057 - Die Tochter des Werwolfs
werden.«
Sie schloss die Vorhängeschlösser an seinen Ketten auf und legte ihm einen Mantel um, denn es war kalt im Bunker.
»Für mich gibt es nichts mehr zu überlegen, Bernd. Wir werden den Weg gemeinsam gehen.«
Während Trevor Sullivan in den Taunus zu Bernd Sommer fuhr, trafen Dorian Hunter und Coco Zamis den Großmeister der okkultistischen Freimaurerloge von Frankfurt. Dorian hatte Professor Thomas Becker am Vorabend vom Flughafen aus angerufen, Becker erwartete ihn in den Geschäftsräumen einer Anwaltskanzlei.
Ein Besprechungszimmer stand zur Verfügung. Es herrschte eine sehr nüchterne Atmosphäre.
Dorian sah einen Gelehrtentyp um die Fünfzig mit schütterem Haar vor sich. Professor Dr. Thomas Becker war außerordentlicher Professor an der Frankfurter Universität. Er lehrte Soziologie und Psychologie. Er war ein Mann, der Kontakte nach allen Seiten unterhielt.
Bei Jeff Parker, der sich zurzeit in Rom aufhielt, hatte Dorian sich vor einiger Zeit über Thomas Becker informiert. Er wusste, dass der Professor zum zweiten Mal geschieden war, mit einer jungen Frau aus einer angesehenen Bankiersfamilie zusammenlebte und eine Tochter von dreiundzwanzig Jahren hatte.
Das also war Thomas Becker. Er wirkte wie ein Durchschnittstyp. Seine außerordentlichen Qualitäten sah man ihm nicht an.
Becker hatte vielleicht auch einen anderen Mann erwartet als den großen, sportlichen Dorian Hunter mit seinem schwarzen Haar und dem über die Mundwinkel herabhängenden Oberlippenbart. Von Coco Zamis war er sichtlich angetan.
»Sie haben also doch noch nach Frankfurt gefunden«, sagte Thomas Becker nach der Begrüßung.
»Ich hatte viel zu tun«, sagte Dorian. »Ich bin einfach nicht dazu gekommen. Jeff Parker hat Ihnen ja bereits erzählt, womit ich mich beschäftige, Professor.«
»Nennen Sie mich einfach Herr Becker, Mr. Hunter. Professor klingt mir zu steif und aufgeblasen.«
»Der Kampf gegen Olivaro hat mich sehr in Anspruch genommen.«
»Sie konnten Olivaro aber nicht zur Strecke bringen, wie mir Jeff Parker bei unserem letzten Telefongespräch sagte.«
»Nein. Aber er hat schwere Niederlagen und große Prestigeeinbußen hinnehmen müssen. Er hat sich zurückgezogen. Innerhalb der Schwarzen Familie herrscht zurzeit Anarchie.«
»Das heißt aber nicht, dass Sie nichts mehr zu tun hätten?«
»Nein, ganz im Gegenteil. Früher führte Olivaro den Kampf gegen mich und meine Verbündeten. Sie wissen, was in Rio de Janeiro vorgefallen ist und wie die dortige Loge der okkultistischen Freimaurer von Olivaro und der Macumba vernichtet wurde. Jeff Parker hat das Geheimnis der okkultistischen Freimaurer von Rio nach Frankfurt gebracht. Dieses Geheimnis zu ergründen ist sehr wichtig für uns alle. Vor allem deshalb bin ich hierher gekommen.«
»Sie sind zu spät erschienen, Mr. Hunter. Vor ein paar Wochen hätten Sie und wir die Möglichkeit dazu gehabt, aber diese Chance ist jetzt vertan. Wir wissen selbst nicht genau, worin dieses Geheimnis der okkultistischen Freimaurer eigentlich besteht. Um das zu ergründen, müssen bestimmte Konstellationen gegeben sein, was erst in einiger Zeit wieder der Fall sein wird.«
»Welche Konstellationen?«, fragte Coco.
»Bedaure, darüber kann ich Ihnen nichts Genaues sagen. Wenn sich in dieser Beziehung etwas für Sie ergibt, werden Sie es erfahren.«
Es war klar, dass Thomas Becker verärgert war, weil Dorian nicht nach Frankfurt gekommen war und sich nicht direkt an ihn gewandt hatte. Dorian konnte ihn verstehen. Die Freimaurer hatten auf ihn oder auf seine Nachricht gewartet. Als nichts geschah, hatten sie sich anderen Angelegenheiten gewidmet.
»Es ist möglich, dass wir hier in Deutschland, vielleicht sogar in der Nähe von Frankfurt, einen Fall bearbeiten müssen«, sagte Dorian. »Sagen Sie mir offen, Herr Becker, kann ich auf Ihre Unterstützung rechnen oder nicht?«
»Meine Hilfe und die der Freimaurer ist Ihnen jederzeit sicher. Schließlich verfolgen wir das gleiche Ziel. Wenn Sie irgendetwas brauchen, wenden Sie sich an mich.«
Thomas Becker erkundigte sich über Jeff Parker und sein Befinden. Dorian und Coco erfuhren einige Anekdoten aus dem Universitätsalltag des Professors und aus seiner Arbeitswelt. Becker verfügte über zahlreiche Informationen, teilte ihnen aber nur mit, was er für angebracht hielt.
Sie trennten sich nach einer knappen Stunde, da Becker noch einige Termine wahrzunehmen hatte.
Nachdem sie die Anwaltskanzlei verlassen hatten,
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