056 - Zielort: Kratersee
US-Präsident der Alten Welt aussah, sondern auch über dessen Gestik verfügte, ganz wie in den antiken Filmaufnahmen. Es überraschte ihn, dass ein Klon auch solche Merkmale übernahm.
»Die IDs von Weltratsbeamten«, sagte Hacker, »verfügen über eine besondere Kennung, die beim Zugriff eines Scanners mitgesendet wird. Dieses Gerät hier meldet jede Beamten-ID im Umkreis von fünfzehn Metern. Mehr ist leider nicht machbar.«
Merlin Roots runzelte die Stirn. »Zu den Beamten zählen aber nicht nur Agenten, sondern auch Ärzte, Buchhalter und Wissenschaftler. Wir könnten uns leicht auf die falschen Leute konzentrieren.«
Hacker tippte mit dem Zeigefinger gegen die Anzeige. »Dann sag mir doch mal, was ein Buchhalter oben bei Freed zu suchen hat.« Darauf wusste auch Roots keine Antwort.
***
In Gedanken nannte er sie seine Jünger, manchmal auch seine Kinder oder einfach nur Untertanen. Sie gingen neben ihm her, in die Stofffetzen eines Toten gehüllt, und wagten es nicht, seine Hände loszulassen. Ihr Gang war krummbeinig, ihr Rücken unter der Last des Sklavenrings gebogen. Mit großen Augen starrten sie auf die Menschen, auf die Lichter in den Häusern und auf die Gassen, die sich irgendwo in der Dunkelheit verloren. Nach den langen Jahren im Kerker musste ihnen die Orientierung schwer fallen.
Smythe hatte versucht, sie anzusprechen, aber sie schwiegen, waren entweder stumm oder hatten nicht genügend Verstand, um ihm zu antworten. Das störte ihn nicht. Schließlich wa ren sie ihm trotz ihrer Schwächen ergeben.
Er zog den Fellmantel, den Garrett ihm besorgt hatte, enger um die Schultern. Der Lieutenant ging zwei Schritte hinter ihm und hatte zweifellos die Hand auf dem Driller liegen, aber Smythe ignorierte ihn. Eines nicht sehr fernen Tages würde Garrett im Staub vor ihm liegen und um Gnade betteln. Die Vorsehung hatte seinen Weg bereits vorgezeichnet. Bis dahin war es jedoch klüger, als Herr der Welt im Verborgenen zu regieren und wie die grauen Eminenzen der Alten Welt den vermeintlichen König zur Marionette zu machen.
»Diese Vorgesetzte, von der Sie sprachen«, sagte er, ohne sich umzudrehen, »wie ist ihr Name?«
»Captain Lynne Crow.«
Smythe zwang sich, ruhig weiterzugehen. »Die Tochter von General Crow? Was hat sie über mich erzählt?«
Er spürte Garretts Zögern, bevor die Antwort kam. »Nichts. Was hätte sie auch erzählen sollen?«
Dass sie mich kennt, du verlogene Ratte, dachte Smythe. Dass sie dabei war, als ihr Vater und dieser Hymes ihre Ignoranz und Dummheit bewiesen u nd mir den Zugang zum Pentagon versagt haben.
»Nichts, Lieutenant«, sagte er dann. »Gar nichts…«
Schweigend gingen sie weiter. Die Finger seiner Jünger lagen warm und feucht auf seinen Handflächen. Ihr Puls schlug schnell. Smythe drückte leicht zu, erinnerte sie daran, dass ihr Herr bei ihnen war. Seine Gedanken drehten sich jedoch um Garrett, der es gewagt hatte, ihn zu belügen. Er war noch recht jung für einen Lieutenant und schien gewillt, alle denkbaren Mittel einzusetzen, um seine Karriere und seinen persönlichen Vorteil zu schützen. Einen Mann tötete er wegen einer Lappalie, ein anderer sollte sterben, um den ersten Mord zu vertuschen. Und jetzt wagte er es tatsächlich, dem Herrn der Welt ins Gesicht zu lügen. Smythe war von seiner Dreistig - und Hart näckigkeit beeindruckt - beinahe zumindest.
»Warten Sie hier«, sagte Garrett hinter ihm und blieb vor einer Mauer stehen. »Das ist ein Geheimgang, der zum Pentagon führt. Ich werde die Sensoren in diesem Bereich abschalten und Ihnen alles Nötige besorgen.«
Smythe verschränkte die Arme vor der Brust. »Wo werden Sie sein, wenn Stuart stirbt?«
»Weit weg und von Zeugen umgeben.« Garrett lächelte selbstzufrieden und verschwand durch einen Riss im Mauerwerk.
Phobos und Daimos gingen vor der Mauer in die Hocke und begannen Schnee zu essen. Anscheinend hatten sie verstanden, dass sie warten sollten. Smythe blieb stehen, wütend und gleichzeitig erregt. Es war eine Herausforderung, heimlich in eine Basis einzudringen, um jemanden zu töten, aber es ärgerte ihn, dass er damit Garrett in die Hände spielte. Vielleicht gab es eine Möglichkeit, den Spieß umzudrehen, doch zumindest im Augenblick sah Smythe keine Alternative.
»Bewusstlos saufen und schlafen für eine Bax?«, sagte eine Kinderstimme.
Smythe drehte den Kopf und sah einen Jungen, der in einiger Entfernung stehen geblieben war und mit sichtlicher Abscheu auf seine
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