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0562 - Mordnacht in Paris

0562 - Mordnacht in Paris

Titel: 0562 - Mordnacht in Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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brauchen.«
    »Stimmt. Ich war dumm.«
    Suko sah es gelassener. »Da wir es nicht ändern können, müssen wir uns eben damit abfinden.«
    Ich blickte auf die Uhr. Der Nachmittag war angebrochen. »Los, lassen wir uns hinfahren. Ich möchte das Grab noch vor der Dunkelheit sehen.«
    Dagegen hatten weder Lady Sarah noch Suko etwas. Nur die Horror-Oma zog ein Gesicht wie jemand, der ein verdammt schlechtes Gewissen hat…
    ***
    Morgens war nie etwas, los, gegen Mittag nur selten, aber am Abend begann der Betrieb.
    Deshalb nutzte Cilly die Zeit, wo das Geschäft als tote Hose bezeichnet werden konnte, auch für ein Schläfchen. Sie lebte und schlief in einem Zimmer im Souterrain des Hauses. Hier war ihre kleine Welt, hier hatte sie das sagen, und jedes Mädchen mußte mit seinem Freier an ihr vorbei.
    Das heißt, die beiden passierten ein Fenster, das Cilly hochschieben konnte.
    Der Freier entrichtete seinen Obulus an die Hausmeisterin, sein Mädchen bekam erst dann den Schlüssel, wobei sie anschließend die schmale Treppe hochgingen, dem roten Licht entgegen, das angemalte Glühbirnen auf den alten Blümchentapeten verteilten, wobei sie zudem die feuchten Flecken verdeckten.
    Alles in dem Haus war feucht, manchmal sogar verschimmelt und abbruchreif.
    Zur Wohnung der Concierge gehörte noch ein zweiter Raum.
    Nicht größer als eine Kammer. Er war angebaut worden und ragte wie ein riesiges Kantholz in den schmutzigen Hinterhof hinein.
    Der Raum – mehr ein Verschlag – beherbergte eine Toilette und eine Dusche. Die Leitungen liefen nicht unter Putz. So kam es vor, daß sie bei starkem Frost auch mal zufroren.
    Cilly hockte zumeist in einem alten Korbsessel vor dem Fenster.
    Auf die Sitzfläche hatte sie drei Kissen gelegt, um einen besseren Überblick zu haben.
    An diesem Nachmittag jedoch, wo auch wegen des kalten Wetters wieder nichts los war, lag sie breit auf der alten Couch. Unter ihrem Gewicht knarrten die Sprungfedern der durchgelegenen Couch.
    Cilly schlief und war trotzdem wach. Sie nannte diesen Zustand sich wachschlafen. Das heißt, sie hörte alles, was draußen im Flur ablief. Jeden Schritt, jedes Geräusch, und sie unterteilte die Laute in zwei Kategorien. In bekannte und unbekannte.
    Die Mädchen erkannte sie allein am Schritt. Sie brauchte nur den Klang zu hören, um zu wissen, ob Janine, Lucienne, Morgot, Helen oder Zita kamen oder gingen.
    Das regte sie nicht auf, da schlief sie weiter. Sie wurde nur wach, wenn die Mädchen einen Begleiter bei sich hatten. Dann stand sie auf und kassierte.
    An diesem Nachmittag passierte nichts. Es war so ruhig wie der gesamte Stadtteil in diesem Dezember. Das allerdings täuschte. Cilly wußte genau, daß es unter der Oberfläche und hinter den Fassaden brodelte. Ein sechster Mord war geschehen; diesmal hatte es eine junge Polizistin erwischt. Mädchen, die bei ihr abstiegen, hatten mehr Angst als Vaterlandsliebe. Zum Glück wußte man, wer der Killer war.
    Quasimodo, der Bucklige. Ein Krüppel, der stets verlacht worden war, so wie Cilly. Die beiden hatten sich vor zwei Jahren mal zusammengetan und sich gegenseitig ausgeheult. Daß Quasimodo allerdings zu einem mehrfachen Mörder werden würde, damit hatte Cilly selbst in ihren kühnsten Träumen nicht gerechnet.
    Und er war einfach nicht zu fassen. Die Bullen liefen Amok. Sie suchten, sie schnüffelten, doch sie rochen immer dort, wo es gerade leer war.
    Cilly lag auf dem Rücken. Ihre Arme hatte sie über der Brust verschränkt, die Hände auf dem Bauch zusammengelegt. Über ihre breiten Lippen huschte ein Lächeln. Die Augen hielt sie geschlossen, wahrscheinlich träumte sie auch, doch der selige Ausdruck verschwand von einem Moment zum anderen von ihrem Gesicht, als sie das Geräusch hörte.
    Es waren keine fremden Schritte. Da kam überhaupt niemand durch den Flur, denn das Geräusch, es hatte sich angehört wie ein Kratzen, war an der Tür zum Anbau erklungen.
    Mochte dieses Vogelnest, wie Cilly es bezeichnete, auch noch so klein sein, es besaß zwei Türen.
    Eine, die zur Wohnung hinwies und die zweite, durch die jemand in den Hof gehen konnte.
    Letztere war stets abgeschlossen. Man hätte sie schon aufbrechen müssen, doch Cilly, die Vorsichtige, hatte sie durch schwere, quer geschlagene Bretter verstärkt.
    Sie richtete sich auf.
    Genau da öffnete sich die zweite Tür, und jemand, der einen Nachschlüssel in der rechten Hand hochhielt, betrat das kleine Zimmer.
    Es war der Killer!
    Cilly wollte schreien,

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