Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
057 - Schreckensmahl

057 - Schreckensmahl

Titel: 057 - Schreckensmahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
Vom Netzwerk:
Säurebad auf. Auch den Schrankkoffer ließ ich
verschwinden, um jede Spur zu verwischen und zu verhindern, daß man in diesem
Gegenstand eventuell den Nachweis fand, daß es tatsächlich Schlangen im Haus
gegeben hatte.
    Außer mir und der toten Lydia wußte niemand davon. Der
Koffer wurde zu Kleinholz. Mit Geäst und trockenem Reisig und anderem Abfall
verbrannte ich ihn hinten im Garten. Das fiel nicht auf. Auf diese Weise
entledigten wir uns oft unnützer Dinge.
    Dann rief ich den Arzt an. Der wußte sich keinen Rat.
    Ich tat so, als erinnere ich mich schließlich daran, daß
Lydia in Behandlung eines Psychotherapeuten gewesen war.
    Dr. Winter kam noch in der gleichen Nacht aus München.
    Was er feststellte, bestätigte nur, daß es Dinge zwischen
Himmel und Erde gab, von denen wir nicht wußten.
    »Ich hätte eine solch drastischen Rückfall nie für
möglich gehalten«, sagte der Psychotherapeut später zu mir. »Die Angst saß
tiefer, als ich ahnte. Es muß alles blitzschnell gegangen sein. Unser
Unterbewußtsein ist auch heute noch zu einem geringen Teil erst erforscht und
erkannt. Es ist erstaunlich, in welchen Geschehnissen es sich zu offenbaren
vermag.
    Wüßte ich nicht, worunter ihre Frau litt, würde ich
sagen, daß sie tatsächlich durch mehrere Schlangenbisse ums Leben gekommen ist.
Sogar die Quetschungen, die der Hausarzt am Brustkorb feststellte, rühren
eindeutig von einer Schlange her.
    Aber all dies bildete sich Ihre Frau nur ein! Einen
ähnlichen Fall erlebte ich im zweiten Weltkrieg. Ich war damals Arzt bei einer
Truppe. Viele Verletzte starben am Tetanuskrampf. Ein Mann war darunter, der
mit allen Anzeichen von Tetanus ins Lazarett eingeliefert wurde.
    Aber er wies nicht die geringste Verletzung auf! Vier
Tage später starb dieser Mann – an Tetanus. Die Symptome waren eindeutig.
Fachleute erklärten, daß er Zeuge geworden war, wie viele seiner Kameraden an
Tetanus gestorben waren.
    Er bildete sich ein ebenfalls Tetanus zu haben, und starb
auch daran. Bei Ihrer Frau liegen die Dinge ähnlich. Ein selten klassisches
Beispiel für die Schule der Psychoanalyse.«
    Jörg Petta nickte. Genauso hatte ich die Erklärung
erwartet.
    Ich hatte mich intensiv mit Psychologie beschäftigt.
Winters Erklärung hatte einfach nicht anders ausfallen können.
    Die Polizei stellte die routinemäßig angelaufenen
Untersuchungen ein. Ich hatte kein Motiv gehabt.
    Von der tiefgreifenden Zerrüttung unserer Ehe ahnten
Außenstehende nichts. Wir hatten den Kampf allein ausgetragen.
    Ich hatte zuletzt gelacht!
    Oder doch nicht? Bei meinem Besuch beim Rechtsanwalt
stellte sich heraus, daß Lydia tatsächlich ein zweites Testament hinterlegt
hatte. Der Anwalt hatte jedoch – wie verabredet – dieses Testament vernichtet.
Gab es also nur noch das erste. Ich unterschrieb die Quittung, ohne näher
darauf zu sehen. Der Rechtsanwalt war mein Vertrauter. Schließlich verdiente er
an seinem Schweigen und seiner Mitwisserschaft eine Million.
    Als ich das Geld ausbezahlt bekam, stellte ich fest, daß
es genau zehntausend Mark waren. Ich protestierte – aber als ich Einblick ins
Testament erhielt, wurde mir klar, daß der Anwalt doppeltes Spiel getrieben
hatte.
    Zwei Nullen waren verschwunden, daran gab es keinen
Zweifel. Ich hätte nie nachweisen können, daß das Testament gefälscht war. Mit
dem Tode Lydias gab es keine Zeugin mehr.
    Die Testamentsklausel bestimmte, daß ich zehntausend Mark
erhielt.
    Der Rest – eine Million und neunhundertneunzigtausend
Mark – standen dem Anwalt zur freien Verfügung mit dem Auftrag, sie für
wohltätige Zwecke aufzuteilen!
    Was er damit gemacht hat, entzieht sich meiner Kenntnis,
aber es steht fest, daß dieses Geld in seine Tasche gewandert ist. Niemand
glaubt mir das natürlich. In den Augen der hiesigen Bevölkerung bin ich nur ein
bedauernswerter Trottel, einer, der langsam immer verrückter wird. Der Anwalt
könnte als einziger meine Mordtat bestätigen. Mit ihm habe ich alles
besprochen. Aber er – weiß von nichts, angeblich!
    Und alle anderen Spuren sind verwischt.
    Die Schlangen sind aufgelöst, der Schrankkoffer verbrannt
und selbst die Zulieferer, die illegal die Viecher hierher schafften, wurden
von mir bestochen.
    Alle Nachfragen bei ihnen mußten notgedrungen im Sand verlaufen,
wollten sie nicht selbst in die Sache hineingezogen werden. Niemand glaubt mir
meine Geschichte. Ich bin ein verrückter Bursche, der eine Schuld auf sich
geladen hat. Was mir bleibt, ist, meine

Weitere Kostenlose Bücher