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057 - Sanatorium der Cyborgs

057 - Sanatorium der Cyborgs

Titel: 057 - Sanatorium der Cyborgs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Schönenbröcher
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sie…«
    »Umgebracht?« Daryll lachte. »Aber nein, das wäre gegen Takeos Programmierung. Sie leben, eingesperrt bis zu ihrem organischen Tod. Ich bin gespannt, ob sie sich vorzeitig selbst ein Ende bereiten.«
    »Du…« Die Enttäuschung raubte Aiko die Worte. Wie hatte er sich nur derart irren können?
    Warum hatte er nicht gemerkt, dass diese Cyborg fehlerhaft war?
    Weil sie sich meisterlich verstellt hat, gab er sich selbst die Antwort.
    »Du… was « , höhnte Daryll. »Irre? Verräterin? LoBot? Ihr Ignoranten aus der Enklave fühlt euch so überlegen. Das ist euer Fehler. Niemand ist vollkommen. Bei dir genügte schon ein bisschen Lüsternheit, um dich in die Falle zu locken.« Sie strich lasziv über ihre Brüste unter dem durchsichtigen Shirt. »Aber keine Sorge, du wirst diesen Körper verwöhnen dürfen - wenn ich es befehle.«
    Aiko ging nicht auf die neuerliche Versuchung ein. Sein Verstand arbeitete jetzt wieder glasklar. Diese Cyborg war zweifellos durchgedreht. Sie funktionierte nicht mehr richtig.
    Und das bedeutete, dass sie fehleranfällig und damit verwundbar war. Wenn er ihre Schwachstelle fand, würde er sie bekämpfen können.
    »Dein Auftrag sah vor, den LoBots aus dem San Fernando Valley hier eine Heimat zu geben, nicht sie zu unterdrücken«, redete er auf sie ein. »Was hat deine Programmierung geändert?«
    »Ich funktioniere besser denn je!«, fuhr sie auf. »Die perfekte Leiterin einer perfekten Gesellschaft!«
    »Sagtest du nicht gerade, niemand sei perfekt?«, hielt Aiko ihr vor.
    »Ich bin besser«, sagte sie mit einem Blitzen in den Augen. »Ich bin zwei!«
    »Zwei?« Aiko war ehrlich verblüfft.
    »Die Verschmelzung zweier Einheiten zur Perfektion. Also gib es auf, mich verwirren zu wollen. Mein Geist ist dem deinen doppelt überlegen - in jeder Hinsicht.«
    Sie schien tatsächlich zu glauben, was sie da von sich gab. Eine schizophrene Cyborg?
    Nach Aikos Wissen wäre das der erste Fall dieser Art. Sicher, Neurosen waren, nach der Historie der Klinik zu schließen, gerade in den Anfangsjahren häufig aufgetreten. Aber nie hatte ein Cyborg oder Android behauptet, zwei Geistesinhalte zu besitzen. Natürlich nicht; das hätte ja zwei P-Chips vorausgesetzt.
    »Erzähl mir mehr von dieser… Verschmelzung«, forderte er. »Wie kam sie zustande? Wer ist diese zweite Einheit?«
    Für einen kurzen Moment sah es so aus, als wolle Daryll auf seine Fragen antworten.
    Doch dann grinste sie übers ganze Gesicht. »Du willst Zeit schinden!«, sagte sie. »Hoffst du, deine menschlichen Freunde würden dir beistehen?« Ein kurzes, abgehacktes Lachen.
    »Vergiss es.«
    »Ich bin nur neugierig.« Aiko versuchte sich in Unschuld. »Wenn ich für dich arbeiten soll, muss ich wissen, woran ich bin. Ruttger ist doch auch eingeweiht, oder?«
    Nun klang ihr Lachen ehrlich amüsiert. »Ruttger? Warum sollte ich ihn einweihen? Er funktioniert schließlich so, wie es dein neues Programm auch tun wird: Er dient mir ohne Fragen oder Zweifel. Apropos Ruttger…«
    Sie betätigte einen Knopf, der neben der Tür angebracht war. Es dauerte keine Minute, bis ihr Assistent eintrat.
    »Ruttger, du wirst dich um die beiden Menschen in den Quartieren kümmern«, wies sie ihn an. »Sorge dafür, dass die Versiegelung der Türen noch verstärkt wird, und stelle Nahrung für die beiden bereit.«
    »Ich werde mich darum darum kümmern.« Ruttger neigte leicht den Kopf. Bevor er den Raum wieder verließ, warf er einen Blick auf den Metallstuhl und die gefesselte Gestalt darauf. Aiko wurde klar, dass es keinen Sinn hatte, den Cyborg beeinflussen zu wollen.
    Darylls Gnadenlosigkeit hatte bereits auf Ruttgers eigene Persönlichkeit abgefärbt. In seinen roten Augen spiegelten sich nur Kälte und Verachtung.
    Nachdem ihr Assistent gegangen war, kam Daryll auf ihr ursprüngliches Vorhaben zurück.
    »Entschuldige bitte, wenn ich unsere kleine Plauderei abbreche. Es wird Zeit, an deinem neuen Programm zu arbeiten.« Sie nahm ein Kabel auf, das sich aus einer Metallbox am Stuhl ringelte, und ging damit zum Schreibtisch.
    »Bevor ich es in deine Implantate lade, müssen alle Eventualitäten bedacht sein. Schließlich soll dir dein organisches Gehirn keine Probleme bereiten. Bedauerlich, dass ich nicht über die Mittel verfüge, es ganz zu entfernen und durch einen zuverlässigen Speicher zu ersetzen. Aber was nicht ist…«
    Damit nahm sie einen Kleinstrechner aus einer Schreibtischlade, der Aiko fatal an das Notebook General

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