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057 - Sanatorium der Cyborgs

057 - Sanatorium der Cyborgs

Titel: 057 - Sanatorium der Cyborgs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Schönenbröcher
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zieht sich zusammen.
    Wieder ein Schlag auf den Hinterkopf. Noch einer. Und noch einer. Und mit jeder Er 26
    schütterung entfernt sich Daryll mehr und mehr von der Wirklichkeit. Es ist, als würden sich Teile ihres Hirnspeichers abschalten. Als würde es dunkel und immer kälter in dem Universum, das ihr Gedächtnis ist. Bis die Gedanken selbst gefrieren.
    Nur ihr P-Chip funktioniert noch. Registriert wie von einer entfernten Warte aus, was geschieht.
    Sieht, wie Caal ihren Körper loslässt.
    Wie er sie mühsam auf ihren Schreibtischstuhl zerrt.
    Wie er aus einem seiner Depots ein Werkzeug zieht.
    Wie er die künstliche Haut rund um ihren Kopf zerschneidet wie ein Metzger. Und ihre Schädelplatte öffnet!
    Hilflos und in Agonie gefangen beobachtet Daryll - das, was von Daryll geblieben ist -, wie Caal mit spitzen Metallfingern ihren P-Chip umschließt und daran zerrt. Ihn aus dem Port löst!
    > Achtung! Verlust des P-Chips!
    > Notfallprogramm Haank-01 initiiert
    > Aktivierung des zweiten P-Chips
    > Ersatzchip in Funktion
    Daryll hat nie von einem zweiten Persönlichkeits-Chip gewusst. Doch nun, mit dessen Aktivierung, erfahrt sie von Haanks Vorsichtsmaßnahme. Ihre Mission ist zu wichtig, als dass ein Ausfall des P-Chips sie gefährden sollte. Daher hat er eine Kopie unter der Hauptplatine angebracht, die im Notfall übernehmen soll.
    Natürlich ahnt der LoBot Caal davon nichts, als er seinen Metallschädel öffnet und dann die weiteren Funktionen seines Körpers einem automatischen Programm überlässt.
    Ein Programm, das seine Linke zum eigenen P-Chip steuert, ihn entnimmt und in Darylls leeren Port einführt…
    > Achtung, Fehlfunktion!
    > Zweiter P-Chip eingesetzt - Konfliktsituation!
    > Überlastung! Überlastung! Über- Das System versagt. Und startet neu.
    Als Daryll ins Leben zurückkehrt, läuft automatisch ein Scanner an, um nach Fehlfunk -
    tionen zu suchen. Und beendet sich in derselben Nanosekunde wieder.
    > Programm nicht ausführbar
    > Inkompatibel zum laufenden System
    Daryll erhebt sich. Ihr ist schlecht. Sie fühlt sich seltsam. Wie lange hat sie geschlafen?
    Geschlafen?
    Was ist geschehen? Sie erinnert sich nicht. Ihre letzten Empfindungen sind…
    … rasende Menschen, die über sie herfallen und ihren Körper zerstören. Verfluchte Menschen! Schlag zurück! Töte sie! Aber sie kann nicht… Verfluchter Takeo, der sie zu seinem willenlosen Sklaven gemacht hat, zu einer wehrlosen Kreatur! Verfluchte Kunstmenschen!
    Seelenlose Hüllen! Verflucht, verflucht…
    Daryll blickt an sich hinab. Ihr Körper scheint makellos und unbeschädigt. Bis auf den Schädel, um den sich ein Schnitt zieht. Doch das lässt sich mit Regenerationsgel beheben.
    Aber … ist das überhaupt ihr Körper? Und ist Daryll ihr Name? Heißt sie nicht Maanson und betreibt in El'ay einen schwunghaften Handel mit Mädchen, bei denen kein Kunde fragt, woher sie kommen und ob sie freien Willens sind?
    Nun ist er… ist sie selbst ein Mädchen !
    Ungläubig öffnet sie die graue Jacke, zieht das Hemd darunter in die Höhe, bis sie zwei volle Brüste entblößt. Es ist wahr! Aber wie…?
    Einerlei! Es ist nicht von Bedeutung im Moment. Wichtig ist allein, dass sie die zerstörte alte Hülle los ist. Wie ein Haufen Schrott liegt sie neben dem Schreibtisch. Angewidert erhebt sich Daryll und versetzt ihr einen Tritt.
    Da fällt ihr Blick auf ein glänzendes Ding am Boden. Sie kniet nieder und hebt es auf.
    Es ist ein P-Chip! Woher kommt er?
    Auch daran hat sie keine Erinnerung. Aber irgendwie, in den Tiefen ihres Hirnspeichers weiß sie, dass der Chip wichtig ist; zu wichtig, um ihn unbeachtet zu lassen. Sie geht zum Sekretär und kramt in den Fächern, bis sie eine Magnetröhre findet. Darin verstaut sie den Persönlichkeits-Chip.
    Es klopft.
    Ruttger. Das kann nur er sein. Gut. Sie hat neue Befehle für ihn. »Herein!«
    Der weißhaarige Cyborg stutzt, als er den Raum betritt und den reglosen LoBot am Boden sieht - und dann Daryll, die aus einer Stirnwunde blutet. Ihre Kleidung ist derangiert, ihr Haar wirr. »Was ist passiert?«, fragt er.
    »Es gab einen Kampf«, antwortet Daryll. »Er hat versucht mich zu töten. Ich musste ihn deaktivieren.«
    »Bist du in Ordnung?«
    »Ja. Räum den Haufen Schrott fort. Und dann wünsche ich alle Patienten im Hof zu sehen.« Ein Lächeln huscht über ihr Gesicht, aber es hat alle Fröhlichkeit verloren. »Ich habe neue Regeln zu verkünden…«
    ***
    Pünktlich um achtzehn Uhr dreißig stand einer

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