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0559 - Zarkahrs Zorn

0559 - Zarkahrs Zorn

Titel: 0559 - Zarkahrs Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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diese Fremden für andere Menschen nicht sichtbar waren, wußte er auch, daß das für die Regenbogenblumen nicht galt!
    Er wartete ab und zeigte mit keinem Wimpernschlag, daß er noch etwas anderes sah als die bunten Riesenblüten.
    Langsam bewegten sich jetzt die Fremden.
    Sie verließen den Raum zwischen den Blüten, und einer schritt dabei auf Shado zu. Der reagierte nicht.
    Auch als der einzelne Unsichtbare ganz nahe vor ihm stehenblieb und ihn ansah, bewegte Shado sich nicht.
    Vor ihm stand der Tod!
    Und der Tod überlegte, ob er zuschlagen sollte oder nicht! Ob der Aborigine, der nach seinem wilden Tanz erschöpft im Gras kauerte, ein Risiko für ihn und seine Artgenossen darstellte. Ein Risiko, das zu groß war, um es eingehen zu können!
    Denke nicht zu laut! vernahm Shado plötzlich die lautlose Stimme des Regenbogenmanns aus weiter Ferne.
    Er dachte nicht nur leiser, er dachte überhaupt nicht mehr! Er stellte seine Denkvorgänge völlig ein, um sich dem Unsichtbaren nicht verraten zu können!
    Wie lange er gewartet hatte, wußte er nicht. Zeit hatte ihn noch nie besonders interessiert. Aber dem Stand der Sonne zufolge mußte eine Viertelstunde vergangen sein, als er seine Denkvorgänge wieder aufnahm.
    Der Tod war an ihm vorbeigegangen.
    Auch die drei anderen Unsichtbaren waren fort, nur die Regenbogenblumen befanden sich noch an Ort und Stelle.
    Langsam erhob sich Shado wieder.
    Er dachte an Kanaula, aber der Regenbogenmann zeigte sich ihm nicht mehr. Shado aber sah die Spuren im Gras, die die Unsichtbaren hinterlassen hatten.
    Er folgte ihnen.
    Auch dann noch, als sie den Hyde Park verließen und sich in Richtung Hafen bewegten.
    ***
    Zarkahr machte nicht den Fehler, sich in die unmittelbare Nähe Zorrns zu begeben, als er Sydney erreichte. Wofür hatte man schließlich Diener?
    Auch wenn diese sich in menschlicher Gestalt durch die Straßen der Stadt bewegten, war es für einen Erzdämon wie ihn kein Problem, sie zu erkennen. Er brauchte nur auf ihre Ausstrahlung zu achten.
    Vorsichtshalber tarnte er seine Gestalt, so daß die Menschen ihn nicht gleich als das erkannten, was er wirklich war. Aber als er unter ihnen einen Derwisch erkannte, rief er ihn mit der Befehlenden Stimme zu sich.
    Der Derwisch konnte nicht anders, als dem Befehl Folge zu leisten. Ihm zeigte Zarkahr für die Dauer weniger Sekunden seine wahre Gestalt.
    Der Derwisch, der harmlos wie ein Versicherungsvertreter auf Dienstreise aussah, zuckte zusammen. Er schien innerhalb weniger Augenblicke um Jahrhunderte zu altern.
    »DER CORR«, keuchte er. »Großer, Ihr seid wieder zurückgekehrt?«
    »Erschreckt dich das, Wicht?« spottete Zarkahr.
    »Es erleichtert mich, Großer«, log der Derwisch unterwürfig. »Es gibt dem Pandämonium vielleicht die Möglichkeit, zur alten Größe früherer Jahrtausende zurückzukehren. Ich Unwürdiger stehe Euch jederzeit mit meinen bescheidenen Kräften zur Verfügung.«
    Er wußte, daß Zarkahr ihn mit einem einzigen Gedanken auslöschen konnte. Und er wußte auch, daß Zorrn ihn davor nicht schützen konnte. Zarkahr war ein jähzorniger Dämon, der einst über große Macht verfügt hatte. Lange Zeit hatte er als verschollen gegolten, und jetzt tauchte er ausgerechnet hier wieder auf!
    Der Derwisch fürchtete um sein Leben.
    »Du wirst mir dienen«, befahl Zarkahr.
    »Ich höre und gehorche«, murmelte der Derwisch. »Wenn Ihr wollt, Großer, führe ich Euch zum Tempel der Corr.« Da spitzte Zarkahr seine ansonsten gar nicht spitzen Ohren und die Hörner gleich dazu. »Ein Corr-Tempel in dieser Stadt? Seit wann?«
    »Seit langer Zeit, Großer.«
    Es war logisch. Australien war von England kolonisiert und besiedelt worden. Wenn es in London einen unterirdischen Tempel gegeben hatte, warum sollte es dann nicht auch in australischen Städten Corr-Tempel geben?
    Allerdings war es bei näherer Betrachtung doch ein wenig ungewöhnlich, denn zu der Zeit, als die Menschen der nördlichen Hemisphäre auf den vergessenen Kontinent trafen und ihn bewußt wahrnahmen, hatte es schon kaum noch Corr der alten Art gegeben. Vielleicht war Zarkahr selbst damals schon der letzte gewesen.
    Warum also sollte man den Corr noch Tempel bauen? Die Spitzohrigen verzichteten darauf, sich in Tempeln verehren zu lassen.
    Diese dekadenten Narren!
    »Du wirst mir den Tempel zeigen«, befahl Zarkahr. »Aber du wirst auch noch einige andere Aufträge für mich erledigen. Du gehörst mir!«
    Der Derwisch verneigte sich unterwürfig und

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