Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
057 - Sanatorium der Cyborgs

057 - Sanatorium der Cyborgs

Titel: 057 - Sanatorium der Cyborgs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Schönenbröcher
Vom Netzwerk:
der rostbraunen, gedrungenen LoBots vor der Tür und bat die Neuzugänge, ihm zu folgen.
    Matt, Aiko und Aruula hatten sich ihrer Winterkleidung entledigt. Matthew trug seine Pilotenkombi, Aiko bequeme Halbschuhe, eine weite schwarze Hose und eine gleichfarbige Weste über einem roten Hemd, das die Arme freiließ. Aruula hatte sich - wohl um Daryll Paroli zu bieten - einen Fellbikini angezogen, zu dem sie ihre kniehohen Stiefel trug, die aus einer Mischung aus Leder und Fell mit etlichen Schnallen bestanden. Auch die religiöse Bemalung mit einer Hennaartigen Paste, die ihren ganzen Körper in blauen und grünen Linien wie eine Tätowierung überzog, hatte sie nach langer Zeit wieder erneuert.
    »Du siehst großartig aus!«, hatte Aiko bewundernd gesagt - und damit Matt das Wort aus dem Mund genommen.
    Aruulas Entgegnung »Das gilt aber genauso für dich!«, stimmte den US-Piloten auch nicht fröhlicher. Nicht dass er eifersüchtig war, Gott bewahre! Nein, dazu gab es doch nun wirklich keinen Grund.
    Oder…?
    Jedenfalls behielt er Aiko im Auge, als sie hinter dem LoBot her die Gänge durchwanderten.
    Die Führung endete in einem Raum, der eine kuriose Mischung aus Lagerhalle und Ka28 minzimmer war. Bei etwa hundert Quadratmetern konzentrierte sich die ganze Einrichtung auf einen Tisch und vier Stühle. Sechs brennende Ölfässer waren im Kreis darum aufgestellt und schufen eine Lichtinsel, außerhalb derer man die Wände der Halle nur erahnen konnte.
    Daryll hieß sie willkommen. Sie trug noch immer die rote Jacke, die nun aber zugeknöpft war und dank ihrer Länge nicht erkennen ließ, was sie darunter trug. Ihre Beine jedenfalls waren nackt bis zu den Stiefeln.
    »Nehmt Platz.« Daryll wies auf die Stühle. »Das Essen wird gleich aufgetragen.« Sie wartete, bis sich alle gesetzt hatten, und ließ sich dann auf dem Stuhl an der Stirnseite des groben Holztisches nieder. Aiko saß links neben ihr, Aruula hatte sich den Platz rechts gesichert, neben ihr Matthew. Vor ihnen standen Becher, mit einer klaren Flüssigkeit gefüllt.
    »Ich hoffe, ihr findet hier im Sanatorium Frieden und Genesung«, begann Daryll ihre Ansprache. Vermutlich war es immer dieselbe. »Auch wenn ihr es nie mehr verlassen werdet, sind wir natürlich bemüht, eure Fehlfunktionen zu beheben.«
    Aruula sah ihren Gefährten alarmiert an. Matt legte ihr rasch die Hand auf den Oberschenkel und schüttelte kaum merklich den Kopf. Nicht nervös werden. Das gilt nicht für uns.
    Daryll bemerkte die Geste nicht. Sie machte sich keine Mühe zu verbergen, welcher der Neuankömmlinge ihr besonderes Interesse geweckt hatte, und wandte sich an Aiko Tsuyoshi.
    »Was ist deine Beschädigung… Aiko?«
    Der Cyborg vermied den Blickkontakt mit ihr. Stattdessen sah er auf seine linke Hand und bewegte ruckartig die Finger aus Plysterox. »Ein Fehler in der Koordinierung meiner künstlichen Gliedmaßen«, sagte er. »Trotz mehrfacher Tests konnte nicht herausgefunden werden, woran es liegt.«
    »Keine schwere Behinderung also.« Darylls Miene hellte sich noch weiter auf. »Ich werde dich gleich morgen untersuchen. Vielleicht finde ich etwas heraus, das bislang übersehen wurde.«
    »Ich denke nicht, dass…«, begann Aiko, wurde aber von ihr unterbrochen.
    »Wir arbeiten hier mit unkonventionellen Mitteln. Fehlende Ressourcen fördern den kreativen Output. Mit anderen Worten: Not macht erfinderisch.« Sie griff zum Becher und prostete den anderen zu.
    Matt schnupperte an dem Getränk. Es war geruchsneutral. Vermutlich Wasser. Er nippte vorsichtig daran.
    Kein Wasser. Aber nicht schlecht. Die Flüssigkeit schien leicht alkoholisch zu sein. Als er Aruula trinken sah, warnte er sie, wohl wissend, dass sie nur wenig Alkohol vertrug.
    Das Essen wurde auf einem Servierwagen hereingefahren, von einem hoch gewachsenen Cyborg mit weißem Haar und roten Augen, dessen linkes Fußgelenk steif zu sein schien.
    »Ich darf euch meinen Assistenten Ruttger vorstellen«, sagte Daryll. »Er ist die Nummer zwei in dieser Einrichtung. Wenn ihr Fragen habt oder Eingaben machen wollt, wendet euch an ihn.«
    Ruttger nickte knapp. Der Blick, mit dem er die Freunde taxierte, gefiel Matt nicht. Distanziert, abschätzig, fast mitleidig. So ähnlich mochte ein Wissenschaftler seine Labortiere betrachten, bevor er sie in eine Versuchsanordnung setzte.
    Matt nahm den Teller entgegen, den Aruula an ihn weiterreichte. Die graue Masse darauf lenkte ihn unverzüglich von Ruttger ab. Er hatte auf

Weitere Kostenlose Bücher