie?«
    »Bist du dir sicher?«
    »Fast.«
    Sie setzte sich auf einen Stuhl und strich die Haare zurück. »Schau mich an!« flüsterte sie scharf. »Schau mich genau an und sage mir, was du siehst.«
    »Eine Frau.«
    »Oder einen Mann?« schrie sie.
    »Nun ja, ihr seid anders, das gebe ich zu.«
    »Ja, ja.« Sie nickte heftig. »Wir sind anders, Sinclair«, erwiderte sie.
    »Wir sehen aus wie Frauen, sind jedoch Männer, also völlig anders. Aber wir sind deshalb auch sensibler geworden. Wir merken die Strömungen, wir haben eine Antenne für gewisse Dinge, von denen andere Menschen keine Ahnung haben. Und diese Antennen weit auszufahren, das ist unser Ziel.«
    »Was wollt ihr damit erreichen?«
    »Hinter die Dinge schauen.«
    »Ins Jenseits?«
    »So ist es, Sinclair.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das schafft niemand. Und wenn, dann wird er es für sich behalten.«
    »Wir sind viele.«
    »Das habe ich gesehen. Der Raum hier ist leer. Denken alle Gäste so wie du?«
    »Ja, Sinclair, ja. Wir haben uns hier immer versammelt, verstehst du? Schon seit Monaten treffen wir uns. Wir sind anders als die normalen Menschen! An die Wahrheit denkt niemand.«
    »Ich habe begriffen. Nur frage ich mich, weshalb ich hierherkommen sollte, wo ihr doch alles geheim lassen wolltet.«
    »Man hat uns den Auftrag gegeben.«
    »Wie schön – und wer?«
    »Das wirst du sehen.«
    »Sie haben mir in der Garderobe etwas von einem Märchen erzählt. Schneewittchen hieß es. Geht es vielleicht darum?«
    »Es ist möglich.«
    »Gut.« Ich deutete auf Gilda. »Sie ist bereits aus dem angeblichen Jenseits entlassen worden. Ich war noch nicht dort. Deshalb nehme ich an, daß ich hingeführt werden soll.«
    »Genau.«
    »Dann bitte.«
    Erica erhob sich. Sie beobachtete mich dabei mißtrauisch, wie ich auf die Bar zuschritt, hinter der die totenköpfige Gilda stand und auch nicht zur Seite wich. Deshalb konnte ich unangefochten auf sie zugehen und vor ihr stehenbleiben. Nur die Thekenbreite trennte uns.
    Ich schaute sie genau an. Der Knochenschädel schien auf ihrem Hals regelrecht festgewachsen zu sein. Zwischen Haut und den Knochen des Schädels gab es eine Verbindung.
    Der Anblick irritierte mich. Er widerte mich zwar nicht an, aber ich spürte auf den Schultern den kühlen Schauer. Mein Blick konzentrierte sich auf die Augenhöhlen. Mir kamen sie leer vor, aber ich hatte schon erlebt, daß gerade in diesen angeblich leeren Augenhöhlen etwas lauern konnte. Versteckt in einer unheimlich wirkenden Tiefe oder Schwärze. Da sprach ich aus Erfahrung.
    Gilda rührte sich auch nicht, als ich meine Hand unter den dünnen Pullover schob, denn ich hatte mich zu einem Experiment entschlossen. Es konnte schiefgehen, dann hätte ich Gilda möglicherweise vernichtet, was mir überhaupt nicht gefiel.
    Dennoch wagte ich es.
    Hinter mir atmete Erica scharf. »Was hast du vor, Polizist?« Sie fragte es lauernd.
    »Das liegt allein an mir. Da ich schon in eurer Mitte stehe und ihr mich haben wolltet, werde ich dementsprechend handeln. Halten Sie sich zurück.«
    Erica rollte mit den Augen. Dort hatte sich die dunkle Schminke aufgelöst und schwarze Streifen auf ihre Haut gezeichnet. Ich wußte, daß sie mir nicht positiv gegenüberstand, sie hatte mich hergelockt, um ihr Ziel zu erreichen.
    Gilda tat nichts. Sie hatte ihre Hände auf die Theke gelegt. Nichts rührte sich in ihrem makabren Gesicht, das von einem Bildhauer geschaffen zu sein schien.
    Ich

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