0560 - Satans treue Diener
abgestempelte Fahrkarte! Natürlich kann das alles getürkt sein, und natürlich kann er auch jemanden beauftragt haben, deCarjon zu ermorden… Aber die Polizei hat ihn erst mal wieder nach Hause geschickt. Weil sie ihn aber immer noch für den Täter halten, wollten die Kollegen ihm natürlich keinen Personenschutz geben.«
»Pierre, jemand, der einen anderen ermordet, läßt den Scheck und auch den Kaufvertrag nicht so verräterisch in der Nähe des Toten zurück! Nicht einmal, wenn er einen Killer beauftragt hat, der an seiner Stelle handelt!«
»Vielleicht konnte er den Scheck ruhigen Gewissens liegen lassen, weil er ihn gesperrt hat.«
»Pierre, an wie vielen Haaren wollt ihr eigentlich ein Tatmotiv heranziehen, das Arpad Szodak belasten soll? Der Mann war’s nicht. In Paris lebt er? Kannst du mir seine Adresse geben?«
»Kommt gleich per Fax in deinen Computer«, versprach Robin. »Einschließlich eines Fotos, das mir die Kollegen überlassen haben.«
»Darf man auch fragen, wie ihr ihn ausgerechnet in Paris aufgestöbert habt, und noch dazu dermaßen schnell?«
Der Chefinspektor lachte leise. »Ich habe mir erlaubt, darauf hinzuweisen, daß man vorrangig in Orten suchen soll, in denen es Kunst- und Antiquitätenhändler gibt. Und zwar solche, die über das nötige Kleingeld -verfügen, um Geschäfte im Millionenbereich zu tätigen. Dazu gehört eben Paris, auch wenn sich herausgestellt hat, daß dieser Szodak -übrigens ist er tatsächlich ungarischer Herkunft - vermutlich noch niemals so viel Geld auf einem Haufen gesehen hat! Was wirst du jetzt tun, Zamorra?«
»Mir Szodak mal zur Brust nehmen. Aber unter anderen Voraussetzungen als die Pariser Polizei. Wenn er jetzt im Besitz des phrygischen Artefaktes ist und das wirklich das Ding ist, hinter dem der Mörder her war, dann ist Szodak in größter Gefahr. Sag mal, Pierre… hat er im Polizeiverhör auch was darüber gesagt, wie er diesen horrenden Betrag aufbringen wollte? Ich meine, wenn er doch praktisch mittellos ist?«
»Keine Ahnung, Zamorra«, gestand Robin. »Alles haben mir die Kollegen auch nicht sagen wollen, zumal mich einige von denen noch in recht eindringlicher Erinnerung haben. Die sind nicht sonderlich gut auf mich zu sprechen. Schließlich gehörte ich ja selbst mal zu ihnen.«
»Was meiner nächsten Frage zuvorkommt: Du kannst mir also keinen deiner Ex-Kollegen ans Herz legen. Einen, der nicht gleich rot sieht, wenn sich ein Parapsychologe in Ermittlungen einschaltet?«
»Vergiß es, mon ami. Beruf dich bloß nicht auf mich, sonst kannst du dich gleich wieder ins Auto setzen und heimreisen.«
»Na schön«, murmelte Zamorra. »Ich werde dich auf dem laufenden halten. Ich schalte jetzt auf den Rechner um, damit du die Adresse faxen kannst.«
»In Ordnung. Paß auf dich auf. Nicht, daß der Mörder dich gleich als unliebsamen Zeugen mit aufschlitzt. Auch als Unsterblicher kannst du ermordet werden.«
Das war Zamorra nur allzu klar…
***
Nicole zeigte sich nicht abgeneigt, einen Kurztrip nach Paris zu unternehmen. »Da können wir gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.«
Zamorra seufzte ahnungsvoll. »Wir wollen uns um Kunsthändler kümmern und nicht um Modeboutiquen.«
»Ein bißchen Zeit werden wir ja wohl abzweigen können. Notfalls wirst du ja vielleicht ein paar Minuten mit Szodak allein zurechtkommen.«
Zamorra schüttelte nur den Kopf, rief dann die Faxdatei ab und druckte Adresse und Foto aus.
Nicole fröstelte leicht, als sie das Bild betrachtete.
»Als der liebe Gott die Häßlichkeit verteilt hat, muß Szodak in der ersten Reihe gestanden und gleich fünfmal ›Hier!‹ geschrien haben!«
In der Tat besaß Arpad Szodak das abstoßendste Gesicht, das Zamorra jemals an einem Menschen gesehen hatte. Dabei ließ sich nicht einmal hundertprozentig sagen, woran das lag. Es war wohl der Gesamteindruck, der sein Antlitz zum Unharmonischen hin verzerrte und Abscheu erregte.
Zamorra und Nici beschlossen, erst am kommenden Vormittag nach Paris zu fahren. Bis sie dort eintrafen, wäre es sonst späteste Nacht gewesen, und zu dieser Zeit wollte Zamorra Szodak nicht aufschrecken. Außerdem konnten sie so mindestens eine Hotelübernachtung einsparen.
Nicole telefonierte nach Lyon und rief die Abfahrzeiten des TGV ab, des Schnellzuges, der Lyon und Paris verband. Ein Auto wollten sie nicht benutzen, den Streß des Stadtverkehrs konnten sie sich sparen und ihn den Taxifahrern überlassen. Außerdem konnten sie
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