056 - Metropole der Angst
ziemlich voll genommen. Von Schmuck und wertvollen Pelzen hast du geredet, die du mir eines Tages würdest schenken können. In einem Palast würden wir wohnen. Alles leere Versprechungen.«
»Habgieriges Luder!«
»Blindgänger!«
Jerry Willoby machte zwei schnelle Schritte auf seine Frau zu.
Sie hob trotzig den Kopf und musterte ihren Mann geringschätzig. »Willst du mich schlagen? Na los doch, tu es! Dazu müßte dein jämmerlicher Mut gerade noch ausreichen. Nun komm schon! Schlag mich, du Versager. Zeig, wozu du imstande bist.«
Er gab ihr eine Ohrfeige, die sie beinahe umwarf, und sie hörte auf dem getroffenen Ohr kurze Zeit nichts.
Obwohl ihre Wange wie Feuer brannte, lachte sie ihren Mann aus. »Bravo! Gleich noch mal! Ich sehe, das hat dir gutgetan!«
Jerry Willoby ließ die Schultern verzweifelt hängen. Er sah aus wie eine aufblasbare Puppe, die undicht geworden war.
»Es tut mir leid, Jane, aufrichtig leid, aber du weißt, daß meine Nerven nicht die besten sind. Warum mußt du mich immer bis zur Weißglut reizen?«
Sie funkelte ihn haßerfüllt an. »Du hast mich hinübergeschickt. Ich soll mit unserem Nachbarn tun, was mir Spaß macht.«
»Das habe ich doch nur im Zorn gesagt.«
»Der Mann sieht sehr gut aus. Viel besser als du. Warum sollte ich nicht hinübergehen?«
»Warum?« wetterte Jerry Willoby. »Weil du eine verheiratete Frau bist.«
»Verheiratet mit einer Null!« sagte Jane Willoby eisig. »Ich hätte Stewart Mason haben können. Er ist heute im Aufsichtsrat eines der größten Elektronikkonzerne des Landes…«
Willoby lachte laut. »Mit Stewart hättest du trotzdem nicht sehr viel Spaß gehabt. Alle Welt weiß, daß er für Frauen nicht mehr übrig hat, als ein nettes, Lächeln.«
Jane verließ das Wohnzimmer.
»Wohin gehst du?« rief ihr Jerry Willoby nach.
»Dorthin, wohin du mich geschickt hast«, sagte Jane spöttisch. »Ich bin eine gehorsame Frau.«
»Du bleibst hier!«
Jane öffnete die Tür.
»Verdammt, Jane, komm zurück! Ich entschuldige mich auch für alles, was ich gesagt und getan habe.«
Sie trat aus dem Haus.
»Jane, wenn du zu diesem Typ gehst, sind wir geschiedene Leute.«
»Darauf lasse ich es ankommen«, sagte Jane und schloß die Tür hinter sich.
***
Die Entwicklung mit Tucker Peckinpah schmeckte Mr. Silver und mir so sehr nicht, daß wir uns einig waren, der Sache auf den Grund gehen zu müssen. Was der Industrielle getan hatte, entsprach nicht seinem Wesen.
Vicky Bonney hatte schon den Vorschlag gemacht, nach New York zu reisen und mit Peckinpah zu reden, doch ich hatte ihr davon abgeraten. Es war besser, wenn Mr. Silver und ich uns um die Angelegenheit kümmerten.
Der Zauberer Angelo d'Alessandro hatte Peckinpah der Hölle zugespielt.
Ich hatte befürchtet, meinen Partner nie mehr wiederzusehen - oder in die Hölle gehen zu müssen, um ihn zurückzuholen.
Nun, es war nicht nötig gewesen; er war selbst wiederaufgetaucht, und er hatte Maßnahmen gesetzt, die für ihn vor seinem Ausflug in die Hölle undenkbar gewesen wären.
Wir mußten ihn sehen, mit ihm reden - und ihm helfen, falls er Hilfe brauchte.
Um zu erfahren, wo der Industrielle sich aufhielt, suchten wir seinen Anwalt Dean McLaglen in dessen Haus auf.
James, der Butler, öffnete uns. Ein hagerer, steifer, aber nicht unsympathischer Mann. Wir hatten uns nicht angemeldet, waren aber sicher, daß uns McLaglen empfangen würde.
»Ist Mr. McLaglen zu Hause?« wollte ich wissen.
»Ja, Mr. Ballard. Wenn Sie mir bitte folgen wollen.«
Der Butler führte uns in das geräumige Arbeitszimmer des Rechtsanwalts.
McLaglens Kopf glänzte wie eine Billardkugel. Er hätte Werbung für eine Enthaarungscreme machen können. Wie Telly Savalas sah er aus.
Er reichte uns die Hand und bot uns Platz an. Wir setzten uns in tiefe, bequeme Ledersessel. James servierte unaufgefordert Drinks. Wenn wir sie nicht wollten, konnten wir sie stehenlassen.
Nachdem sich der Butler zurückgezogen hatte, faltete Dean McLaglen die Hände, als wollte er beten.
»Was führt Sie zu mir?«
Sein Blick pendelte zwischen Mr. Silver und mir hin und her. Er sah es als seine Aufgabe an, Tucker Peckinpahs Geschäfte während dessen Abwesenheit in seinem Sinn weiterzuführen.
»Hört man was Neues von Peckinpah?« erkundigte ich mich.
McLaglen schüttelte den kahlen Kopf. »Nicht das geringste. Außer einem Anruf und der telegrafischen Bestätigung kein Lebenszeichen von Mr. Peckinpah.«
»Er kratzte sein ganzes
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