0560 - Satans treue Diener

Titel: 0560 - Satans treue Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa

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Hätten Sie jetzt endlich die Güte, mir den Weg freizumachen?«
    Nicole verfolgte ihn nicht, sondern kehrte zurück zum Bahnhof Montparnasse, wo Zamorra garantiert schon ungeduldig auf sie wartete…
    ***
    Zamorra warf eine Münze in die Luft und fing sie wieder auf. »Du warst lange verschwunden. Dachte schon, du wärst auf Boutiquenpatrouille gegangen. Wo hast du gesteckt?«
    »Ich bin auf Szodak gestoßen… Was ist mit deinem Arm?«
    »Einer dieser Arschlöcher hat mir einen Schnitt versetzt. Ist schon ausgeheilt, nur Jacke und Hemd sind hin. Wenn du einkaufst, komme ich also mit, diesmal sogar gerne. Was ist mit Szodak?«
    Sie berichtete von ihrem Erlebnis und von der Verabredung für drei Uhr. »Aber wir sollten uns vorher Gasmasken beschaffen«, riet sie. »Der Typ stinkt wie ein Dutzend nasse Füchse, und ich möchte mir lieber nicht ausmalen, wie es in seiner Wohnung duftet,«
    »Wir werden’s überleben.« Er grinste. »Erinnerst du dich, wie es in der Dämonenbastion von Karront gestunken hat?«
    Sie sah ihn irritiert an.
    »Nein. Karront? Wo und wann soll das gewesen sein?«
    »Keine Ahnung. Ich hab’s gerade erfunden«, gestand er. »Aber diesem Szodak traue ich nicht. Wir sollten nicht bis drei Uhr warten, vielleicht ist er dann auch längst tot. Wir schaffen unser Gepäck erst mal zurück in den Bahnhof, verstauen das ganze Gerümpel in Schließfächer und suchen dann Szodaks Fuchsbau auf.« Wieder warf er die Münze hoch - aber diesmal war Nicoles Hand schneller und schnappte sie ihm weg.
    »JUPITER AMMON«, las sie. »Wie kommst du an die Münze? Ich habe sie doch im Château gelassen!«
    »Es ist eine andere. Der Algerier trug sie in der Geldbörse und hat sie verloren.«
    »Weiß er, was das für eine Münze ist?«
    »Als ich ihn danach fragte, ergriffen die beiden panikartig die Flucht. Sinnlos, ihnen hinterherzulaufen, die waren schneller als ein geölter Blitz. Das läßt mich fragen, weshalb sie den Terror-Glatzköpfen nicht ebenso schnell davongelaufen sind.«
    Nicole betrachtete die Münze. Sie war hundertprozentig identisch mit der, die sie in deCarjons Laden gefunden hatte.
    Was bedeutete das?
    Nur ein Zufall?
    Etwas braute sich zusammen, das unbegreiflich blieb - und mörderisch.
    Aber noch paßten die Teile des Puzzles nicht zusammen.
    ***
    Bevor sie das Gepäck einschlossen, nahm Zamorra noch ein paar magische Kleinigkeiten aus dem »Einsatzkoffer«. Er nahm an, daß er sie vielleicht gebrauchen konnte. Er wusch sich die Blutkrusten vom Arm und machte sich mit Nicole auf den Weg zu Arpad Szodak.
    Ein paar Straßen weiter fanden sie ein Taxi, dessen Fahrer wohl nicht zu den Sympathisanten der hiesigen Radikalen-Szene gehörte. Von ihm ließen sie sich zu Szodaks Adresse bringen.
    »Wollen Sie da wirklich hin?« hatte der Fahrer gestaunt und war anschließend unheimlich schnell verschwunden.
    Sonderlich anheimelnd sah die Umgebung wirklich nicht aus. Zamorra verstand jetzt, warum sowohl Tendyke als auch die Polizei an Szodaks finanzieller Liquidität zweifelten. Freiwillig lebte hier sicher niemand.
    Die Haustür war nur angelehnt. An sich kein Grund, sich zu wundern, in Mietskasernen dieser Art war das tagsüber fast schon normal. Auch, daß im Hausflur und im Treppenhaus nicht nur der Putz von den Wänden blätterte, sondern auch allerlei Unrat herumlag. Von irgendwoher kamen sogar die Pfeiflaute einiger Ratten, die sich eifrig unterhielten.
    Oben waren Schritte zu hören. Jemand kam die Treppe herunter und bemühte sich erst gar nicht, dabei besonders leise zu sein. Er schien es verdammt eilig zu haben, doch dann stoppten die Schritte zwei Treppenabsätze höher.
    Dann wurde es wieder laut, aber diesmal lief der Unbekannte die Stufen empor.
    Zamorra schaltete sofort.
    Er sprintete los, jagte die Treppe hinauf, nahm drei, vier Stufen auf einmal, indem er sich am Geländer empor wirbelte.
    Er war schneller als der andere, und doch nicht schnell genug.
    Vier Etagen höher war der Flur verwaist. Ein Fenster stand offen, und dahinter befand sich die Feuerleiter. Nur konnte Zamorra dort niemanden mehr erspähen. Er warf auch einen Blick nach oben, doch durch die Metallgitterroste der übereinanderliegenden Plattformen konnte er auch dort niemanden sehen.
    Der Fremde schien sich in Luft aufgelöst zu haben.
    Vorsichtshalber stieg Zamorra noch zwei Etagen weiter hinauf, aber hier war die Treppe zu Ende. Es gab nur eine verschlossene Dachbodenluke. Um die zu erreichen, hätte man erst eine