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057 - Sanatorium der Cyborgs

057 - Sanatorium der Cyborgs

Titel: 057 - Sanatorium der Cyborgs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Schönenbröcher
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kippte und als zwanzig Zentimeter dicke Scheibe auf den Boden krachte. Das unerträgliche Geräusch verstummte mit einem kläglichen Winseln.
    Als die Fräse aus dem Loch gezogen wurde, fiel künstliches Licht in den Raum. Dann schob sich eine Silhouette in den Kreis und winkte hektisch mit der Hand. »Schnell - kommt!«
    Matt und Aruula ließen sich nicht bitten. Schnell erkannten sie, dass es sich nicht um Aiko handelte, sondern um einen LoBot. Sein Gesicht sah aus wie das eines älteren Mexikaners.
    Sein teils organischer, teils mechanischer Körper war in keinem guten Zustand.
    »Wer bist du?«, fragte Matthew, nachdem er durch die knapp metergroße Öffnung geklettert war.
    »Später. Wir müssen weg von hier, bevor die Garde anrückt!« Seine Sprachmodulation klang schleppend, war aber gut verständlich.
    Sie hasteten durch Gänge, die nur spärlich von einzelnen Birnen erhellt wurden. Dieser Teil des Sanatoriums wirkte noch verkommener als der Rest. Als wäre seit Ewigkeiten niemand mehr hier gewesen.
    Ihr Führer legte ein beachtliches Tempo vor, dem sie kaum folgen konnten. Dabei ging es durch ein wahres Labyrinth, in dem sie schon nach wenigen Sekunden die Orientierung verloren.
    Als der »Mexikaner« endlich stehen blieb, waren die beiden völlig außer Atem. Er hantierte an einem Schwungrad, öffnete eine rostige Schleuse mit einem verschmierten Bullauge darin und winkte ungeduldig. »Kommt! Hier hinein!« Die Angst in seiner Stimme war trotz der trägen Modulation unverkennbar.
    Der Raum, in den Matt und Aruula traten, war nur etwa fünf mal fünf Meter groß. Und angefüllt mit LoBots! Im ersten Augenblick schraken die Gefährten zurück, doch der
    »Mexikaner« drängte sie weiter und schloss die Tür hinter ihnen.
    Nach dem dumpfen Knall kehrte Ruhe ein.
    Eine Ruhe, die schon nach kürzester Zeit unangenehm wurde. Matt, Aruula und die neun künstlichen Gestalten standen sich gegenüber; keiner schien den ersten Schritt machen zu wollen.
    Bis eine Stimme fast ehrfürchtig fragte: »Das sind die Menschen?«
    »Ja.« Ihr Führer trat an Matt und Aruula vorbei. »Das sind sie. Maddrax und Aruula von der Außenwelt.«
    Matt räusperte sich. »Schön, dass ihr uns kennt«, sagte er. »Darf man auch erfahren, wem wir unsere Rettung verdanken?«
    Der »Mexikaner« deutete eine Verbeugung an. »Sicher. Ich bin Heihachi, einer der er40 sten Cyborgs aus Miki Takeos Produktion«, erklärte er. »Leider konnte ich meinem Herrn nicht lange dienen. Meine Bauteile nutzten sich ab. Schließlich schickte mich Haank hierher; mich und drei weitere meiner Serie. Von ihnen hat jedoch keiner die Zeiten überdauert.«
    »Und wer sind… die?«, fragte Aruula und deutete auf die schweigende Menge.
    »Wir bilden den Widerstand in dieser Einrichtung.«
    Diese Eröffnung verschlug Matthew Drax fast die Sprache. »Widerstand? Aber… seid ihr nicht auf Gehorsam programmiert?«
    Heihachi nickte. »Das ist korrekt. Und es ist der Grund dafür, dass wir euch befreit haben.«
    »Ich verstehe nicht ganz…«
    »Der ursprüngliche Zweck des Sanatoriums ging verloren. Seit sich Daryll verändert hat, ist es ein Gefangenenlager, über das sie mit Hilfe ihrer Robot-Garde gnadenlos herrscht«, erklärte Heihachi. »Bei vielen von uns hat sich die Erkenntnis etabliert, dass ihre Herrschaft irgendwann zu unser aller Vernichtung führen muss. Doch nur ganz selten geschieht es, dass die Fluchtsperre in einem Hirnspeicher ausfällt. Vor zwei Tagen erst hat einer die Flucht gewagt - vergeblich wie alle vor ihm. Daryll hat ihn umprogrammiert; jetzt ist er ihr treuer Diener…« Er stockte für einen Moment. Enttäuschung schwang in seiner Stimme mit, als er schließlich fortfuhr: »Uns hier verbietet die Programmierung eine Flucht. Aber als wir von eurer Ankunft erfuhren, schöpften wir Hoffnung.«
    Matt hatte plötzlich ein ganz mieses Du-bist-doch-ein-Gott-also-hilf-uns-Gefühl. Nun ja, im vorliegenden Fall konnte das »Gott« durch »Mensch« ersetzt werden, lief aber aufs Gleiche hinaus.
    Andererseits - hatten sie eine Wahl? Wenn sie Aiko und sich selbst retten wollten, mussten
    sie gegen Daryll und ihre Garde antreten. Auch wenn die Chancen hundert zu eins standen. Gegen sie…
    Aruula schien dieselben Gedanken zu hegen. »Und was erwartet ihr von uns?«, fragte sie.
    »Dass ihr Daryll die alte Programmierung zurückgebt«, sagte Heihachi. »Ihr seid Menschen. Wer außer euch könnte es tun?«
    »Okay«, sagte Matt. Aruulas Kopf flog zu ihm

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