0565 - Gucky, der Meisterdieb
alle wie auf Befehl vom Schiff fortzukriechen begannen. Als sie den Prallschirm an jener Stelle erreichten, wo er sich elastisch gegen die Betonoberfläche schmiegte, bohrten sie sich einen Zentimeter tief in den Boden und kamen einen halben Meter weiter wieder nach oben.
Der Schirm lag hinter ihnen.
Hätte einer der Terraner oder Gucky sehen können, was dann geschah, er hätte seinen Augen nicht getraut. Die Käfer liefen alle, wie von einer Panik getrieben, auf einen Fleck zu - und begannen zu verschmelzen. Immer größer wurde die sich so aufbauende Materie, bis sie die ungefähre Masse eines ausgewachsenen Menschen besaß.
Als Rhodan kurz vor der Mittagsstunde aus dem Schiff kam und sich dem Prallschirm näherte, wo das Diebesgut lagerte und Gucky noch beim Ordnen war, wunderte er sich über die riesige Menschenmenge, die sich inzwischen dort angesammelt hatte. Eine Verständigung war unter den gegebenen Umständen nicht möglich, und Rhodan würde sich hüten, noch einmal einen Pai'uhn in die Energieglocke zu holen.
Aber Gucky konnte ihn hinausbringen, das war möglich. Er vergewisserte sich, daß er keine wertvollen Gegenstände bei sich trug, dann ging er zu dem Mausbiber.
„Na, haben sich schon Kunden angemeldet?" fragte er gönnerhaft.
„Wenn ich ihre Zeichensprache richtig verstehe, sind sie bald für den geplanten Tauschhandel reif", versicherte er.
„Sieh mal nach dort drüben, Perry! Ja, rechts von dem Baum. Was glaubst du, was dort liegt?"
Rhodan hatte nicht darauf geachtet, was die Eingeborenen trieben, aber nun sah er, was Gucky meinte. Neben dem Baum stapelten sich alle nur erdenklichen Dinge, die auf die relativ große Entfernung hin nicht erkennbar wurden.
Immerhin konnte kein Zweifel daran bestehen, daß mindestens drei Außenluken dabei waren.
Die Diebe brachten ihre Beute zurück, wie Gucky es vermutet hatte.
„Du könntest mich jetzt hinausteleportieren, Gucky. Ich möchte mich mit den Leuten unterhalten. Beobachte mich, und wenn sie wieder anfangen zu stehlen, hol mich sofort hinter den Schirm zurück."
„Bring Tolots Unterhosen mit, sonst weint er sich noch sämtliche Augen aus, unser Armer", bat Gucky.
„Soll ich nicht besser mitkommen?" erkundigte sich Lord Zwiebus besorgt.
„Nein, das wäre überflüssig. Hier droht keinem von uns ernsthafte Gefahr. Ich habe selten friedlichere und glücklichere Lebewesen angetroffen."
„Vielleicht kommt das vom Klauen?" meinte Gucky.
Rhodan warf ihm einen Blick zu, als er ihm die Hand gab.
„Du sprichst wohl aus eigener Erfahrung, wie?"
Gucky nickte voller Stolz.
Die Eingeborenen wichen erschrocken zurück, als Perry Rhodan und sein pelziger Begleiter so unvermittelt bei ihnen aus dem Nichts auftauchten. Oben auf der dritten Außenluke der KAPELLA lag Icho Tolots Unterzeug, fein säuberlich gefaltet. Gucky ließ es heranschweben und teleportierte damit hinter den Schirm.
Ein ungläubiges Raunen ging durch die verblüffte Menge, aber für Intelligenzen, die jede beliebige Form annehmen konnten, war auch die Teleportation kein Wunder mehr.
Zumindest in der Theorie würden sie sich mit parapsychischen Fähigkeiten abgeben, und es war sicherlich ein Glück für die anderen Völker, daß es in dieser Hinsicht bei der bloßen Theorie blieb.
„Ein guter Anfang für freundschaftliche Beziehungen", sagte Rhodan und deutete auf den Stapel der zurückgebrachten Gegenstände. Er sprach das Interkarties genauso perfekt wie die Pai'uhns. „Darf ich fragen, wer die Rückgabe veranlaßt hat, oder handelt es sich um eine spontane und nicht organisierte Aktion?"
Einige der notorischen Diebe schienen plötzlich sehr verlegen zu sein, die Mehrzahl jedoch grinste vergnügt. Sie besaßen erstaunlich menschliche Gesichter, aber das war nicht weiter verwunderlich, Rhodan wußte von Arman Signo, daß sie jedes Gesicht nachbilden konnten.
Einer der Pai'uhns trat auf Rhodan zu. Er war ein älterer Mann und trug ein langes, würdevoll wirkendes Gewand.
Auch sein Gesicht drückte Würde und Vornehmheit aus.
„Ich bin der Bürgermeister der Stadt, die Sie vom Schiff aus sehen können. Bereits gestern abend, als die Statuen unserer Nationalhelden gestohlen wurden, faßte ich den Entschluß, unsere Beute zurückzugeben. Ich schickte Boten in die benachbarten Siedlungen, und noch während der Nacht wurde alles eingesammelt, was Ihnen entwendet wurde. Dort lagert es, bereit, gegen die Statuen eingetauscht zu werden, die für uns einen unschätzbaren
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