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057 - Im Banne des Unheimlichen

057 - Im Banne des Unheimlichen

Titel: 057 - Im Banne des Unheimlichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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vor sich gegangen, daß ich ganz wirr bin«, sagte Bill, worauf er von seiner Berufung in die Großloge erzählte.
    Tobys Gesicht war ernst geworden.
    »Das ist rasch gegangen! Wo wird man Sie abholen?«
    »Beim dritten Meilenstein auf der Straße nach Epping«, antwortete Bill. »Aber auf dem Zettel werden wahrscheinlich noch weitere Weisungen zu finden sein.«
    Er blieb unter einer Straßenlaterne stehen und nahm das zusammengerollte Papier aus der Westentasche, in die er es gesteckt hatte. Als er einen Blick darauf warf, stieß er einen Schrei der Überraschung aus - das Papier war eine Fünfzigpfundnote.
    Toby pfiff vor sich hin. Sie befanden sich in der Nähe von Holbrooks Wohnung, und wenig später saßen sie, zusammen mit Inspektor Bullott, in Bills Arbeitszimmer.
    Toby Marsh hatte sich behaglich in dem einzigen Armstuhl, den es hier gab, zurückgelehnt. Er war in seinem Element.
    »Der Orden der Stolzen Söhne von Ragusa«, dozierte er, »hatte anfangs bedeutend mehr Grade als heute, ich glaube, es gab deren vierzig. Aber Kultus und Übersicht wurden dadurch zu kompliziert. Deshalb hat man die meisten Grade abgeschafft und nur fünf beibehalten. Es gibt die gewöhnlichen Brüder, die Ritter höheren Grades, die Mitglieder der Großloge, den Dreiundzwanzigsten Grad, und über allen stehen die Prioren. Sie sind die wirklichen Machthaber, erlassen die Gesetze, schreiben die Formen vor, verteilen die Gewinne aus dem Glücksschiff - mit einem Wort, sie regieren den Orden nach ihrem Ermessen. Die Großloge wählt die höheren Würdenträger. Wenn ein Mitglied der unteren Grade auf einen höheren Posten berufen wird, bekommt er einfach die Mitteilung, er habe sich da und da einzufinden oder dies und das zu tun. Mitglieder, die der geheimnisvollen Obrigkeit den Gehorsam verweigern, werden ausgestoßen. Macht ein Mann Schwierigkeiten, so versteht man es vorzüglich, ihn zu treffen, ohne daß man mit dem Gesetz in Konflikt käme. Er verliert seine Anstellung, oder der Hausbesitzer wirft ihn auf die Straße. Man weiß auch von einem Fall, wo ein Haus kurzerhand angekauft wurde, um einen Widerspenstigen um sein Geschäft zu bringen. Es herrscht eine straffe Disziplin! Die Strafen werden vom Dreiundzwanzigsten Grad vollzogen - und der Großmeister des Dreiundzwanzigsten Grades ist Joshua Laffin, Doktor der Heilkunde!« Da die beiden anderen betroffen schwiegen, fuhr Toby Marsh unbeirrt fort: »Niemand ahnt auch nur, wer die Mitglieder der Großloge und wer die Brüder vom Dreiundzwanzigsten Grad sind. Bei den Versammlungen weiß keiner, ob sein Nebenmann nicht vielleicht ein Prior ist. Das einzige, was die Brüder wissen, ist, daß zweimal im Jahr einige Glückliche mit Gewinnen bedacht werden. Im übrigen sind sie mit dem Mummenschanz und der kindischen Geheimniskrämerei vollkommen zufrieden.«
    »Wer sind nun also die Wissenden? Die Prioren?« fragte der Inspektor.
    »Ja, das heißt, ich glaube, eigentlich nur der Großprior weiß alles«, erwiderte Toby. »Ich bin der Sache nachgegangen und habe herausbekommen, daß es ein sogenanntes ›Buch der Gesetze‹ gibt - aber das ist auch alles, mehr habe ich nicht erfahren können ...«
    »Was für eine Bewandtnis hat es mit diesem ›Buch der Gesetze‹?«
    »Es ist das Buch, das sämtliche Satzungen und Gebräuche der Söhne von Ragusa in allen Einzelheiten enthält. Der Großprior selbst hat es geschrieben. Es ist auch in seinen Händen. Wenn er stirbt, geht es auf den neuen Großprior über.«
    »Glauben Sie, daß im Rahmen der Ordenstätigkeit Ungesetzlichkeiten vorkommen?«
    Toby Marsh schüttelte den Kopf.
    »Nein, das ist das Überraschende. Diese Söhne von Ragusa scheinen eine anständige, harmlose Gesellschaft zu sein. Eine Menge Gutes geschieht: Landerholungsheime für kranke Seeleute werden ins Leben gerufen, Rettungsboote gespendet - die meisten Logen befinden sich nämlich in Hafenstädten, und ich schätze, daß ein Drittel der Mitglieder aus Seeleuten besteht. Der Verein unterhält ferner ein Waisenhaus und ein Heim für alte Matrosen. Nein, es ist eine durchaus anständige Gesellschaft, nur ...«
    Toby hob die Schultern und verzog das Gesicht.
    »Nur was?« erkundigte sich Bill.
    »Nur will es mir nicht gefallen, daß ein Mann wie Dr. Laffin an der Spitze des Dreiundzwanzigsten Grades steht!«
    »Ich habe über den Mord nachgedacht«, sagte Inspektor Bullott.
    »Haben Sie sich nie überlegt, ob Bruder John mit den Söhnen von Ragusa in Konflikt geraten

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