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0559 - Die Inseln des Wahnsinns

Titel: 0559 - Die Inseln des Wahnsinns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Schon jetzt waren die Hitze und Schwüle des kommenden Tages spürbar. Weder das Mädchen noch die beiden Männer bewegten sich, sie standen und lehnten da und sahen hinüber zu dem Bauwerk aus verschiedenfarbigem Stein, das bei jedem Windhauch zusammenbrechen konnte. Der Robot befand sich noch immer im Dschungel. Ereignislos vergingen die Minuten. Sandal wurde unruhig und trocknete sich die schweißnasse Stirn ab.
    „Achtung!" rief Tahonka warnend.
    Wieder richteten sich ihre Blicke auf den Bau.
    Aus dem untersten Loch der Mauer kam ein großer Kopf mit einem langen Fühler hervor. Die empfindlichen Haarzellen am Ende des Fühlers richteten sich zitternd auf. Sandal hob das Fernglas an die Augen und spähte hindurch. Das Gesicht des Götzen war ganz nah vor seinen Augen: wieder mußte er erkennen, daß alle Götzen einem einzigen Volk entstammten, aber keiner von ihnen sah dem anderen etwa so ähnlich wie ein Mensch dem anderen. Gewisse Merkmale waren gleich, aber schon in der Länge gab es drastische Unterschiede. Dieser Götze hier, zweifelsohne auch wahnsinnig, war ein besonders kleines Exemplar.
    „Ein Zwerg!" brummte Sandal.
    Der Kopf kam heraus, dann folgte der Körper. Er war klein und zierlich. Der Götze schwang sich nach außen und ging schnell den mit Steinen gesäumten Weg entlang bis zur Grenze seines farbigen, figurenreichen Besitztums. Dort vollführte er auf dünnen, gebogenen Beinchen eine Kehrtwendung und ging entlang der äußersten Steinlinie. In seiner Hand trug er ein Gerät aus einem Ast und vielen Zweigen, das wie ein einfacher Reisigbesen aussah. Die großen Facettenaugen auf den Boden geheftet, ging der Götze weiter. Er verschwand hinter dem Haus und kam an der anderen Seite wieder hervor. Dann näherte er sich auf der nächsten Geraden dem Versteck der drei Freunde.
    Der Götze blieb erschrocken stehen, als er die Fußspuren bemerkte.
    Sandals Arm schwang hoch, griff über die Schulter und holte einen Pfeil mit messerscharfer Vierkantspitze aus dem Köcher.
    „Warte!" flüsterte Tahonka in Sandals Ohr.
    Der junge Krieger nickte.
    Der Götze richtete sich auf. Jetzt sahen sie, daß seine Füße mit großen Blättern und dünnen Lianenbast-schnüren umwickelt waren. Auch eine Art Schurz, den er um seinen zweifelhaft insektenartigen Körper trug, bestand aus zusammengehefteten, ledrigen Blättern.
    Der einzelne Fühler zitterte und schwankte wie ein Zweig im Sturm. Die empfindlichen Haare vibrierten aufgeregt. Der Götze kam abermals einige Schritte näher, aber er schien den Rand des Dschungels nicht zu beachten und den Felsen, an dem die Fremden lehnten und warteten, beobachteten, Aufnahmen machten ...
    Dann strich er mit dem Besen über den Sand, bis die Fläche wieder völlig glatt war. Er rückte die umgetretenen Steine wieder zurecht und kehrte die verschiedenfarbigen Mineralien hin und her, bis sie wieder als dünne Schicht zwischen den Steinen lagen.
    Die Sandmalerei war repariert worden. Der Götze blieb stehen und blickte in die Richtung, in der die Maschine verschwunden war.
    Dann schulterte er den Besen und lief außerhalb der farbigen Flächen bis zum Beginn des Pfades.
    Klick, machte Tahonkas Kamera.
    Aus dem Wald schwebte der Robot hervor. Er trug in seinen langen, dünnen Armen mit den komplizierten Greiforganen eine Menge großer Früchte von gelber und roter Farbe. Der Götze ging zum Haus zurück, der Robot folgte ihm eifrig.
    „Er hat das Frühstück gepflückt!" sagte Chelifer.
    Langsam begann sie sich tatsächlich zu fühlen, als besuchten sie ein Irrenhaus. Dieser Götze hatte sich in seinem Verfolgungswahn ein Reich aus Sand und Steinen erbaut.
    Er wurde von einem schreienden Vogel geweckt, verbrachte seinen Tag mit dem Ausbessern der vergänglichen Sandmalerei, jeder Regenguß zerstörte diese Fläche bis auf die steinernen Abgrenzungen.
    Der Götze schleppte aus dem Steinhaus Baumabschnitte heraus, rohe Bretter und einen bizarr aussehenden Stuhl aus Holzknüppeln und Lianen, in langer und mühevoller Arbeit hergestellt. Er brachte Teller und einen Krug, warf eine Decke über den improvisierten Tisch, rückte den Sessel in die Sonne und setzte sich. Der Robot bediente ihn, indem er die Früchte schälte, teilte und den Götzen mit den Stücken fütterte.
    Tahonka-No sagte entschlossen: „Weg! Nur weg! Wenn wir länger zusehen, werden wir vielleicht auch noch verrückt. Aber noch ist kein Rätsel gelöst."
    Sandal steckte den Pfeil zurück, warf den Bogen über

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