0562 - Mordnacht in Paris
Patrouille laufen?«
»Bestimmt nicht.«
»Was dann?«
Ich lächelte ihn an. »Darf ich ehrlich zu Ihnen sein?«
»Darum bitte ich sogar.«
»Wir wissen es noch nicht.«
Serge Adami stand auf. Sehr hektisch, fast wäre der Stuhl noch gekippt. Auch der Assi sprang hoch. »Ich weiß, Sie haben Rückendeckung von oben. Das allein gibt Ihnen noch keinen Freibrief. Sie sind fremd in Montmartre, wir nicht.«
»Klar.« Suko übernahm die Antwort. »Allerdings gibt es auch Menschen, die man als betriebsblind bezeichnen kann. Ich will nicht behaupten, daß gerade Sie zu den Menschen gehören, aber…«
»Wir sehen uns noch!« Serge Adami war sauer. Er hatte Suko unterbrochen und verschwand mit eiligen Schritten aus dem Restaurant.
»Den hast du verscheucht, Suko.«
»Na und? Ich bin selten so unhöflich von einem Kollegen behandelt worden. Oder siehst du das anders, John?«
»Bestimmt nicht.«
Jane Collins klatschte in die Hände. »Jetzt möchte ich wirklich wissen, wie es weitergehen soll?«
Suko rückte mit einem Vorschlag heraus. »Wie wäre es denn, wenn wir uns die Umgebung von Sacre Coeur anschauen?«
Jane lachte. »Du willst doch keinen Zombie und Günstling des Teufels in einer Kirche finden?«
»Ich habe nicht gesagt, daß ich in die Kirche hineinwill. Sie steht in einem Park, den er sicherlich auch kennt.«
Ich lachte leise. »Nur glaube ich, daß er sich tagsüber versteckt halten wird.«
»Dann bleibt nur Cilly«, meinte Jane.
Wir starrten sie an. »Du willst tatsächlich zu ihr?« fragten Suko und ich wie aus einem Munde.
»Klar.«
»Als was denn? Möchtest du dir ein Zimmer mieten?«
»Wenn eins frei ist.«
»Nein, das erlaube ich nicht!« mischte sich Lady Sarah ein. »Das ist zu gefährlich. Außerdem nimmt dir niemand das leichte Mädchen ab. Nicht, wie du aussiehst.«
Jane lächelte maliziös. »Ich werde gleich gehen und mir in einer Boutique andere Kleidung kaufen. Ihr werdet euch wundern. Wenn ich kein Zimmer bekomme, kann ich wenigstens unbefangen mit Cilly reden. Das ist auch etwas wert.«
»Dir wird sie etwas sagen?«
Jane hob die Schultern. »Genau weiß das niemand. Ich hoffe es wenigstens. Winzige Hinweise genügen ja. Außerdem dürft ihr nicht vergessen, daß ich mich wehren kann. Ich besitze nicht nur meine alte Astra-Pistole, sondern noch etwas aus der Vergangenheit.«
»Du glaubst an deine Hexenkräfte?«
»John«, sie spitzte die Lippen. »Daran glaube ich nicht nur, das spüre ich.«
Wenn Jane sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, konnten wir es ihr nicht ausreden. Mir aber war noch etwas anderes eingefallen. Ich wandte mich an Sarah Goldwyn. »Sag mal, du wolltest vorhin sagen, was du auf dem Friedhof gesucht hast.«
»Ach?« Sie hob die Augenbrauen. »Wollte ich das tatsächlich?«
»Und wie!« stand Suko mir bei.
»Ein Grab.«
»Schön. Und wer liegt dort begraben?«
Sie gab sich vor der Antwort etwas verlegen. »Da ist ein Templer beerdigt worden.«
Ich saß starr.
»Überrascht, John?«
»Das kann man wohl sagen.«
Auch die Gesichter meiner Begleiter zeigten den gleichen Ausdruck. Selbst Jane waren die Ausführungen der Sarah Goldwyn neu.
»Deshalb also bist du nach Paris gefahren?« fragte Suko.
»Ja.«
»Also«, faßte ich zusammen. »Wer liegt dort begraben?«
»Das möchte ich ja feststellen.«
Diesmal glaubte ich ihr nicht. Sie verschwieg uns ihren wahren Namen. Irgendwie hatte ich das im Gefühl. Aber ich wollte nicht weiter in sie drängen und resümierte. »Wenn wir schon einmal hier sind, können wir uns auch auf dem Friedhof umschauen. Ich glaube kaum, daß der Killer bei Tageslicht zuschlagen wird. Wir gehen gemeinsam zu diesem Grab, Sarah. Oder hast du etwas dagegen?«
Sie hatte etwas, nur sagte sie das nicht, sondern schaute zu Boden und nickte dabei.
Ich erhob mich.
»Was ist mit Jane?« fragte Sarah.
»Wolltest du dir nicht in einer Boutique neue Kleidung besorgen?« fragte ich und grinste.
»Klar, John, klar.« Sie nickte mir zu und ging an uns vorbei. »Heute abend treffen wir uns hier, falls ich dazu komme.«
»Denk daran, Jane. Nicht jede hat das Glück wie Irma La Douce. Manchmal kann ein derartiges Versteckspiel auch ins Auge gehen.«
»Danke für den Rat.«
»Das gefällt mir nicht«, sagte Lady Sarah. »Das gefällt mir überhaupt nicht. Die ist viel zu aktiv, zu aufbrausend. In den letzten Wochen ist sie kaum zu halten.«
»Du hast schuld«, warf ich der Horror-Oma vor. »Du hättest sie nicht anzurufen
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