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057 - Im Banne des Unheimlichen

057 - Im Banne des Unheimlichen

Titel: 057 - Im Banne des Unheimlichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Rechtsanwälten waren immer seine Spezialität. Man sagt, Toby lerne in zwölf Monaten seiner Arbeit so viele Geheimnisse kennen, daß er davon für den Rest seines Lebens als Erpresser wunderbar leben könnte. Aber er hat sich, soviel ich weiß, noch nie als solcher betätigt.«

9
    Dr. Laffin hatte das große, düstere Haus in der Camden Street gekauft, als er nach London kam, und es ganz nach seinem sonderbaren Geschmack eingerichtet. In diesem Hause hatte Betty Carew den größten Teil ihrer Kindheit verlebt. Es war ein Haus der Schatten. In Ecken und Nischen stieß man auf Bronze-Buddhas, Götzenbilder und schreckliche Tanzmasken afrikanischer Medizinmänner. Ju-Jus oder Fetische von der Goldküste hingen an den Wänden, und das Arbeitszimmer des Doktors, sein Heiligtum, war wie die Stube eines mittelalterlichen Zauberers eingerichtet.
    Als Betty am verabredeten Tag in der Camden Street erschien, traf sie Laffin in höchster Erregung an. Mitten in dem seltsamen Zimmer stand ein Mann mit einem Notizbuch in der Hand, der dem Hausherrn gespannt zuhörte, doch schien seine Aufmerksamkeit zwischen der eigenartigen Einrichtung des Raums und den zornig klingenden Ausführungen des Doktors geteilt zu sein.
    »Wenn ich ihn gesehen hätte, Wachtmeister, so würde es einen Einbrecher weniger auf Erden geben. Solche Leute sollten gebrandmarkt werden, damit man sie gleich erkennen kann. Die Hände sollte man den Kerlen abhacken, das wäre Gerechtigkeit!«
    »Ja, ja, Sir.« (Die Londoner Polizeibeamten sind wegen ihrer Geduld und Höflichkeit allgemein bekannt.) »Das ist ein vorzüglicher Gedanke, ich fürchte nur, daß die Abteilung für Fingerabdrücke damit gar nicht einverstanden wäre. Um welche Zeit haben Sie eigentlich den Verlust der Papiere entdeckt?«
    »Gestern abend spät«, erwiderte Laffin. »Aber die Papiere können schon früher gestohlen worden sein. Vor drei Tagen schloß ich sie in meinen Kassenschrank ein.«
    »Fehlt Ihnen außer den Schriften nichts?«
    »O doch. Eine kleine Goldstatue des ägyptischen Gottes Set, ein kabbalistischer Ring, der Darius dem Großen gehört haben soll, ein Silberkelch aus einer der ersten Kirchen des Morgenlandes ... Aber die Papiere sind mir weitaus das wichtigste.«
    »Was enthalten sie eigentlich?«
    Dr. Laffins Basiliskenaugen glühten.
    »Es waren vier Bogen Papier mit Aufzeichnungen von meiner Hand«, sagte er. »Notizen für ein Schauspiel, an dem ich gerade arbeite.«
    Betty unterdrückte mit Mühe einen Aufschrei. Er und ein Schauspiel! Joshua Laffin, der das Theater und alles, was damit zusammenhing, haßte, ein Stückeschreiber!
    »Ich fürchte nur, daß die Papiere vernichtet worden sind, wenn sie an und für sich keinen Wert besaßen.«
    »Es hat nicht viel Sinn, noch weiter herumzureden«, sagte der Doktor kühl.
    Betty hatte die ganze Zeit unbeteiligt danebengestanden. Dr. Laffin hatte sie wohl gesehen, aber keine Notiz von ihr genommen. Erst als sich der Wachtmeister empfahl, ließ er sich herab, sie anzureden. Den Einbruch erwähnte er mit keinem Wort mehr, sondern fragte nur barsch:
    »Bist du bereit?«
    Darauf setzte er, ohne ein weiteres Wort zu verlieren, den Hut auf und ging voraus auf die Straße.
    Das Ladenlokal war neu angestrichen worden und roch noch stark nach Firnis. Das große Schaufenster präsentierte sich wie ein vollständig eingerichtetes Arbeitszimmer, der Raum dahinter aber war leer. An den Laden schloß sich noch ein kleines Wohnzimmer an, in das Laffin das Mädchen führte. Betty entdeckte zu ihrer Verwunderung, daß es als Ankleideraum gedacht war. Ein Spiegeltisch stand darin, schirmlose Lampen verbreiteten große Helle. Über einer Stuhllehne hing ein hübsches dunkelgrünes Kleid.
    »Das kann ich doch unmöglich anziehen«, schrie sie entsetzt auf, »das ist ja ein Abendkleid!«
    Dr. Laffin würdigte sie, wie gewöhnlich, keiner Antwort.
    »Auf dem Tisch wirst du eine Perlenkette finden. Gib acht darauf, sie ist echt. Noch etwas möchte ich dir besonders in Erinnerung rufen. Auf dem Schreibtisch im Schaufenster steht eine kleine Jadevase mit einer roten Rose. Es darf immer nur eine einzige rote Rose in dieser Vase stecken, und sie muß immer auf deinem Tisch stehen. Hast du verstanden? Sie - muß - immer - auf - dem - Tisch - stehen!«
    Die Rose interessierte sie in diesem Augenblick wenig.
    »Aber ich kann doch nicht bei hellichtem Tag dieses Kleid tragen«, entgegnete sie. »Ich weigere mich einfach, das zu tun!«
    Er nahm das

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