Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
057 - Das Gespensterschloß

057 - Das Gespensterschloß

Titel: 057 - Das Gespensterschloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Randa
Vom Netzwerk:
Taktik.
    „Du ziehst dich hierher zurück, um zu träumen?“
    „Häufig.“
    „Du träumst zuviel.“
    „Träumen ist nicht ganz das richtige Wort. Ich warte.“
    „Die Toten haben also eine bestimmte Existenz?“
    „Natürlich.“
    „Und sie wissen es?“
    „Glücklicherweise. Du wirst es nicht glauben, Bernard, aber wir haben die Möglichkeit, an die Stelle der Lebenden zu treten. Eben das soll heute nacht geschehen. Du wirst dich in Sicherheit bringen, aber ich werde dir beweisen können, was ich sage.“
    „Mir beweisen?“
    „Ja, morgen wirst du Beweise bekommen. Vertrau mir, Liebster, wir wollen nicht mehr davon reden. Ich liebe dich, nur das ist wesentlich. Morgen wirst du dich bemühen, mich wiederzufinden, ich weiß es.“
    „Wie?“
    „Das kann ich dir nicht erklären, ich weiß noch nicht, was zu geschehen hat. Jeder von uns muß das für sich überlegen.“
    Genau das, was er befürchtet hatte – Ausflüchte. Die Geisteskranken haben einen ungewöhnlichen Instinkt. Gefahr witternd, weicht sie aus. Diesmal ist sie es, die sich über ihn neigt, um ihn zu küssen.
    „Heute nacht möchte ich dir gehören.“
    „Djalli!“
    Er packt sie bei den Schultern und preßt seine Lippen auf die ihren. Diesmal ist sein Kuß von einer Leidenschaftlichkeit, die an seinen Absichten keinen Zweifel läßt. Djalli wehrt sich nicht, und als seine Hände kühner werden, gibt sie sich ganz hin.
    „Djalli?“
    „Ich liebe dich.“
    Sie rollen über die Kissen, und das Kleid des jungen Mädchens zerreißt.
    „Bernard!“
    Ihr Blick ist seltsam ekstatisch, und sie umklammert ihn wie von Sinnen.
    Mit einem unguten Gefühl steht Bernard auf und geht zum Feuer. Diesmal überkommt ihn eine echte Beklemmung, er wird sich seiner Verantwortung bewußt. Warum hat er sich gehenlassen?
    Aber das ist noch das wenigste. Viel schlimmer ist, daß er das Gefühl hat, sie zu lieben, und er spürt, daß es eine ungesunde Leidenschaft ist. Er hat nicht den Mut, sich nach dem Mädchen umzuwenden. Was wird sie von ihm denken, was von ihm fordern? Er schämt sich. Nachdenklich kauert er sich auf ein Kissen und starrt ins Feuer.
    Djalli geht leise zu ihm, legt ihre Hand auf seine Schulter. „Bereust du’s?“
    Mit einem schmerzlichen Ausdruck dreht er sich um. Djalli hat sich noch nicht wieder angezogen; ihr graziler, formschöner Körper gleicht einer Marmorstatue.
    „Nein, ich bereue nicht.“
    „Aber du hast Angst.“
    „Warum soll ich Angst haben?“
    „Das mußt du mir sagen.“
    Ihr Blick ist bang, sie zittert und fürchtet sich vor dem, was er sagen wird. Sie wollte ihn überzeugen, daß sie eine Tote ist, und leidet sie bei dem Gedanken, er könnte sich klar darüber werden, daß es wahr ist. Er glaubt es nicht. Seine Vernunft weigert sich, das Unmögliche für möglich zu halten, aber sein Gefühl ist in Aufruhr. Sie darf es nicht wissen.
    „Ich liebe dich, Djalli.“
    Er drückt sie an sich und zwingt sich, sie zu streicheln, ja, er zwingt sich, durch das Streicheln eine heimliche Angst zu meistern, die sich in ihm eingenistet hat.
     

     
    Djalli hat sich wieder in den Ankleideraum zurückgezogen, Bernard wandert im Zimmer auf und ab. Ohne sich für gefährdet zu halten, fühlt er sich von allen Seiten umstellt. Bitterkeit, Vorahnung, Widerwillen, alles vermengt sich mit der Liebe, die er für das Mädchen empfindet.
    Nach einer Weile erscheint Djalli in einem anderen weißen Kleid, über das sie einen leuchtend roten Morgenrock gestreift hat. Zunächst schmiegt sie sich wieder in seine Arme.
    „Alles, was ich dir zeigen werde, ist äußerst wichtig. Morgen mußt du dich daran erinnern, das wird dir dann die Kraft geben, mich zu suchen, und die Chance, mich wiederzuerkennen.“
    „Du machst viel zuviel Geheimnisse, am Ende findest du dich selber nicht mehr durch. Du meinst, wir müssen uns trennen – für wie lange?“
    „Morgen abend werde ich da sein.“
    „Hier im Schloß?“
    „Ja.“
    „Warum muß ich dich dann suchen? Ich komme, und du bist da.“
    „Ich werde ein anderes Aussehen haben, aber du wirst mich schnell finden, wenn du mich nur genügend liebst. Alles wird von deiner Liebe abhängen, Liebster. Nur wissen mußt du, und mich in der andern wiedererkennen.“
    „In welcher andern?“
    „Simone, so nennst du sie doch.“
    „Jacques’ Frau?“
    „Ja.“
    „Aber sie ist verheiratet!“
    „Morgen abend wird sich ihr Mann nicht mehr um sie kümmern.“
    „Du redest irr.“
    „Vertrau

Weitere Kostenlose Bücher