056 - Der Banknotenfälscher
eigentlich gestern in Sydenham?«
»Ja«, erwiderte sie, ohne zu zögern.
»Ach Jane, ich begreife überhaupt nichts mehr. Hat Bourke gesagt...?« »Kümmere dich jetzt nicht darum, was Bourke sagt.« Ihr Ton war kurz und sachlich. Sie setzte sich an den Schreibtisch. »Und nun erzähl mir, wie du Donald Wells kennengelernt hast.«
»Meine Liebe, ist denn das wirklich nötig?« fragte er beinahe ungeduldig.
»Sehr sogar! Mr. Bourke bat mich darum.«
Peter wanderte, die Hände auf dem Rücken verschränkt, im Zimmer auf und ab.
»Ich traf ihn nach meiner Rückkehr aus Afrika. Auf dem Schiff hatte ich ziemliche Zahnschmerzen bekommen, und jemand empfahl mir einen Zahnarzt in der Harley Street. Aber die Schmerzen vergingen und stellten sich erst nach einem oder zwei Monaten wieder ein. So wollte ich den Zahnarzt aufsuchen, hatte aber die Hausnummer nicht mehr im Gedächtnis und geriet versehentlich an Donald Wells. Ich war dem Zufall dankbar, daß ich in ihm einen Arzt getroffen hatte, mit dem ich alle meine Sorgen besprechen konnte. Seit ich erfahren hatte, daß mein Vater im Irrenhaus gestorben war, lebte ich wie unter einer unerträglichen Last.«
»Wann hast du das erfahren?« warf Jane ein.
»Als ich einundzwanzig wurde. Die Anwälte mußten es mir sagen, denn ich hatte viele Dokumente zu unterschreiben. Damals entdeckte ich, daß mein Name eigentlich Welerson ist. Ich habe nicht gefragt, warum er geändert worden ist. Aus den Dokumenten, die ich lesen und unterzeichnen mußte, erfuhr ich, daß mein Vater in der Anstalt gestorben war. Die Papiere wurden mir nach Gwele in Rhodesien gebracht, wo ich mich gerade aufhielt. Der Anwalt, der sie mir vorlegte, war sehr gesprächig nd erzählte mir alles. Der alte Radlow war immer so besorgt, mich von England fernzuhalten und bestand darauf, daß ich in guter Luft leben sollte, daß ich glaubte, in unserer Familie sei ein Fall von Lungenkrankheit vorgekommen. Als ich erfuhr, daß es sich um etwas viel Schlimmeres handelte, war ich wie erschlagen.« Jane seufzte und streichelte seine Hand, die neben der ihren auf dem Schreibtisch lag.
»Erzähl mir jetzt von Donald«, sagte sie sanft.
»Ja, Donald brachte mich erst zu einem Zahnarzt und wartete auf mich. Dann gingen wir in seine Wohnung - er war damals allein; Marjorie war im Ausland. Ich fand ihn sehr sympathisch, und vor allem war er Arzt. Natürlich erzählte ich ihm alles, was mich schon seit Jahren bedrückte. Ich hatte noch nie einen Arzt gefragt, ob ich die Krankheit meines Vaters geerbt haben könnte - aber nun nahm ich die Gelegenheit wahr und sprach mich einmal aus. Ich habe Donald mehr zu danken, als ich sagen kann. Er ließ sich von mir versprechen, ihn jede Woche aufzusuchen, und wir wurden gute Freunde. Und vor allem verdanke ich ihm die Bekanntschaft mit dir.«
»Ich weiß«, nickte Jane. »Er brachte dich an meinem Geburtstag mit zu uns ins Haus.« Dann fragte sie schnell: »War damals auch Basil Hate dort?«
Peter überlegte einen Augenblick.
»Ja, ich glaube wohl. Ich kann mich nicht genau erinnern, habe aber das dunkle Gefühl, daß er irgendwo im Hintergrund herumstand.«
Sie machte eine Notiz.
»Noch etwas - und ich glaube, das ist sehr wichtig: Kannst du dich noch erinnern, unter welchem Vorwand Donald dich damals zu uns brachte?«
»Dein Vater wollte mich gern kennenlernen. Er hatte einige meiner Radierungen gesehen.«
Sie schob den Bogen beiseite. Erleichtert atmete er auf, er hielt das Verhör für beendet.
»Wie oft hast - du diese Anfälle gehabt, Peter - ich meine, wie oft wußtest du nicht, was du tust?«
»Bis vor kurzem ist das niemals vorgekommen«, erwiderte er. »Aber Donald sagte mir, daß ich augenblicklich in einem kritischen Alter sei, und derselben Ansicht war auch Clewers, der Nervenspezialist.«
»Hast du seit der Nacht, in der Basil Hate ermordet wurde, einen Anfall gehabt?«
»Nein - nur gestern nacht, natürlich. Ich weiß nicht, was passiert ist, nur, daß ich aus Lorngford Manor abgefahren bin. Das letzte, woran ich mich erinnere, ist das Tor von Longford Minor. Danach ist alles in meinem Kopf wirr und verwischt.«
»Sind Sie an einem Auto vorüber gekommen, das am Straßenrand parkte?«
Jane zuckte zusammen, als sie die fremde Stimme horte. Es war Bourke. Er mußte während ihres Gespräches die Tür geöffnet und wieder geschlossen haben, ohne daß sie ihn bemerkten, denn er stand schon mitten im Zimmer.
»Hallo!« Peter erhob sich verlegen. »Wo zum
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