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0560 - Der Rattenmensch

0560 - Der Rattenmensch

Titel: 0560 - Der Rattenmensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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aus dem Stollen und konnte mich sogar aufrichten.
    Himmel, wie das guttat.
    Ich drückte den Rücken einige Male durch, machte etwas Gymnastik und fühlte mich schon nach wenigen Sekunden wieder besser und etwas mehr als Mensch. Nicht mehr wie eine schmutzige Schlange, die durch irgendwelche Gräben gekrochen war.
    Wo ging es hin?
    Ich ließ das Feuerzeug aufleuchten und konnte erkennen, daß ich mich in einer Höhle befand. Steinwände und eine Decke aus Lehm hielten sie zusammen.
    Existierte auch ein Ausgang?
    Ich wollte gehen, als ich die Ratten sah. Sie kamen aus allen Richtungen, huschten heran und umtanzten mich, als wollten sie mit mir spielen. Ich blieb unbeweglich stehen. Unbehagen erfüllte mich, auf meinem Rücken lag eine Gänsehaut. Ich wartete erst einmal ab, denn die Ratten würden ihren Tanz sicherlich irgendwann beenden.
    Das traf zu.
    Sie sammelten sich und huschten in eine Richtung weg. Ich hatte das Zeichen verstanden und folgte ihnen.
    Mein Weg führte mich durch die Höhle zu einer alten Holzleiter hin, die sich bewegte.
    Es war nicht das Material der Leiter, sondern die Ratten, die über die Sprossen kletterten und sich ihren Weg zum Ausgang bahnten.
    Als ich nach der ersten Sprosse faßte, quiekte unter mir eine Ratte, weil ich sie zusammengedrückt hatte. Hastig ließ ich sie los, ihr Biß erreichte mich nicht. Dafür huschte sie hoch.
    Ich kletterte langsam hinterher, hielt den Kopf erhoben, weil ich erkennen wollte, wo ich herauskommen würde.
    Noch sah ich nichts. Kein Stern grüßte mich, auch kein Mond.
    Das Ende der Leiter hatte ich erreicht und drückte gegen die Decke über mir. Sie ließ sich bewegen! – Es war für mich der Weg in die Freiheit.
    Drei Sekunden später hockte ich außen neben dem Loch, umgeben von einer kühlen, sehr dunklen Nacht, hätte jubeln können und atmete statt dessen die herrlich klare Luft ein.
    Das war eine Sache. Wie Weihnachten und Ostern gleichzeitig, so reich beschenkt fühlte ich mich.
    Die erste Euphorie war schnell verflogen, die Realität nahm mich wieder gefangen und damit auch der Gedanke daran, was ich anschließend unternehmen sollte.
    Ich konnte hier nicht sitzenbleiben, mußte weg, denn nach wie vor stand Janos Torday auf meiner Liste. Die ersten Schritte legte ich geduckt zurück und erkannte vor mir einen flachen Hang.
    Den lief ich hoch!
    Ich hatte Glück gehabt. Hinter mir befand sich ein hügeliges, wald- und buschreiches Gelände. Vor mir aber war die Sicht klar.
    Wie eine Filmkulisse ragte die mächtige Festung des Zuchthauses vor mir in die Höhe. Ein grandioses Bauwerk, mit besetzten Wachtürmen, mit Scheinwerfern und Alarmanlagen, die ich auf meiner Flucht alle umgangen hatte.
    Auf allen vier Türmen bewegten sich die Drehscheinwerfer. Sie leuchteten jeden Fleck vor und hinter den Mauern des Zuchthauses ab.
    Die Ruhe blieb nicht lange!
    Plötzlich war es aus mit der Stille.
    Ein greller, heulender Signalton zerriß die Ruhe der Nacht. Das Heulen hörte sich an, als lauerte eine Armee von Wölfen in der Nähe.
    Alarm!
    Für mich gab es nur einen Grund. Man mußte unsere Flucht und auch den toten Hadek entdeckt haben.
    Für mich wurde es Zeit zu verschwinden. Ab jetzt hatte ich nicht nur den Rattenmann als Gegner, sondern auch die Suchtrupps aus dem verdammten Zuchthaus…
    ***
    Schon vor Beginn der Dunkelheit hatte die alte Lorri gespürt, daß sich irgend etwas tun würde. Die Luft war einfach anders als an den vorherigen Tagen.
    Nicht von der Temperatur her oder von ihrer Zusammensetzung, nein, die Schwingungen, die durch sie glitten, konnten nur von sehr sensiblen und magisch beeinflußten Personen wahrgenommen werden. Lorri, die Zigeunerin, gehört nun mal zu diesem ausgewählten Kreis.
    Sie hatte ihre Hütte so gut wie nicht verlassen, war nur einige Male um das Haus gegangen und hatte finstere Beschwörungen gemurmelt. Jedesmal war sie auch in der Lücke zwischen den beiden Bäumen stehengeblieben und hatte auf den düsteren Komplex des Zuchthauses geschaut, der sich in der Finsternis wie ein grandioses Gemälde abhob.
    Dieses Zuchthaus hatte es im wahrsten Sinne des Wortes in sich.
    Da hockten nicht nur die normalen Gefangenen in ihren Zellen, sondern auch jemand, der nur aussah wie ein Mensch.
    Lorri wußte, daß er in dieser Nacht wieder zuschlagen würde. Sie hatte die Schwingungen genau gespürt. Auch dicke Zuchthausmauern konnten sie nicht aufhalten.
    Wann kam er?
    Lorri kannte ihn, obwohl sie ihn noch nie zuvor gesehen

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