057 - Schreckensmahl
Geschichte zu erzählen, in der
Hoffnung, daß doch mal jemand auf die Idee kommt, nachzuforschen und die
Hintergründe aufzudecken. Alle Welt glaubt, daß der Tod meiner über alles
geliebten, meiner göttlich schönen Frau sich nachteilig auf meinen Verstand
ausgewirkt hat.
Ironie und Schicksal!
Ich habe dieses Scheusal gehaßt – und vernichtet. Und
gerade das – nimmt mir niemand ab. Das ist die Tragik meines Lebens, Herr
Mayberg.«
●
Larry Brent erwähnte nach der Erzählung Maybergs, daß er
von diesem Vorfall wohl gehört hätte. Obwohl der Fall schon beinahe ein
Jahrzehnt zurücklag, könnte er sich gut daran erinnern. In gesammelten Werken
über außergewöhnliche, mysteriöse Verbrechen wurde der Fall Petta erwähnt.
Die Staatsanwaltschaft konnte nie einen Nachweis der
Schuld Pettas erbringen. Es war für X-RAY-3 interessant, diese Angelegenheit
aus der Sicht des ehemaligen Kriminalreporters zu hören.
Als dritten Gang hatte der Gourmet O’Neill Filet
Wellington mit Sauce Madeira, gefüllten Artischockenböden und Champignons
vorgesehen. Dazu wurden französische Erbsen, gegrillte Tomate und Prinzeßbohnen
und Dauphiné-Kartoffeln gereicht.
Nachdem die Teller gefüllt waren, aß man zunächst
schweigend. Es verging noch eine gute halbe Stunde, ehe auch dieser Gang zu
Ende war. Inzwischen war es halb zehn geworden.
Noch immer keine Nachricht von Preszikow, dem
geheimnisvollen Darsteller in Filmen O’Neillscher Prägung. Man sprach auch
nicht mehr von ihm.
»Sie sind uns Ihren Schwank noch schuldig«, warf Erich
Mayberg unvermittelt ein. »Wie wär’s jetzt damit, Mister Brent?«
X-RAY-3 nickte. Er warf einen Blick auf Morna.
»Oder willst du zuerst?« fragte er rasch. »Damen soll man
den Vortritt lassen.«
»Nach dir, mein Lieber«, antwortete die attraktive
Schwedin.
»Vielleicht kann ich dich noch überbieten. Den Höhepunkt
soll man immer bis zum Schluß aufheben. Eine alte Regel.«
»Dann überbiet’ mal schön«, grinste Larry. Er blickte
sich in der Runde um. Erwartungsvoll sah man ihn an. Seine Blicke blieben auf
der charmanten und grazilen Französin hängen. »Es ist die Geschichte einer
jungen Dame aus Frankreich«, fuhr der Amerikaner fort. »Wenn ich mir
Mademoiselle Nadine so ansehe, muß ich feststellen, daß sie eine gewisse
Ähnlichkeit mit Madelaine hat.«
»Madelaine?« echote Nadine Trapier. »Wer ist Madelaine?«
»Davon werden Sie gleich hören. Eine reizende,
faszinierende kleine Person mit dunklen Kirschaugen und einem Körper, wie aus
Elfenbein geschnitzt. Sie unterschied sich nur in einem von Ihnen,
Mademoiselle: soviel mir bekannt wurde, trug sie das Haar schulterlang.«
»Sie haben Madelaine nie gesehen?«
»Leider nein. Oder: Gott sein Dank, nein. Sonst würde ich
wahrscheinlich nicht mehr so verführerisch vor Ihnen sitzen.
Obwohl alle Männer, die Madelaine auch nur einmal in
ihrem Leben sahen, nur den einzigen Wunsch hatten: ein Rendezvous mit ihr. Ein
…
RENDEZVOUS MIT MADELAINE
Sie war schön und verführerisch. Und ihre Schönheit war
ihr tödliches Geheimnis.
Solkans Ärger war mit einem Male wie weggewischt.
Im ersten Augenblick nach dem aufgetretenen Defekt hätte
er die ganze Welt verfluchen können. Es gab für den jungen Deutschen keinen
plausiblen Grund dafür, weshalb der Motor ausgesetzt hatte. Erst vor vier Tagen
brachte er das Auto zur Inspektion.
Solkan war zur Zeit in Südfrankreich unterwegs.
Er beabsichtigte, einen dreiwöchigen Urlaub hier zu verbringen,
wollte Land und Leute kennenlernen. Die Westküste hätte er noch bequem an
diesem Abend erreichen können. Aber nun mußte er diesen Plan vorerst fallen
lassen. Gut hundert Kilometer von der Küste entfernt blieb er an der Peripherie
eines kleinen Dorfes hängen, dessen Namen er nicht einmal wußte.
Aber das Schicksal schien es trotz allem noch gut mit ihm
gemeint zu haben. Nur fünfzig Meter von der einzigen Tankstelle der Ortschaft
entfernt war der Opel zum Stehen gekommen.
Und dann die Begegnung mit Madelaine. Selten zuvor hatte
Rolf Solkan ein so schönes und rassiges Mädchen gesehen. Das lange, schwarze
Haar, das wie Seide schimmerte, das ebenmäßige reine Gesicht in einer Feinheit,
als wäre es in Marmor geschnitten. Dunkel und unergründlich die glutenden
Augen.
Madelaine faszinierte ihn. Sie bediente an der
Tankstelle, war freundlich und zuvorkommend und doch von einer
unbeschreiblichen Scheu.
Einem solchen Mädchen mußte man ausgerechnet in
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