Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0560 - Satans treue Diener

0560 - Satans treue Diener

Titel: 0560 - Satans treue Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
rief er in Richtung Baum.
    Nicole sprang auf und versuchte am Stamm zu rütteln; bei dem Durchmesser von fast vierzig Zentimetern, die dieses Prachtexemplar aufwies, natürlich ein sinnloses Unterfangen.
    Dennoch fiel eine »Frucht« zu Boden -genauer gesagt, ein eigenartiges Wesen vollzog mit wild flatternden Flügeln eine gebremste Notlandung in unmittelbarer Nähe.
    Das Wesen war etwa einszwanzig groß, sehr massig, um nicht zu sagen fett, und besaß - je nach Meinung des Betrachters - eine grünliche Haut mit braunen Flecken oder braune Haut mit grünlichen Flecken. Vom Kopf führte ein Kamm aus dreieckigen Hornplatten über den Rücken bis zur Schwanzspitze. Zwei Beine, zwei Arme mit vierfingrigen Händen und ausfahrbaren Krallen sowie zwei große Telleraugen.
    Obgleich es nach allen Gesetzen der Schwerkraft unfähig sein mußte, sich mit seinen viel zu kleinen Flügeln in die Luft zu erheben, konnte es fliegen… Und zudem noch sprechen, denken, Dumme-Jungen-Streiche begehen und Feuer speien.
    Und vermutlich noch einiges mehr.
    Kurzum: Es handelte sich um Fooly.
    Er war ein Jungdrache, erst ein Jahrhundert oder wenig mehr alt und Butler William gewissermaßen zugelaufen. Wer von beiden nun wen adoptiert hatte, ließ sich nicht genau feststellen; jedenfalls war Fooly dauerhafter Hausgenosse im Château Montagne geworden.
    Mit »Lord Zwerg«, dem zweijährigen Sohn Lady Patricias, war er ein Herz und eine Seele. Die beiden spielten miteinander und brachten sich gegenseitig Dummheiten und Streiche bei, wann immer sich eine Chance dazu ergab. Dabei konnte Fooly auch durchaus ernsthaft sein - wenn er wollte.
    »Ungeheuer!« stieß Nicole hervor. »Ist man vor dir eigentlich nirgendwo sicher? Wieso hockst du hier als Spanner im Baum?«
    »Ich habe mich mit ihm unterhalten. Schließlich ist er einer meiner besten Freunde.« Aus den Nüstern seines langen Krokodilschädels quollen dünne Rauchfäden, während der Jungdrache zu Zamorra herüberwatschelte und sich neben ihn hockte. »Was ist ein Spanner? Auch das müßt ihr mir näher erklären.«
    »Jemand, der andere Leute heimlich beobachtet - vor allem dann, wenn sie auf keinen Fall beobachtet werden wollen.«
    »Wenn sie also stehlen, jemanden ermorden oder mit Rauschgift handeln«, überlegte Fooly. »Oder wenn sie Schiffe entern oder versenken, mit denen gegen unnötige Atomversuche protestiert wird.«
    »Wenn sie einfach ungestört sein möchten, weil sie sich gerade sehr liebhaben«, korrigierte Nicole mit gelindem Zorn. »Aber das versteht ihr aus dem Drachenland wahrscheinlich nicht einmal, ihr seid ja eingeschlechtlich. Wie vermehrt sich deine Spezies eigentlich?«
    Fooly grinste.
    »Wie die Igel - sehr vorsichtig .« Er fügte etwas ernsthafter hinzu: »Wir Drachen haben zwar keine Stacheln, dafür aber spitze Knochenplatten. Die stören und stechen genauso.«
    »Aufgeklärt hat man ihn also schon«, seufzte Zamorra. »Wenigstens das bleibt uns erspart.«
    Fooly hob die Ärmchen und breitete sie in theatralischer Pose aus. »Ich bin überhaupt sehr gebildet. Daher erkenne ich auch den symbolischen Charakter eures Tuns.«
    »Hä?« machte Nicole.
    Der Jungdrache verdrehte die Augen und blies ein paar Funken aus den Nüstern.
    »Ist doch klar«, trompetete er. »Ihr seid wie Adam und Eva im Garten Eden. Mein botanischer Freund stellt den Baum der Erkenntnis dar, und Nicole-Eva hat mich heruntergeschüttelt wie den biblischen Apfel, damit ich euch Erkenntnis und Wissen bringen kann. Was ich nun hiermit gerade tue… indem ich euch das erkläre, was ihr eigentlich von selbst hättet wissen müssen…«
    »Nur gut, daß es hier keinen zweiten Baum dieser Größe gibt, von dem man Drachen beziehungsweise Äpfel herunterschütteln kann«, murmelte Zamorra.
    »Der zweite Baum wäre der Baum des Lebens«, konterte Fooly sofort. »Aber der ist unnötig, denn die Unsterblichkeit besitzt ihr beide ja schon. Was mich nur wundert, ist, daß in dieser Charade der Part der Schlange unbesetzt geblieben ist.«
    »Da gibt es noch einen weiteren unbesetzten Part«, drohte Zamorra. »Den des Erzengels mit dem Flammenschwert! Aber den übernehme ich gleich mit und werde dich aus diesem Garten vertreiben, mein Lieber!«
    Fooly streckte abwehrend die Ärmchen aus.
    »Ich habe mich aber mit dem Baum noch nicht zu Ende unterhalten! Ich wollte ihm noch etwas Wichtiges sagen!«
    Nicole griff nach Zamorras Hand. »Komm, wir gehen. Vielleicht ist unser verschwiegenes Plätzchen am

Weitere Kostenlose Bücher