0565 - Gucky, der Meisterdieb
zu Bewußtsein zu kommen. „Das ist ja eine bodenlose Gemeinheit! Na, denen werde ich es zeigen! Lord Zwiebus, darf ich dich bitten, mich in meiner Kabine aufzusuchen. Wir wollen einen Abwehrplan entwerfen..."
„Keinen Unsinn!" warnte Rhodan schnell.
Lord Zwiebus folgte Gucky. Er drehte sich in der Tür noch einmal um.
„Ich bin ja dabei, also wird es auch keinen Unsinn geben", beruhigte er seinen Chef.
Fellmer Lloyd wartete, bis sich die Tür geschlossen hatte.
„Vielleicht sollte man ihr Vorhaben nicht stören", sagte er zu Rhodan, der darauf verzichtete, weitere Fragen zu stellen.
Er würde den wütenden Mausbiber ohnehin nicht zurückhalten können.
3.
Dabei war Gucky absolut nicht das, was man als wütend hätte bezeichnen können. Sicherlich schmerzte ihn der Verlust der wertvollen Dosen, aber er war davon überzeugt, sie früher oder später zurückzubekommen. Er fragte sich nur vergeblich, woher der Pai'uhn, in welcher Gestalt auch immer, von seiner Vorliebe für den Saft wissen konnte.
Überhaupt gab es eine Unmenge von Einzelheiten an der Geschichte, die unerklärlich und geheimnisvoll waren. Doch das war es nicht, was Gucky jetzt beschäftigte. Er wartete, bis Lord Zwiebus sich gesetzt hatte, dann sagte er: „Es ist dir doch klar, daß es so nicht weitergeht?"
„Ist mir klar, Gucky. Du hast einen Plan?"
„Ja, den habe ich! Diesen Klauheinis werde ich es mit gleicher Münze heimzahlen! Matakin hat den Prallschirm eingeschaltet, so daß kein Dieb mehr in die Nähe des Schiffes kommen kann, aber er behindert nicht die Teleportation. Du kannst dir denken, was ich vorhabe?"
„Denken schon, aber ich möchte dabei sein. Schließlich soll ich ja auch Saftdosen gestohlen haben."
„Aber es waren immerhin meine!" schränkte Gucky ein.
„Trotzdem nehme ich dich mit. Die sollen sich wundern!"
„Und was stehlen wir?" erkundigte sich Lord Zwiebus, den die Idee immer mehr begeisterte. „Alles, was nicht niet- und nagelfest ist?"
„Was uns in die Quere kommt! Wir haben unten in der KAPELLA einen unbenutzten Lagerraum, den machen wir voll, und wenn ich tausendmal teleportieren muß. In zwei Stunden etwa wird es dunkel. Heute wird sonst niemand mehr das Schiff verlassen, wir haben also Zeit genug." Er betrachtete die Spezialkeule Lord Zwiebus', die neben der Kabinentür an der Wand lehnte. „Die würde ich hier lassen."
„Lasse ich auch", war Zwiebus einverstanden.
„Rhodan weiß natürlich, was ich plane, aber er hat es nicht verboten. Also genießen wir zudem noch das Wohlwollen der Obrigkeit."
„Nun ja...", machte Lord Zwiebus zweifelnd.
Der Mausbiber fuhr fort: „Sehr bald wird hier etwas los sein! Vielleicht finden wir dabei sogar dieses Tabora, dann wäre unsere Vergeltungsaktion nicht ganz umsonst gewesen."
„Hoffentlich kriegen wir keinen Ärger..."
Gucky hatte seine Uniform ausgezogen und stand, nur mit seinem natürlichen Fell bedeckt, vor dem Pseudo-Neandertaler. Er streckte ihm die Hand entgegen.
„Nun rede keinen Quatsch und komm!"
Der körperliche Kontakt war notwendig, wenn Gucky ihn bei der Teleportation mitnehmen sollte. Lord Zwiebus nahm die Hand und hielt sie krampfhaft fest, obwohl er schon oft genug mit dem Mausbiber teleportiert war. Aber das Wissen darum, in den nächsten Sekunden entmaterialisiert und durch eine andere Dimension transportiert zu werden, war für einen Nicht-Mutanten immer wieder unheimlich und neu.
Als Rhodan in Guckys Kabine kam, um sich noch einmal genauer nach seinen zweifelhaften Plänen zu erkundigen, fand er den Raum verlassen vor.
*
Sie standen auf einem bewachsenen Felsen in der Nähe eines Seeufers, keine zehn Kilometer vom Schiff entfernt.
Gucky sah, daß die Sonne nur noch zwei Handbreit über dem Horizont stand. Die Dämmerung würde in einer Stunde beginnen.
„Was gibt's hier schon zu klauen?" fragte Lord Zwiebus und blickte sich aufmerksam nach allen Seiten um. „Da unten im seichten Wasser liegen ein paar Gestalten, aber sie haben nicht einmal eine Badehose an."
„Dort drüben wohnen sie", machte Gucky seinen Begleiter aufmerksam. „Die flachen Hütten, siehst du sie?"
„Du meinst...?"
„Natürlich meine ich! Wenn sie irgendwo ihren Kram verstecken, dann in den Hütten. Los, gib mir die Hand!"
Gucky teleportierte aufs Geratewohl in die erstbeste Hütte hinein und atmete auf, als er feststellen konnte, daß sie im Augenblick niemanden beherbergte. Bis zu den Knien sanken die beiden in den
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