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057 - Schreckensmahl

057 - Schreckensmahl

Titel: 057 - Schreckensmahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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den Familienangehörigen bewohnt wurden. Nur die
unteren Räumlichkeiten wurden bisher vermietet. Aber dies auch erst in jüngster
Zeit.«
    Joan Berry schüttelte den Kopf.
    »Ich glaube, da sind Sie falsch unterrichtet, Mrs.
Biller. Wir haben das ganze Haus gekauft. Die oberen Räume stehen nur zeitweise
der einstigen Besitzerin, Mrs. Pamela Moorefield, zur Verfügung. Nach ihrem Tod
geht auch das ganze obere Stockwerk und damit der Besitz in unser Eigentum
über.«
    »So machen sie’s immer«, murmelte Mrs. Biller und nickte
ernst.
    Joan Berry glaubte sich verhört zu haben.
    »Wie bitte? Was meinten Sie?«
    »Schon gut, schon gut«, Mrs. Biller winkte ab. »Ich
wollte Ihnen die Sache von meinem Bruder schnell zu Ende erzählen.
    Wir sind schon da, sehe ich gerade – aber soviel Zeit
werden Sie doch wohl noch haben?«
    »Aber natürlich.«
    »Ich redete gerade von den oberen Räumlichkeiten, nicht
wahr?« Als Joan Berry diese Frage bestätigte fuhr Mrs. Biller fort: »Dort
begegnete er Mrs. Moorefield.«
    »Aber ich denke …«
    Mrs. Biller ließ sie gar nicht zu Ende reden. »Ich weiß,
was Sie denken: das Haus war doch leer gewesen, die ganze Zeit über – und mit
einem Mal traf er sie – Mrs. Moorefield!
    Hexerei! Sie war sehr freundlich zu meinem Bruder. In
seinen Aufzeichnungen gab er zu erkennen, daß er die Menschen in dieser Gegend
nicht verstehe. Mrs. Moorefield sei alles andere als eine Hexe. Sie war sehr
freundlich zu ihm und machte ihm nicht mal Vorwürfe, daß er ohne Erlaubnis in
das Haus eingedrungen war. Sie führte ihn nun selbst durch das Haus.
    Dave – so hieß mein Bruder – bekam auch die eigenwillige
Sammlung von Mrs. Moorefield zu sehen: Puppen, die sie in ihrer Freizeit selbst
angefertigt hatte. Dave drückte seine Bewunderung in seinem Tagebuch aus. Er
bezeichnete diese Puppen als ein wahres Kunstwerk. Die Lebensnähe dieser Puppen
sei beachtlich. Sie sähen beinahe aus wie kleine Menschen. Zwei Tage nach der
Begegnung mit Mrs. Moorefield starb mein Bruder. Ganz plötzlich. Man fand ihn
im Park des Moorefieldschen Anwesens. Herzversagen, stellten die untersuchenden
Ärzte fest. Wir glauben nicht daran, mein Mann und ich. Dann fand ich das
Tagebuch mit den Aufzeichnungen.«
    Sie unterbrach sich, seufzte und wischte sich über das
schweißnasse, bleiche Gesicht.
    Joan Berry meinte:
    »Dieses Tagebuch haben Sie selbstverständlich der Polizei
gegeben, nicht wahr?«
    »Das wollten wir, Mrs. Berry! Aber als ich meinem Mann
die Aufzeichnungen vorlegte, blickte er auf leere Seiten!
    Das Tagebuch endete mit dem Tag, an dem mein Bruder
schreibt, daß er fasziniert sei vom Stil und der Bauweise des Hauses. Kein Wort
mehr von den Puppen, keines mehr von Mrs. Moorefield – die man übrigens zu dem
Vorfall nicht mal vernommen hat! Das Haus war abgeschlossen, und keine Spur
wies darauf hin, daß Mrs. Moorefield in der letzten Zeit dort gewesen ist.«
    Joan Berry kam an diesem Tag nicht mehr dazu, sich auf
eine Arbeit zu konzentrieren.
    Ständig mußte sie an die Worte Mrs. Billers denken.
    Das große, leere Haus kam ihr auf einmal vor wie eine zu
Stein gewordene Drohung.
    Gab es wirklich ein Geheimnis um diese Villa?
    Der Nachmittag verging. Dunkle Wolken zogen auf.
    Vom Westen her näherte sich mit dumpfem Grollen eine
Gewitterfront.
    Eric kam aus dem Park zurück, als die ersten Tropfen
fielen.
    Joan Berry schloß alle Fenster.
    Grelle Blitze zuckten über den Himmel und ließen die
riesigen, bizarren Wolkenberge sichtbar werden, die sich schwer über das Land wälzten
und beinahe die Wipfel der Bäume zu berühren schienen.
    Die Gewitterstimmung trug mit dazu bei, daß Joan Berry
sich unwohl und eigenartig bedrückt fühlte. Sie sagte sich zwar immer wieder,
daß in der Unterhaltung mit Mrs. Biller eine ganze Menge Widersprüche zutage
getreten waren, aber dieser Trost allein genügte nicht, die Unruhe zu
beseitigen.
    Sie wünschte sich, daß Frank hier wäre, und sie hoffte,
daß er am nächsten Wochenende kommen würde. Sie fürchtete sich mit einem Mal
davor, auch diese Tage allein zu verbringen.
    Am letzten Samstag hatte sie zwar versucht, May und Peggy
zu erreichen. Doch beide waren schon fest verabredet gewesen.
    Es dauerte eine ganze Stunde, ehe das Gewitter sich
verzogen hatte.
    Joan badete Eric. Die Nähe des Jungen tat ihr wohl. Seine
Stimme, seine Heiterkeit ließen sie vergessen, daß sie Sorgen hatte …
    Mit einem Mal fand sie das alles absurd. Frank hatte
recht.
    Die einfachen

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