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056 - Zielort: Kratersee

056 - Zielort: Kratersee

Titel: 056 - Zielort: Kratersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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keine Spuren, die auf große Tiere hinwiesen, und doch hatten die beiden Frauen sichtlich Angst davor, die Bäume zu verlassen.
    Warum?, fragte er sich.
    ***
    Lieutenant Garrett schlürfte den Rest des Nahrungskonzentrats und wa rf die Tüte angewidert in den Papierkorb. Angeblich hatte er gerade ein Reisgericht mit Fisch und Gemüse zu sich genommen, aber der Geschmack in seinem Mund erinnerte ihn eher an Plastik. Es gab nur fünf Geschmacksrichtungen der flüssigen Konzentrate, und dass sie alle nach Plastik schmeckten, hatte seine Laune in den letzten Monaten nicht gerade gehoben.
    Bald ist es vorbei, beruhigte Garrett sich. Dann gibt es wieder Steak und kostenlosen Sex.
    Er dachte an die hübsche Frau, die er an der Stadtmauer aufgele sen hatte. Sie behauptete, keine Professionelle zu sein, aber daran glaubte Garrett nicht. Dafür hatte sie seine Versuche, den Preis zu drücken, viel zu schnell durchschaut. Vielleicht sollte er sie in der letzten Nacht vor der Expedition noch einmal aufsuchen.
    Er lehnte sich in dem Kantinenstuhl zurück und versuchte sich an ihren Namen zu erinnern. Es war irgendwas Kurzes gewesen, Yasmy oder Yollie oder Yulie…
    »Lieutenant?« Die angespannt klingende Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. Garrett öffnete die Augen, die er wohl unbewusst geschlossen haben musste, und sah den Mann an, der vor ihm stand und die Hände tief in den Taschen vergraben hatte.
    »Stuart«, sagte er desinteressiert. »Was wollen Sie?«
    »Was ich…? Nun, zum einen, äh, bin ich für Sie Doktor Stuart, zum anderen, hm, nun, werde ich Sie melden.«
    »Sie werden was!« Garrett sah ihn aus zusammengekniffenen Augen an. Stuarts Gesicht war gerötet. Er schwankte leicht. »Haben Sie etwa getrunken, Doktor!«
    »Ja, und zwar einen, äh, wirklich guten, hm, Whis ky sagt man, glaube ich. Aber das gehört nicht, nun, hierher.« Er fuhr sich mit zitternden Fingern durch die Haare. »Mein Gott, Garrett«, sagte er dann, und seine Stimme hatte jegliche Unsicherheit verloren. »Sie haben einen Mann wegen seines Schamgefühls erschossen! Ihre Untergebenen halten den Mund, die Ärzte auch, aber ich kann das nicht zulassen. Wenn Sie, Sir, sich nicht bis morgen früh selbst gestellt haben, werde ich Sie melden. Darauf gebe ich Ihnen mein Wort.«
    Garrett trank einen Schluck Kaffee, um Zeit zu gewinnen. Er hatte sich nichts dabei gedacht, den Barbaren vor den anderen zu erschießen. Schließlich war das kein richtiger Mensch, sondern nur eine degenerierte Kreatur, aber seine Instinkte flüsterten ihm zu, dass vielleicht nicht jeder Vorgesetzte diese Einschätzung teilen würde.
    Er stand auf und bemerkte, wie Stuart leicht zurückwich. Obwohl er nicht so feige war, wie Garrett vermutet hatte, war er sicherlich kein Held.
    »Ich werde Ihnen meine Entscheidung morgen früh mitteilen, Stuart. Und jetzt lassen Sie mich in Ruhe.« Er wandte sich ab und verließ mit weit ausholenden Schritten die Kantine. Es gab ein paar Leute, mit denen er reden musste.
    ***
    Es war nur ein Laib Brot, halb verschimmelt und mit aufgeplatzter Kruste, aber für die vier Männer, die sich gegenseitig belauerten, stellte es den größten vorstellbaren Reichtum dar. Smythe versuchte den Hunger zu verdrängen, der wie eine Bestie durch seine Eingeweide tobte, und konzentrierte sich auf die Gegner.
    Der durch das Gitter in der Decke dringende Fackelschein erfüllte die steinerne Zelle mit Schatten, die dunkel und hart über die Gesichter zuckten. Zwei der drei Männer waren ebenso nackt und ausgemergelt wie Smythe. Sie trugen eiserne Sklavenringe um den Hals und ihre Haut war so blass, dass s ie durchscheinend wirkte. Die beiden lebten wohl schon seit Jahren hier unten.
    Der dritte Mann war groß, kräftig und in Lumpen gehüllt. Sein Gesicht war wettergegerbt, nur die Kopfhaut, dort wo man ihm wie den anderen den Schädel rasiert hatte, leuchtete weiß. Er trat einen Schritt vor, als er Smythes Blick bemerkte.
    »Selbst zu dritt habt ihr gegen mich keine Chance«, sagte er. »Also mache ich euch einen Vorschlag. Ich esse die Hälfte und um den Rest könnt ihr euch untereinander streiten. Einverstanden?«
    Die beiden Gefangenen duckten sich unter den Worten und tauschten hektische Blicke aus. Smythe wusste, dass er unbedingt eine Allianz gegen ihn verhindern musste, wenn er die Nacht überleben wollte. Jeder in der Zelle würde töten, um einen lästigen Mitesser loszuwerden.
    »Ich habe einen Gegenvorschlag«, sagte er und stellte sich zwischen

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