057 - Sanatorium der Cyborgs
Hielten sie sich nur in ihren Quartieren auf?
Die Vorfreude auf Daryll verdrängte die Gedanken. Dank der Karte fand er ihr Büro auf Anhieb. Als er davor stand, zögerte er kurz..
War es richtig, was er hier tat?
Natürlich war es das; schließlich war er sein eigener Herr, auch wenn Drax das Kommando bei dieser Expedition führte.
Entschlossen klopfte Aiko an die Tür.
Es dauerte nur Sekunden, bis sie geöffnet wurde.
Daryll stand vor ihm. Und sie schien wie vermutet nur einen Vorwand gesucht zu haben, um ihn zu treffen. Das zeigte schon ihre Aufmachung. Unter der langen roten Jacke, die sie beim Dinner getragen hatte, hatte sich tatsächlich ein knapper Rock verborgen. Nun, da sie keine Jacke mehr trug - wohl aber noch das transparente Plastikshirt -, konnte er ihn sehen. Allerdings flog sein Blick etwas höher, und er musste sich zusammennehmen, um ihn noch weiter hinauf zu zwingen, hin zu ihrem Gesicht.
»Hallo Aiko«, begrüßte sie ihn. Ihre Stimme war sanft und ein wenig rauchig. »Schön, dass du hier bist.«
Der Cyborg schluckte. Irgendetwas stimmte nicht mit seiner Speichelproduktion. Und wieder ertappte er sich dabei, wie sich auf fatale Weise all seine Coolness und seine Jahrzehnte lange Erfahrung mit, dem weiblichen Geschlecht auf die eines Oberschülers reduzierte.
»Das… äh, das finde ich auch.« Er räusperte sich und sah sich interessiert um. »Nettes Büro hast du hier. Selbst eingerichtet?«
Um Himmels willen, was redest du für einen Schwachsinn! Gleich gibt sie dir einen Tritt hinaus auf den Gang!
Doch Daryll schien sich an seiner Unbeholfenheit nicht zu stören. Sie schlenderte zum Schreibtisch, strich mit der Rechten zärtlich darüber und wischte ein paar Scherben fort, um sich zu setzen. »Die Möbel stammen aus Fresno«, sagte sie. »Eine tote, leere Stadt.«
Sie seufzte. »Fast so leer wie mein Büro. Manchmal fühle ich mich sehr einsam hier.«
Das war ein Wink mit dem Begrenzungspfahl, Idiot! Worauf wartest du noch?!
Aiko löste seinen Blick von dem offenen Sekretär, auf dessen Platte ein magnetischer Behälter stand, in dem ein Chip schwebte - ein P-Chip, wenn er sich nicht irrte. Aiko drehte sich zu Daryll herum.
»Ja, das kann ich mir…« Seine Stimme stockte, als er sie auf dem Schreibtisch sitzen sah, die Beine gespreizt und die Arme nach hinten abgestützt. Unter dem Rock trug sie nichts, und das Shirt spannte sich über ihren vollen Brüsten.
Etwas in Aikos Verstand setzte aus. Er führte den Satz nicht zu Ende.
»Na, komm schon her«, gurrte Daryll. »Wir wissen doch beide, dass wir nur diese Nacht füreinander haben. Morgen ziehst du mit deinen Freunden weiter. Aber bis dahin…«
Sie war die Versuchung in Person. Nur ein Robot hätte ihr widerstehen können. Aiko ging, nein schwebte zu ihr hin. Er fühlte sich ganz leicht. Daryll erschien ihm wie ein schöner Traum. Zu schön, um vorzeitig daraus zu erwachen, indem er sich mit Gegenargumenten belastete.
Dann stand er vor ihr, beugte sich leicht zu ihr hinab. Beider Lippen trafen sich. Die ihren waren ganz warm und weich, und Aiko verlor sich in diesem Kuss.
Daryll nahm einen Arm nach vorn und berührte seine Brust.
Eine kühle, metallische Berührung. Gar nicht wie eine zarte Frauenhand.
Die Erkenntnis kam für Aiko eine Nanosekunde zu spät.
Daryll löste ihre Lippen von seinen, bevor sie den Elektroschocker aktivierte. Ein Funkenbogen baute sich zwischen den beiden Polen an der Spitze des Geräts auf.
Aikos Körper schien in Flammen zu stehen, sein Gehirn zu explodieren, als hunderttau33 send Volt durch seinen Körper rasten. Bionische Systeme überlastet, meldete sein Implantat noch. Systemabschaltung.
Dann wurde es dunkel um-Aiko Tsuyoshi.
Daryll ließ den letzten der schweren Stahlverschlüsse um Aikos linken Arm zuschnappen Nun war er fest auf dem Metallstuhl fixiert, um sich zu befreien, musste er schon über die Kräfte eines Miki Takeo verfügen. Aber im Gegensatz zu ihm besaß Aiko lediglich zwei bionische Arme.
Daryll hatte den Körper des Asiaten mit den Anzeigen des Stuhls verdrahtet und wusste, dass sich seine Implantate erst zu dreißig Prozent erholt hatten Erst bei abgeschlossener Regeneration würde sie sich einloggen können. Das organische Hirn brauchte wahrscheinlich noch länger.
Diese Zeit wurde sie nutzen.
Sie hatte sich die Gasampullen und den Dolch bereits zurechtgelegt. Nun nahm sie beides auf, verließ ihr Büro und nahm den direkten Weg zu den Quartieren der beiden
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