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057 - Schreckensmahl

057 - Schreckensmahl

Titel: 057 - Schreckensmahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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kann ich es
nicht erklären. Künstler sind eben anders als andere Menschen. Es gibt
Schauspieler, die treten nicht auf, wenn jemand in ihrer Umgebung violette
Kleider trägt, weil sie die Farbe Violett nicht ausstehen können. Es gibt
Schriftsteller, die schreiben nur auf eine bestimmte Papiersorte mit einer
bestimmten Farbnuance. Jeder hat seine Eigenheiten.«
    Frank Berry lächelte, als er sie so reden hörte.
    »Als Dave gefunden wurde steckte das obere Drittel des
Pinselendes in seiner Brust, Mister Berry!« Sie verkündete es mit der Stimme
eines Richters, der ein Urteil spricht.
    Frank Berry nickte. »Ihr Bruder bekam einen Herzschlag.
Er kippte nach vorn und hielt den Pinsel noch in der Hand. Durch die Wucht des
Aufpralls bohrte er sich die Metallspitze in die Brust.«
    Mrs. Biller lächelte wehmütig.
    »Genauso hat es der Kriminalbeamte erklärt. Ich aber
kenne die Dinge aus einer anderen Sicht. Wußten Sie, daß meinem Bruder drei
Tage vor seinem plötzlichen Tod ein persönlicher Gegenstand abhanden gekommen
war?«
    »Nein! Aber woher wußten Sie das?«
    »Durch die Tagebucheintragung.«
    »Die endet aber bereits zehn Tage vor dem Tod Ihres
Bruders!« Berry kam es darauf an, jede unsinnige Bemerkung die Joan nur noch
mehr erregen würde, zu entkräften.
    Man sollte nicht für möglich halten, auf was für Ideen
die Leute kamen.
    »Aber ich sagte Ihnen doch, daß die Eintragungen bis
einen Tag vor dem Tod vorhanden waren, daß sie aber …«
    »… daß sie aber auf unerklärliche Weise – durch Hexerei
wahrscheinlich – zunichte gemacht wurden.«
    Mrs. Biller schluckte. »Ja, ja, so ist es! Niemand aber glaubte
mir.«
    »Das kann ich mir lebhaft vorstellen.«
    »Oh, auch Sie wollen mich nicht verstehen!« In ihren
Augen irrlichterte es. »Dave vermißte einen kleinen Pinsel, mit dem er
Haarstriche zog. Er war wie vom Erdboden verschluckt, obwohl er peinlichst genau
seine Sachen ordnete und aufräumte.
    Ich will Ihnen sagen, wo er hingekommen ist: Die Hexe,
Mrs.
    Moorefield, hat ihn an sich genommen. Sie hatte lange
genug Zeit, Dave zu beobachten und eine Puppe von ihm anzufertigen! Und dann
hat sie dieser Puppe einen Pinsel in die Stelle gestoßen, wo ein Mensch sein
Herz sitzen hat!«
    Frank Berry sah seine Frau an. »Es hat keinen Sinn«,
sagte er rauh. »Mit Unbelehrbaren kann man kein vernünftiges Wort sprechen. Ich
glaube, wir sollten unsere Zeit nicht länger vergeuden, Joan. Komm, laß uns
gehen!«
    Sie verließen das Haus. An der obersten Treppenstufe
blieb Mrs. Biller stehen. Mit einer zitternden Bewegung strich sie das graue,
ungeordnete Haar aus der Stirn.
    »Wie furchtbar«, murmelte die Frau, »wie furchtbar ist es,
mitansehen zu müssen, daß es Menschen gibt, die eine Warnung nicht verstehen
und blindlings in ihr Unglück laufen.«
    Sie passierten das Haupttor. Eric sprang wie ein Wiesel
vor ihnen her und suchte sofort seine Höhle auf, die er sich gebaut hatte.
Frank und Joan Berry gingen ins Haus. Als die Tür hinter ihnen ins Schloß
klappte, schlug gerade das Telefon an.
    »Entweder ist es May, Peggy oder George«, sagte Frank
Berry sofort. Er machte sich oft einen Spaß daraus, zu raten, wer wohl am
Apparat war, noch ehe er abhob. Meistens legte er sich sogar spontan auf eine
bestimmte Person fest, und nur in den seltensten Fällen hatte er bisher
danebengetippt.
    Doch diesmal war es jemand, den niemand erwartet hatte.
    Mrs. Pamela Moorefield aus Radnor in Wales war an der
Strippe.
    Mit freundlicher sympathischer Stimme stellte sie sich
vor.
    Mrs. Moorefield hatte den Wunsch, nächste Woche für drei
oder vier Tage in die Villa zu kommen.
    Frank Berry zeigte sich erfreut.
    »Wir erwarten Sie gern, Mrs. Moorefield. Wir freuen uns
darauf, Sie persönlich kennenzulernen.«
    Joan Berry stand an der Tür und verfolgte das Gespräch.
Sie war nicht ganz glücklich bei dem Gedanken, Mrs. Moorefield hier im Haus zu
haben. Die Saat, die Mrs. Biller ausgelegt hatte, ging doch langsam auf, obwohl
sie sich instinktiv dagegen wehrte.
    Frank legte seiner Frau den Arm um die Schultern. »Der
Anruf kam gerade zur rechten Zeit, Darling. Es ist vielleicht ganz gut, daß es
so kommt. In dem Augenblick, wo du Mrs.
    Moorefield persönlich kennenlernst, kannst du dir ein
eigenes Bild von dieser Frau machen. Und ich bin überzeugt davon, daß sie sein
wird, wie alle anderen Frauen in ihrem Alter: sie ist alleinstehend, sucht
Unterhaltung, wird vielleicht sehr viel von ihrer Jugend erzählen, von

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