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0560 - Der Rattenmensch

0560 - Der Rattenmensch

Titel: 0560 - Der Rattenmensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Mißtrauen war in ihm hochgekeimt. Gleichzeitig verspürten auch die grauen Ratten eine gewisse Unruhe.
    Die Zigeunerin kam nicht mehr dazu, eine Antwort zu geben, weil plötzlich die Stille der Nacht durch den grellen Klang der Alarmsirenen durchbrochen wurde. Ein unheimliches Geräusch, für die Bewohner in der Umgebung des Zuchthauses nicht ungewöhnlich.
    Torday schrak zusammen. Seinen Vorsatz hatte er vergessen. Er drehte sich auf dem Absatz herum.
    »Kommst du wieder?« fragte die alte Zigeunerin, als er sich auf den Weg zur Tür machte.
    »Bestimmt…«
    Dann verschwand er und mit ihm auch der Pulk seiner zahlreichen Rattenfreunde…
    ***
    Die mörderisch klingenden Alarmsirenen hatten mir fast das Blut in den Adern gefrieren lassen. Ich befand mich einfach noch zu nahe am Komplex des Zuchthauses, deshalb erreichte mich der Schall auch mit dieser immensen Stärke.
    Noch zog ich mich nicht zurück. Dafür krempelte ich meine Hosenbeine hoch und nahm die Waffen ab. Beretta und Dolch fanden andere Plätze. Vor allen Dingen Orte, wo ich besser und schneller an sie herankommen konnte.
    Wie von Geisterhänden geleitet, so öffnete sich das gewaltige, aus Eisen bestehende Zuchthaustor. Es glitt in zwei Hälften auseinander und gab den Weg für die Häscher frei.
    Diese Szene erinnerte mich an ein mittelalterliches Schauspiel, wenn sich das Tor einer Burg hob.
    Ich sah die Kavalkade der Fahrzeuge, zwei Lastwagen und einige Jeeps, und ich hörte das Gebell der Hunde.
    Das gefiel mir überhaupt nicht. Wenn sie Spür- und Bluthunde einsetzten, sanken meine Chancen dem Nullpunkt entgegen. Diese Bestien waren dreimal so schnell wie ich.
    Wie eine geisterhafte Armee fuhren die Wagen durch das grelle Licht der Scheinwerfer. Staub wirbelte unter den Reifen hoch und begleitete sie als Wolken.
    Voran fuhr ein Jeep mit offener Ladefläche, auf der die bellenden Bluthunde hockten und nur mühsam von starken Armen zurückgehalten werden konnten.
    Für mich wurde es Zeit.
    Hinter mir wuchs eine Landschaft, die sich aus Waldstücken und Buschgruppen zusammensetzte. Schmale Pfade stachen hinein, führten in verschiedene Richtungen. Zumeist nicht sehr breit, so daß sie von einem normalen Fahrzeug kaum befahren werden konnten.
    War das meine Chance?
    Ich dachte auch an den Rattenmann. Wenn es zwischen ihm und den Häschern zu einer Begegnung kam, würde die Hölle losbrechen. Das Dröhnen der Motoren hatte das schrille Geräusch der Alarmglocken verdrängt. Obwohl es noch nicht nötig war, lief ich geduckt weiter. An manchen Stellen reichte mir das Gras bis zu den Knien. Ich walzte hindurch.
    Unter den dürren Zweigen einer Buche fand ich Deckung. Noch stand ich ziemlich hoch.
    In der Ferne, dem Zuchthaus praktisch gegenüber, schimmerte eine gewaltige Fläche in einem dunklen Blau oder Grau. Das mußte der in der Nähe liegende Plattensee sein.
    Zu weit für mich, auch deckungslos. Ich würde in dieser Umgebung bleiben.
    Schon bald hatte mich die nächtliche Dunkelheit eines Waldstücks verschluckt.
    Bäume und Büsche wirkten wie eine Dämmschicht. Die Geräusche der Verfolger hatten an Lautstärke verloren, was mich wiederum etwas optimistischer machte.
    Von Torday und seinen Ratten sah ich nichts. Nicht ein Nager lief mir über den Weg.
    In welche Richtung ich lief, war eigentlich egal. Nur eben nicht in das Zuchthaus zurück und über eine allzu freie Fläche, wo ich schnell entdeckt werden konnte, da einige der Verfolgerwagen sogar mit Suchscheinwerfern ausgerüstet waren.
    Das wiederum gefiel mir gar nicht.
    Diese lichtintensiven Scheinwerfer machten die Nacht zum Tage.
    Sie strahlten sehr weit ab, standen auf drehbaren Stafetten und glotzten mit ihren grellweißen Augen in die Finsternis hinein.
    An meiner linker Seite wuchs ein Hanf in die Höhe. Ich quälte mich inzwischen durch Buschwerk und Gestrüpp weiter. Auf dem Hang standen hohe Bäume wie Pfosten. Ihre laubleeren Kronen reckten sich armartig in den Nachthimmel.
    Dort konnte ich ebenfalls Deckung finden und besaß noch eine bessere Rundumsicht.
    Mit ausgreifenden Schritten lief ich den Hang schräg hoch. Immer wieder sanken meine Füße ein, als wollte das feuchte Erdreich sie nicht mehr loslassen.
    Farne und Gras klatschten gegen die Hosenbeine. Ich wühlte mich durch feuchtes Laub weiter, rutschte auch aus, fing mich wieder und rannte dem Ziel entgegen.
    Am Ende wurde der Hang ziemlich steil. Mit großen, allerdings langsam gesetzten Schritten überwand ich auch die

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