Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
056 - Zielort: Kratersee

056 - Zielort: Kratersee

Titel: 056 - Zielort: Kratersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
Vom Netzwerk:
ausgemergelten Jünger starrte.
    »Willst du sie anfassen?«
    Der Junge schüttelte den Kopf.
    »Es könnte dir Glück bringen sie anzufassen. Sie sind die ersten Jü nger des neuen Herrn.«
    »Ich will sie nicht anfassen.« Der Junge wich zurück, schien hin und her gerissen zwischen Neugier und Ekel. »Wo kommen sie her?«
    »Von einem dunklen Ort. Sie -«
    »Hau ab!« Garrett war aus dem Mauerriss hervorgetreten und blaffte den Jungen an. Der drehte sich um und gab Fersengeld. »Lass dich nie wieder in der Gegend blicken!«, schrie Garrett ihm nach.
    Smythe packte ihn an den Schultern und drückte ihn gegen die Mauer. »Man unterbricht mich nicht!«
    Seine Jünger begannen wie Affen im Schnee zu hüpfen und schlugen sich mit der flachen Hand gegen den Kopf. Garrett wand sich aus Smythes Griff.
    »Wir haben andere Probleme«, presste er hervor. »Stuart ist nicht in der Basis. Laut Logbucheintrag hat er das Pentagon vor zwei Stunden durch diesen Ausgang verlassen. Er ahnt wohl, was passieren wird.«
    Er griff in den Mauerriss und zog einen großen Beutel hervor. »Hier ist Thermokleidung für Sie, Doktor, und Felle für Ihre… Begleiter. Außerdem ein Driller, ein ID-Scanner, Funkgerät, Messer und eine Karte der Stadt. Es sollte Ihnen nicht schwer fallen, diese Dinge zu benutzen. Suchen Sie Stuart und bringen Sie ihn um.«
    Smythe hasste seinen Befehlston, hasste seine Dummheit und hasste jeden Atemzug, den er Garrett erlaubte. Seine Fingernägel bohrten sich in die Handflächen, bis er warmes Blut spürte. Der Schmerz beruhigte ihn.
    »Er wird sterben« sagte Smythe, und nur in Gedanken fügte er an: Genau wie du, Ratte.
    ***
    Kräftige Hände drückten Philipp Hollyday nach unten. Ketten klirrten, als er Arme und Beine zu bewegen versuchte. Etwas Kaltes und Schweres schloss sich metallisch klickend um seinen Hals. Er spürte den Eisenring, der auf seinen Schultern auflag.
    O nein, dachte Phil. Alles, nur das nicht!
    Mit einem Ruck wurde er vom Bett gerissen. Der Ring schlug schmerzhaft gegen sein Genick und zwang ihn, jede Bewegung der Kette, die am vorderen Teil befestigt war, mitzumachen. Er stolperte, als die Ketten seine Schritte bremsten, und brach in die Knie.
    »Hab ich euch zu viel versprochen?«, fragte die helle, quiekende Stimme des Zwergs.
    »Der bringt fünfzig Bax mehr als die anderen.«
    »Wenn er nicht zu wild ist.«
    Phil sah auf. Der Zwerg stand im Türrahmen, flankiert von zwei fast doppelt so großen, fettleibigen Männern, deren graue Barte sorgfältig gestutzt ware n. Ihre Kleidung ließ erkennen, dass sie reich waren. Auf der Stirn hatten sie eine kreisförmige Tätowierung, die sie als Mitglieder der Sklavenhändlergilde auswies.
    »Dazu habt ihr kein Recht«, sagte Phil und erhob sich schwerfällig. Die zwanzig Pfund Eisen am Körper machten ihm zu schaffen. »Das Gesetz besagt, dass kein Freier oder die Kinder eines Freien versklavt werden dürfen.«
    »Außer«, sagte einer der beiden fast identisch aussehenden Männer, »ein Freier verkauft sich freiwillig an einen Sklavenhändler, so wie du es getan hast.« Er zog einen Papierfetzen aus der Tasche und drehte ihn um. »Hiermit verkaufe ich mich«, las er vor.
    »Und das ist dein Zeichen.«
    »Ich habe das nicht geschrieben und das wisst ihr auch genau. Wenn die Gilde davon erfährt, lässt sie euer Geschäft schließen. Wollt ihr wirklich alles für einen einzigen Sklaven riskieren?«
    Der zweite Mann riss wortlos an der Kette und zwang Phil, nach vorn zu stolpern. »Hör zu, Klugscheißer«, sagte er. Sein Atem stank nach Wein. »Ich gebe dir die Möglichkeit, den Rest deines Lebens auf eine von zwei Arten zu verbringen. Ohne deine Zunge im Mund oder mit einer Kette um deinen Hals.« Das Jagdmesser lag wie hingezaubert in seiner Hand. »Wähle!«
    Phil bemerkte aus den Augenwinkeln, dass der zweite Mann sein e Schwertklinge auf ihn richtete. Der Zwerg war auf den Treppenabsatz zurückgewichen. Auch in Ketten hätte er einen der Männer überwältigen können, aber nicht beide.
    Phil senkte den Kopf, so weit es der Ring zuließ. »Ich behalte meine Zunge.«
    »Du hast eine gute Wahl getroffen. Und jetzt komm mit. Wir haben einen weiten Weg vor uns.«
    Gemeinsam führten sie ihn die Treppe hinunter und durch den Schankraum, wo trotz der frühen Morgenstunde bereits einige Zecher saßen. Sie rissen Witze, als Phil an ihnen vorbeig ing. Er hatte von Dörfern wie diesem gehört, wo man Fremde, die allein reisten, überfiel und

Weitere Kostenlose Bücher