0565 - Gucky, der Meisterdieb
feuchtweichen Moosboden ein.
Das Wasser war zum Glück warm.
„Wenigstens gibt es hier keinen Staub", stellte der Mausbiber fest und sah sich suchend um. „Möchte wissen, wo sie ihre Wertsachen versteckt haben. Wir können doch nicht den Algenteppich mitnehmen."
Dort, wo die Seitenwände des einzigen Raumes den Abschluß bildeten, fanden sie eine metallene Truhe, die nicht verschlossen war. Sie öffneten sie, und was sie da erblickten, machte die beiden Gelegenheitsdiebe wieder froh und munter. Lord Zwiebus hielt den Sack auf, den er vorsorglich mitgenommen hatte.
„Alles Dinge, die sie aus Schiffen geklaut haben", murmelte er. „Das sieht man doch! Was brauchen die hier positronische Meßgeräte für Bodenbeschaffenheit? Oder hier...", er hielt einen Gegenstand hoch und hielt ihn Gucky unter die Nase, „... eine komplette Interkomanlage!"
„Nehmen wir mit!" entschied der Mausbiber und stopfte alles in den Sack, was er kriegen konnte. Sie leerten die Truhe restlos aus. „Und nun zurück ins Schiff!"
Sie rematerialisierten in einem unbenutzten Lagerraum und schütteten den Inhalt des Sacks in eine Ecke.
Der zweite Raubzug brachte sie in eine stattliche Ansiedlung, die etwas erhöht auf relativ trockenem Gelände lag. Nachdem sie sich eifrig in den Häusern betätigt hatten, erregte ein besonders hohes Gebäude ihre Aufmerksamkeit.
Davor standen auf Steinfundamenten silberblitzende Statuen, die alle möglichen Lebewesen darstellten, darunter auch Humanoide.
„Sollen wir ihnen die wegnehmen?" fragte Lord Zwiebus.
„Sehen sehr hübsch aus, und wahrscheinlich würden sie sich darüber ganz schrecklich aufregen", murmelte Gucky und grinste vor sich hin. „Aber sie sehen auch schwer aus.
Außerdem laufen zuviel Eingeborene herum. Wir müssen warten, bis es dunkler geworden ist."
„Kannst du probieren, wie schwer sie sind? Ich meine telekinetisch, damit wir hier bleiben können, ohne gesehen zu werden?"
Sie saßen gegenwärtig auf dem Dach eines rund gebauten Hauses mit schräg ansteigenden Wänden ohne Fenster.
Niemand konnte sie bemerken, wenigstens nicht so schnell.
Gucky nickte und fixierte eine der Statuen, die etwa dreihundert Meter entfernt sein mochten. Er konnte sie sehen, also konnte er sie auch telekinetisch bewegen, wenn sie nicht gerade festgewachsen oder einzementiert waren.
Die fünfzig oder sechzig Eingeborenen, die sich gerade zufällig in der Nähe des Gebäudes mit den Statuen aufhielten, trauten ihren Augen nicht, als sich eine der Figuren plötzlich bewegte, ein wenig hin und her schwankte - und dann ziemlich unsicher davonschwebte. Sie gewann dabei an Höhe und verschwand zwischen den bewaldeten Hügeln südlich der kleinen Stadt.
Ehe sich die verdatterten Pai'uhns von ihrem Schrecken erholen konnten, flog ihnen die zweite Statue eines von der Regierung besonders geehrten Meisterdiebes davon.
Da packte sie das nackte Grauen.
So schnell sie konnten, verschwanden sie in ihren Häusern, wo sie zu ihrer Überraschung feststellen mußten, daß man sie inzwischen bestohlen hatte.
Des hatte es auf Na'nac noch nie zuvor gegeben! Unter sich waren die Pai'uhn K'asaltic die ehrlichsten Lebewesen, die man sich nur vorstellen konnte. Ein Pai'uhn K'asaltic wäre lieber verhungert, ehe er einem anderen etwas weggenommen hätte.
Und nun das!
Eine unbeschreibliche Aufregung entstand in der Stadt, obwohl es inzwischen dunkel geworden war und jeder normale Pai'uhn sich in die Urform zurückverwandeln und schlafen sollte. Doch niemand konnte jetzt an Schlaf denken.
Gucky und Lord Zwiebus rackerten sich ab wie Schwerstarbeiter. Sie brachten Dutzende von Säcken mit Diebesgut und auch die entwendeten Metallstatuen in die KAPELLA, in der nach Einbruch der Nacht Ruhe herrschte.
Der Prallschirm sorgte dafür, daß sich kein Eingeborener mehr dem Schiff nähern konnte. Der gestohlene Roboter allerdings hatte sich nicht mehr eingefunden.
Allerdings waren in der KAPELLA auch keine Doppelgänger mehr aufgetaucht. Rhodan hatte befürchtet, daß der eingedrungene Pai'uhn sich in alle möglichen Persönlichkeiten verwandeln und schlimmste Unruhe stiften könnte.
Zum Glück geschah nichts Derartiges, und wenigstens im Schiff verlief die Nacht ruhig und ohne Zwischenfälle.
Wenigstens mußten die aufgestellten Wachen diesen Eindruck haben.
In Wirklichkeit geschah eine ganze Menge.
*
Als draußen auf dem fremden Planeten der Morgen graute, wurde Kommandant Matakin von dem diensthabenden
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