056 - Metropole der Angst
Seite.
»Jane Willoby, die Nachbarin.«
»Wimmle sie ab!« verlangte Mago und zog sich mit dem ghoulähnlichen Wesen, das ihm treu ergeben war, zurück.
Metal begab sich zur Tür und öffnete. Jane Willoby lächelte ihn freundlich an: Ihr Blick huschte interessiert an ihm auf und ab.
»Ja?« fragte Metal frostig.
»Es, es ist mir ein bißchen peinlich«, sagte die junge hübsche Frau. »Ehrlich gesagt, ich weiß nicht recht, was ich sagen soll. Mein Mann und ich… Naja, wir hatten eine kleine Meinungsverschiedenheit. Wir verstehen uns schon seit ein paar Jahren nicht mehr so recht, bleiben nur wegen Timmy beisammen. Sie haben den Jungen ja heute kennengelernt… Und meinen Mann kennen Sie jetzt auch. Er ist nicht gerade das, was man als Traummann bezeichnen kann, nicht wahr, und sicherlich haben Sie festgestellt, daß ich überhaupt nicht zu ihm passe…«
»Es ist Ihre Sache, das geht mich nichts an«, sagte Metal ungeduldig. Er hätte die Tür am liebsten zugeknallt.
»Ich machte Jerry Vorwürfe, weil er Sie nicht mitbrachte. Er hat in seiner tolpatschigen Art wohl wieder alles verkorkst, stimmt's?«
»Nein. Ich wollte nicht rüberkommen.«
»Oh…« Jane Willoby lachte gekünstelt. »Offengestanden, jetzt komme ich mir ein bißchen dumm vor. Mein Mann hat mich geohrfeigt, und ich möchte ihn dafür büßen lassen. Wäre es nicht möglich, daß ich auf einen Drink zu Ihnen reinkomme? Nur, damit Jerry zu Hause vor Eifersucht zerplatzt.«
»Hören Sie, Mrs. Willoby…«
»Wenn Sie nichts zu trinken im Haus haben, ist es mir auch recht. Dann vertreiben wir uns die Zeit eben anderswie.«
»Ich werde Sie nicht in mein Haus lassen, Mrs. Willoby. Ich möchte, daß Sie heimgehen.«
»Haben Sie Angst vor meinem Mann? Das ist nicht nötig. Jerry ist eine Flasche.«
»Gehen Sie!« knurrte der Silberdämon. »Gehen Sie endlich!«
Wütend rammte er die Tür zu.
So etwas war Jane Willoby noch nie passiert. Sie sah gut aus. Im allgemeinen fühlten sich die Männer geehrt, wenn sie ihnen ihre Aufmerksamkeit schenkte.
Sollte Jerry ausnahmsweise mal recht haben? Handelte es sich bei diesem unfreundlichen Kerl tatsächlich um einen Verbrecher, der soviel Dreck am Stecken hatte, daß er den Kontakt zur Nachbarschaft peinlichst meiden mußte?
Befand sich der Hüne nicht allein im Blockhaus? Hatte er sie deshalb nicht eingelassen?
Jane Willoby war eine sehr neugierige Person. Geheimnisse waren für sie die reinste Folter, deshalb wollte sie sich Gewißheit verschaffen.
Außerdem… Je länger sie von daheim fortblieb, desto mehr kochte Jerry vor Wut, und das gönnte sie ihm. Vielleicht würde sie ihm später eine Lügengeschichte erzählen, daß ihn vor Eifersucht fast der Schlag traf.
Er hatte sie geohrfeigt. Sie wollte zurückschlagen, aber ohne ihre Fäuste zu gebrauchen. Dennoch würden die Treffer genauso schmerzhaft sein.
Jane Willoby schlich an der Vorderfront des Blockhauses entlang, duckte sich beim ersten Fenster und spähte vorsichtig ins Haus.
Nichts war zu sehen.
Jane, die nicht ahnte, in was für einer entsetzlichen Gefahr sie schwebte, schlich weiter.
Als sie durch das nächste Fenster sah, erblickte sie den großen Mann. Er wandte ihr den Rücken zu, und sie konnte nicht an ihm vorbeisehen.
Durch die Verandatür mußte ein besserer Blick zu erhaschen sein. Jane Willoby wagte sich noch weiter.
Der große Mann schien tatsächlich nicht allein im Haus zu sein. Die junge Frau hatte vorhin den Eindruck gehabt, er würde mit jemandem sprechen. Sie rechnete damit, die andere Person gleich zu sehen.
Behutsam brachte sie ihr Gesicht dem Glas näher. Obwohl es nicht nötig gewesen wäre, schirmte sie die Augen ab, und was sie dann sah, raubte ihr vor Schreck beinahe den Verstand.
Im Blockhaus befand sich ein grauenerregender Kerl. Er mußte maskiert sein, eine andere Erklärung hatte Jane Willoby nicht.
Seine Haut war granitgrau, er hatte spitze Ohren, war hager, und zwischen seinen Lippen erschien immer wieder eine schwarze Schlangenzunge.
Entsetzt zuckte Jane Willoby zurück. Ihr Herz klopfte bis in den Hals hinauf. Diese Maske war so abscheulich, daß der Frau der kalte Schweiß ausbrach.
Was waren das für Leute?
Ein Geräusch drang an Janes Ohr, und sie wirbelte wie von der Natter gebissen herum.
Da traf sie ein weiterer Schock mit großer Wucht, denn sie sah sich einem anderen Monster gegenüber.
Magos Scherge bleckte die gelben Rattenzähne. Der gedrungene Kerl holte mit der Peitsche aus.
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