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057 - Im Banne des Unheimlichen

057 - Im Banne des Unheimlichen

Titel: 057 - Im Banne des Unheimlichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Kleid in die Hand.
    »Dann werde ich dir ein anderes verschaffen«, sagte er und wollte zur Tür hinaus. Sie aber verstellte ihm den Weg.
    »Ich will jetzt endlich wissen, was das alles zu bedeuten hat! Warum dieser Laden? Warum bestehst du darauf, daß ich mich zum Gaudium der Menge in ein Schaufenster setze? Hinter alldem steckt etwas.«
    »Es steckt ein Vermögen für mich darin, wie ich dir, glaube ich, schon einmal gesagt habe. Weitere Aufschlüsse zu geben bin ich nicht bereit. Vielleicht ist es nur eine Laune von mir, vielleicht auch mehr ...«
    »So ist es also ein Geschäft?« fragte sie sofort.
    »Und wenn schon?«
    »Der Laden ist neu hergerichtet worden, aber sicher nicht von deinem Geld. Du bist fast mittellos. Geschäftsleute, die um die Verbindung zwischen uns wissen, haben mich im Theater aufgesucht. Es laufen Schuldklagen gegen dich.«
    Er runzelte die Stirn.
    »Wer hat es gewagt, mir Übles nachzureden?« fragte er scharf. »Ich will seinen Namen wissen, um ihn zur Verantwortung ziehen zu können.«
    »Warum willst du mir etwas vormachen?« erwiderte sie bitter. »Du vergißt, daß ich ähnliches schon früher erlebt habe. Du wirst dich doch wohl noch erinnern, wie wir eine Woche lang nichts zu essen hatten, weil du all dein Geld in Monte Carlo verspielt hattest?«
    Er antwortete nicht, sondern blieb, die Hände auf dem Rücken, mit gesenktem Blick stehen. Sein unangenehmes Gesicht verzog sich zu einer häßlichen Grimasse.
    »Du weißt viel zuviel!« sagte er schließlich.
    Er ging hinaus und kehrte in Begleitung eines unansehnlichen kleinen Mannes zurück, den er als den Geschäftsleiter vorstellte.
    »Du brauchst keinerlei Weisungen von ihm entgegenzunehmen«, sagte er in Gegenwart des Mannes. »Du weißt ohnehin, was du zu tun hast, und bist deine eigene Herrin. Um elf Uhr vormittags hast du deinen Posten zu beziehen, und um vier Uhr nachmittags ist dein Dienst zu Ende. Wenn dich die Leute anstarren, brauchst du ja nicht hinzusehen. Ich werde dafür sorgen, daß dich, wenn du den Laden verläßt, niemand anspricht. Ein Auto wird dich jeden Abend nach Hause bringen.«
    Sie wußte aus langer Erfahrung, daß weitere Auseinandersetzungen ganz zwecklos waren. So fügte sie sich in ihr Los.
    Die erste Stunde im Schaufenster war qualvoll. Man hatte ihr Bücher und Briefpapier auf den Schreibtisch gelegt. Sie begann, sinnloses Zeug zu kritzeln, um nicht auf die Neugierigen sehen zu müssen, die sich vor dem Schaufenster ansammelten und nur ab und zu von einem ungehaltenen Polizisten aufgefordert wurden, weiterzugehen.
    Sie erfand Geschichten und schrieb sie nieder, nur um die grinsenden Gesichter zu vergessen, die sie durch die Glasscheibe anguckten.
    Und dann ereignete sich der Zwischenfall mit Mr. William Holbrook.
    Bill hatte es sich nämlich in den Kopf gesetzt, sich gleich am ersten Tag die Sache näher anzusehen. Der Laden, in dem der neue Patentschreibtisch vertrieben werden sollte, befand sich in einer der teuersten Gegenden des Londoner Westens, doch war die Lage für ein Geschäft dieser Art denkbar ungünstig. Von einem Angestellten des Hausverwalters hatte Holbrook erfahren, daß der Vertrag auf drei Monate abgeschlossen worden sei, und daß es sich eigentlich nur um eine Untermiete handle, weil die Räume schon an eine andere Firma vergeben wären, die jedoch erst im nächsten Jahr einziehen könne und deshalb froh sei, den Laden in der Zwischenzeit dem närrischen Doktor überlassen zu können. Nachdem er all dies erfahren hatte, erschien nun Bill Holbrook vor dem ansprechend möblierten Schaufenster und warf einen Blick auf Betty Carew, die an einem eher kleinen, ganz gewöhnlich aussehenden Schreibtisch saß - ihr Gesicht war zwar der Straße abgewandt, doch die geröteten Wangen und die aus jeder Bewegung ersichtliche Nervosität verrieten, wie ihr zumute sein mußte.
    Betty hörte die Ladentür gehen. Jemand rief:
    »Miss Carew!«
    Sie wandte sich erschrocken um - Bill Holbrook streckte den Kopf durch die Einstiegsklappe in der Rückwand des Schaufensters und machte ein besorgtes Gesicht. Es hatte nur noch dieses Anstoßes bedurft, um ihre Verzweiflung in helle Wut zu verwandeln.
    »Bitte, kommen Sie doch heraus -«, beschwor er sie, »ich möchte mit Ihnen sprechen!«
    »Verschwinden Sie!« herrschte sie ihn mit bebender Stimme an.
    Bill war verblüfft.
    »Beruhigen Sie sich doch und kommen Sie heraus!«
    Es klang befehlend, und sie gehorchte, ohne recht zu wissen, warum. Immerhin

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