0559 - Zarkahrs Zorn
unerschöpflich.
April Hedgeson atmete hörbar auf und fuhr sich über die Stirn, als müsse sie Schweißtropfen abwischen, aber ihre Haut war trocken.
»Ich habe bisher immer gedacht, daß ich für alle Erfahrungen mit Ausnahme Drogen offen bin - aber das hier mochte ich nicht so schnell wieder erleben«, sagte sie leise.
Nicole lächelte.
»Du solltest vielleicht an dieser Fähigkeit arbeiten, so wie ich es damals getan habe. Es kann sehr nützlich sein, sie zu beherrschen, anstatt von ihr beherrscht zu werden.«
»Für euch Dämonenjäger vielleicht«, erwiderte April. »Aber nicht für mich.« Sie erhob sich und ging zur Icebox, um eine gekühlte Coke herauszunehmen.
»He, du plünderst die Vorräte deiner geschätzten Gäste«, grinste Zamorra.
»Wiedergutmachung für den mentalen Schaden«, konterte April sarkastisch. »Was schert mich das Wohl meiner Gäste, wenn es um mein eigenes geht?«
Neben den alkoholfreien Getränken gab es in der Mini-Bar der Gästekajüte auch eine noch »jungfräuliche« Flasche Glenfiddich. April brach sie an und frischte die Coke mit einem gehörigen Schuß Whisky auf.
»Den brauche ich jetzt - ausnahmsweise«, murmelte sie, trank aber recht vorsichtig und langsam. Sie schüttelte sich, als sich das Gemisch seinen Weg abwärts bahnte.
»Medizin muß man vor Gebrauch schütteln«, bemerkte Nicole trocken.
»Ich liebe deine Fürsorge«, sagte April. »Hat es wenigstens einen Nutzen gebracht, dieses Experiment?«
»In zweierlei Hinsicht. Erstens hast du erfahren, daß dir die Dhyarra-Energie nicht schadet«, sagte Nicole. »Zweitens weiß ich jetzt ungefähr, wo die Magie aktiv wurde, die du gespürt hast. Ich brauche jetzt Karten.«
»Haben wir im Steuerstand, kommt mit.«
April war sichtlich froh, die Kabine verlassen zu können. Draußen, auf dem Gang, wurde sie etwas lebhafter - die Gästekajüte verband sich für sie vermutlich mit dem ungeliebten Erlebnis…
Bis zur Kommandobrücke, die wie bei allen neueren Grym-Booten unter Deck angelegt war, waren es nur ein paar Dutzend Schritte. Gar so groß, wie es vielleicht den Anschein hatte, war die SEASTAR wiederum nicht. Immerhin war sie geräumig genug, daß niemand an Bord in Platzangst verfiel.
Bildschirme mit leichtem 3-D-Effekt zeigten die Umgebung und blendeten zugleich Daten ein. Zamorra sah, daß sie Sydney so gut wie erreicht hatten. Die Silhouette der Riesenstadt war bereits zu erkennen.
Der breitschultrige Ran Munro hatte die kurze Shagpfeife zwischen den Zähnen und grinste sie an, als sie zu dritt hereinkamen.
»Das Betreten der Kommandobrücke ist für Passagiere verboten«, schmunzelte er. »Wenn wir hier nicht bei der Hedgesonschen, sondern der christlichen Seefahrt wären, müßte ich Sie jetzt rausschmeißen oder festnehmen. - Was kann ich für Sie tun?«
»Kartenwerk projizieren«, verlangte April. »Sowohl von Sydney als auch von Melbourne…«
»Auch von der näheren Umgebung«, warf Nicole ein. »Und was Melbourne angeht, zeigen Sie mir den Bereich um Ricardos Privatgelände.«
Munro vergewisserte sich, daß die automatische Steuerung den Kabinenkreuzer auf Kurs hielt, dann wandte er sich einer Art elektronischem Kartentisch zu. Er aktivierte den Schirm, der zunächst die Umgebung der SEASTAR als Seekartendarstellung zeigte.
»Zeigen Sie am besten, was Sie sehen wollen«, verlangte er.
Nicole betrachtete die Wiedergabe, die auch die Küstenlinie zeigte. Sie verglich die Winkel… Es stimmte, was sie durch April gespürt hatte. Wenn sie ein imaginäres Lineal anlegte, traf die unsichtbare Linie in der einen Richtung genau das Stück Privatstrand, an dem sie es mit dem unheimlichen Krakenmonstrum zu tun gehabt hatten - und in der anderen Richtung, momentan fast im rechten Winkel, den Norden Sydneys.
Port Jackson…?
Nicole deutete darauf. »Haben Sie so etwas wie einen Stadtplan?«
»Aye«, erwiderte Munro. »Aber nur in grobem Raster. Von allen großen Hafenstädten. Es reicht, um notfalls per Satellitennavigation in einen Hafen einlaufen zu können. Wenn Sie möchten, daß wir das Opera House, dieses komische Muscheldachgebäude, rammen - kein Problem.«
Zamorra atmete tief durch.
Munro grinste und wies mit dem Daumen zum Kabinendach. »Da oben kreisen die Satelliten, die unseren Hauptcomputer und damit das Schiff zielgenau an einen bestimmten Pier bringen und andocken lassen können. Das Kartenwerk ist auf den Meter genau. Eigentlich brauchte ich hier nur einen Kurs exakt zu
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