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056 - Metropole der Angst

056 - Metropole der Angst

Titel: 056 - Metropole der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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vor Angst auf sie ein. Seine Fäuste trafen immer wieder den skelettierten Kopf, doch er schlug sich daran nur die Knöchel blutig.
    Sie ließ nicht von ihm ab.
    Ihre Hände griffen nach seiner Kehle. Er stieß ihre Arme schreiend zur Seite und wollte an ihr vorbeirennen, doch ihr Faustschlag, der ihn brutal in der Leibesmitte traf, zwang ihn, sich keuchend zusammenzukrümmen.
    Jane schlug noch einmal zu.
    Dieser Treffer warf ihn rücklings auf das Bett. Sofort war der Totenkopf-Zombie über ihm, und schon lagen zwei dicke Daunenkissen über seinem Gesicht. Jane preßte die Kissen auf ihn.
    Er wehrte sich verzweifelt.
    Luft! Luft! schrie es in ihm. Mein Gott, ich ersticke!
    Immer kritischer wurde die Atemnot, immer schlaffer wurden seine Bewegungen, bis er nicht mehr die Kraft hatte, sich zu wehren. Seine Arme fielen herab, die Fäuste öffneten sich, die Finger zuckten noch einmal - dann war er tot.
    ***
    Es war Vollmond, und in der Ferne heulte schaurig ein Wolf.
    Durch Tannen und Laubbäume strich ein kühler Wind, Grashalme duckten sich, als hätten sie Angst.
    Das Unheil näherte sich auf leisen Pfoten.
    Noch war es nicht zu sehen, aber zu erahnen, zu fühlen. Hier brach ein Zweig, dort war das gespenstische Schleifen von Blättern zu hören. Ein Nachtvogel kreischte erschrocken und flatterte auf. Angsterfüllt suchte er das Weite, und das Grauen kam näher.
    Jetzt Stille…
    Aber nur für einen kurzen Augenblick. Dann huschte das unheimliche Tier weiter durch die Dunkelheit. Immer wieder verharrten die tappenden Schritte einen Moment, dann waren sie wieder zu hören.
    Und ein gedämpftes Knurren flog durch die tintige Finsternis.
    Plötzlich schnellten dünne Weidenzweige pfeifend auseinander, und die grauenerregende Fratze eines Werwolfs kam zum Vorschein!
    Sein Fell war graubraun und gesträubt. In seinen Augen glomm eine gefährliche Höllenglut, und gierig hingen die Lefzen herunter.
    Ein hechelndes, schmatzendes Geräusch geisterte durch die unheilschwangere Vollmondnacht, als das Monster sich die Schnauze leckte.
    Es trat zwischen den Zweigen hervor, blieb stehen, spreizte die Arme ab und sog das Mondlicht wie ein Schwamm in sich auf.
    Der fahle Schein dieser großen buttergelben Scheibe, die dort oben am Himmel hing, verlieh dem Ungeheuer zusätzliche Kräfte. Sein Brustkorb wölbte sich kraftvoll.
    Die Pranken des Scheusals streckten sich dem Mond entgegen.
    Irgendwo schrie ein Käuzchen.
    Der Wolf hob seinen furchterregenden Schädel und prüfte die Witterung. Seine spitzen Ohren zuckten und legten sich dann flach an den Kopf.
    Geduckt setzte die Bestie ihren Weg fort. Trockenes Gras knisterte, und der Wolf erreichte einen stillen, alten Friedhof. Er verschwand hinter einem verwitterten Grabstein, setzte über einige Grabhügel und näherte sich einem kleinen, schäbigen Haus, das genauso vergessen wirkte wie der Gottesacker.
    Eins der schmalen, vergitterten Fenster war erhellt. Nirgendwo sonst brannte Licht.
    Der Werwolf pirschte sich an das Fenster heran, legte die Pranken an die Hauswand und schaute in das Haus. Vor dem rußigen offenen Kamin saß ein alter, hagerer Mann mit schlohweißem Haar.
    Es hatte den Anschein, als würde er auf etwas warten. Ab und zu hob er den Kopf und blickte zur Tür, doch niemand trat ein.
    Noch nicht!
    Das Monster unterdrückte ein gieriges Knurren, glitt an der Mauer entlang und erreichte die verwitterte, morsche Tür.
    Mit einem harten Prankenhieb schlug der Werwolf die wackelige Tür auf und trat ein. Obwohl das Scheusal zum Fürchten aussah und kein Zweifel darüber bestand, daß es gekommen war, um grausam zu morden, hatte der alte Mann keine Angst.
    Seine Hand zitterte nicht, als er sein Weinglas wegstellte. Er erhob sich unerschrocken und blickte dem Ungeheuer geradewegs in die lodernden Lichter.
    Seine schmalen Lippen umspielte ein beinahe erleichtertes Lächeln.
    »Ich habe dich erwartet«, sagte er mit fester Stimme.
    Nun hatte das Warten ein Ende; der Werwolf duckte sich zum Sprung und schnellte sich ab.
    Und er flog mitten hinein in den Zuschauerraum des Kinos, in dem der blutige Horrorstreifen gezeigt wurde.
    Es war ein 3-D-Film, und die optischen dreidimensionalen Gags erhöhten den Gruseleffekt, machten das Grauen sozusagen hautnah. Jedermann konnte es spüren, jeden traf es, denn wenn der Werwolf mit vorgestreckten Pranken aus der Leinwand heraussprang, hatte jeder einzelne Zuschauer das Gefühl, es ginge ihm, und nur ihm, ans Leben.
    Linda Caan

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