0560 - Satans treue Diener
sonst sein, daß ich etwas weniger anhabe als im Moment.«
»Das«, versicherte Robin glaubhaft, »wird nicht unbedingt mein moralischsittliches Gleichgewicht durcheinanderbringen. Ihr solltet wissen, daß ich ein Verehrer weiblicher Schönheit bin.«
»Und dann bist du immer noch Junggeselle?«
»Gerade deshalb! Warum soll ich mich fest an eine Frau binden, wenn Millionen nur auf mich warten?«
Nicole grinste und erhob sich. Während sie zur Tür ging, sagte sie: »Dann laß die armen Mädels nur nicht zu lange warten! Sonst sind sie und auch du schließlich alt, grau und faltig.«
Auch Zamorra erhob sich. »Ich hole ein paar Kleinigkeiten, die ich vielleicht brauchen werde, dann zeige ich dir den Weg in den Keller, wo unsere Regenbogenblumen blühen.«
»Purer Leichtsinn«, ächzte Robin. »Was, wenn ich dabei die zahllosen Leichen entdecke, die du dort vergraben hast?«
»Ganz einfach. Ich erwürge dich ebenfalls und verscharre dich in bester Gesellschaft.« Grinsend verließ Zamorra das Zimmer Draußen blieb er kurz stehen und dachte nach.
Château Montagne war vor einer kleinen Ewigkeit vom unseligen Leonardo deMontagne erbaut worden, der später zum Dämon geworden war. Was, wenn es in den unergründlichen Kellergewölben tatsächlich vergrabene Leichen gab, von denen Zamorra selbst nicht mal etwas wußte?
Aber, beruhigte er sich selbst, es gab keine Sippenhaft, und außerdem waren diese Fälle nach fast einem Jahrtausend sicher längst verjährt.
***
In Lyon ließen sie sich per Taxi zur Gerichtsmedizin bringen. »Bißchen unheimlich«, meinte Robin. »Gerade noch in euren Kellergewölben, jetzt hier… Wie funktioniert das eigentlich?«
»Das weiß vermutlich niemand«, antwortete Zamorra. »Du trittst zwischen die Blumen, wünschst dich an einen anderen Ort, und wenn du eine klare bildliche Vorstellung dieses Ortes hast und es dort ebenfalls Regenbogenblumen gibt, bist du im nächsten Moment dort. Vielleicht… will ich mehr auch gar nicht wissen.«
Vage entsann er sich, daß Pater Ralph, der Dorfgeistliche, einst vor der Benutzung der magischen Blumen gewarnt hatte. Diese Art zu reisen sei unnormal und nicht von Gott gewollt, hatte er behauptet, aber war dann nicht näher darauf eingegangen.
Zamorra selbst konnte keine negativen Nebenwirkungen an sich feststellen. Auch nicht an anderen, die die Regenbogenblumen mehr oder weniger regelmäßig benutzten, und Merlins Stern hatte niemals eine Warnung abgegeben. Das zauberkräftige Amulett verweigerte zwar in der letzten Zeit fast ständig den Dienst, doch die Regenbogenblumen hatten sie schon sehr lange vorher entdeckt…
Wenig später zeigte ihnen Dr. Mathieu den Leichnam. Er lag in einem Kühlfach.
Zamorra verzichtete auf eine genaue Betrachtung, aber er versuchte sein Amulett einzusetzen, nur zeigte es nichts an.
Daran hatte er sich in den letzten Wochen fast schon gewöhnt. Ein künstliches Bewußtsein hatte sich in der von Merlin aus der Kraft einer entarteten Sonne geschaffenen Silberscheibe entwickelt, und seitdem sich das selbständig gemacht hatte und als Inkarnation »Taran« spurlos untergetaucht war, war Merlins Stern nicht mehr so wie einst.
Das Amulett war unzuverlässig geworden!
Unter den mißtrauischen Blicken des Polizeiarztes versuchte es Zamorra mit einer magischen Substanz, die er über dem Leichnam versprühte. Aber auch hiermit ließ sich kein schwarzmagischer Einfluß feststellen.
In diesem Fall spürte Zamorra jedoch einen störenden Einfluß, bei dem er nicht mit Sicherheit sagen konnte, worauf der beruhte.
Vielleicht störte die Kälte, in der der Leichnam ruhte und die ihn konservieren sollte.
Oder war es etwas anderes? Etwas, das Zamorra ohne größere Vorbereitungen nicht erkennen konnte?
»DeCarjons Herz«, sagte der Parapsychologe. »Das soll doch angeblich durchbohrt worden sein. Wo befindet es sich jetzt?«
Wortlos deutete Dr. Mathieu auf den Leichnam.
Zamorra nickte. Er hätte es eigentlich wissen müssen, die Organe verblieben beim Körper.
Zamorra konzentrierte sich diesmal auf das Herz des Toten, doch von »außen« war auch hier nichts zu erkennen, und der Dämonenjäger konnte sich nicht dazu überwinden, den Brustkorb des Leichnams wieder öffnen zu lassen.
Außerdem war das hier nicht der rich-I ige Ort.
Voodoo-Zauber?
Es ließ sich nicht hundertprozentig erkennen.
Langsam trat Zamorra zurück.
Mathieu sagte immer noch nichts. Auch nicht, als Zamorra bat, die Fotos des Toten zu sehen, die
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