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057 - Schreckensmahl

057 - Schreckensmahl

Titel: 057 - Schreckensmahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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Furcht zu quälen.
    Immer dann, wenn sie nach Hause zurückgekommen war, hatte
er sie angestachelt, doch den Schrankkoffer zu öffnen.
    Aber sie hatte es nicht fertiggebracht. Heute jedoch
wollte sie es tun.
    Jörg Petta grinste wie ein Henker, der sich seines Opfers
sicher war.
    »Ich sah sie kommen. Schon als sie ins Zimmer trat, wußte
ich, daß sie jenen Punkt erreicht hatte, auf den ich so lange warten mußte. Sie
fühlte sich selbstsicher und mir überlegen.
    Um so schlimmer würde das Erwachen für sie sein.«
    Ich blickte sie schweigend an, als sie durch den Salon
kam und achtlos die wertvolle Krokodilhandtasche aufs Sofa warf.
    Die Galle stieg mir hoch. Lydia war eine unordentliche
Frau.
    »Ich hab’s geschafft, mein Lieber!« So nannte sie mich
noch immer. Aber es klang nicht mehr wie ein Kosewort. Es war ein spöttischer,
zynischer Zusatz.
    »Du wirst den Schrankkoffer öffnen?« fragte ich lauernd.
    »Worauf du dich verlassen kannst!« Triumph erklang in
ihrer Stimme.
    Lydia ging vorüber und warf mir einen vernichtenden Blick
zu. Uneingeweihte wären das Gefühl nicht losgeworden, daß sich hier zwei Wahnsinnige
zusammengefunden hatten. Wir verhielten uns alles andere als normal.
    Lydia blieb vor der Tür stehen, an der ich das große,
erschreckende Bild von der Anakonda hängen hatte. Ohne lange zu zögern, griff
sie danach und riß es einfach herab. Ich sagte kein Wort. Die Überraschung
stand ihr noch bevor. Ich kann nicht wiedergeben, was in mir vorging, als Lydia
ins Zimmer ging, wo der Schrankkoffer stand.
    Ich sehe den Tag und die Stunde noch genau vor mir. Es
war ein trüber Novembertag. Spätnachmittag. Lydia knipste das Licht nicht an.
Ein geheimnisvolles Dämmern erfüllte den Raum.
    Lydia warf den Kopf in den Nacken.
    »Jetzt paß auf, Petta«, sagte ich ironisch lächelnd. »In
den letzten Wochen hast du mich ganz schön in Angst gebracht. Ich war manchmal
der Versuchung nahe, den Schrankkoffer doch zu öffnen. Aber ich brachte es
nicht fertig. Immerhin war es aufgrund der Behandlung von Dr. Winter schon
möglich, daß ich es überhaupt über mich brachte, in Gedanken an den
gefährlichen Koffer einzuschlafen. Ich ließ ihn nicht aus meinem Zimmer schaffen.
Das erkennst du doch an, nicht wahr?«
    »O ja, meine Liebe, das erkenne ich an!«
    »Ich war dumm. Aber das ist jetzt vorbei. Wer zuletzt
lacht, lacht am besten, so sagt man doch, stimmt’s?«
    Ich rührte mich jedoch nicht. Ich stand auf der
Türschwelle, scheinbar teilnahmslos lehnte ich mich an und harrte der Dinge,
die da kommen sollten. »Ja, wer zuletzt lacht – und das wirst du garantiert
nicht mehr sein!«
    Meine Worte schienen sie für einen Augenblick unsicher zu
machen. Offenbar wußte sie doch nicht, woran sie mit mir war.
    Aber dann fand sie es absurd, daß ich das Spiel in dieser
Richtung weitertrieb, jetzt, wo für sie feststand, daß ihre krankhafte Angst
von Grund auf geheilt war.
    Klick – klick … Die beiden Verschlüsse schnappten auf.
    Und dann riß Lydia den Deckel zur Seite. Was in diesem Augenblick
geschah, ließ sie zur Salzsäule erstarren.
    Ein Berg von Schlangen schlug wie eine Woge über ihr
zusammen. Überall krabbelte und bewegte es sich. Eine riesige Python legte sich
wie ein schwerer Schal um ihren Hals, schlängelte sich um ihre Arme, ihre Brust
und quetschte ihr Hüfte zusammen.
    Lydia schrie nicht. Ich sah ihr angsterfülltes Gesicht,
ihre fiebernden Augen, den Blick, der zeigte, daß sie von einem Augenblick zum
anderen vor Angst wahnsinnig geworden war.
    »Ein Koffer voll Schlangen«, murmelte ich, teilnahmslos
das Schauspiel, das zu ihrem Tod führte, mit kalten Blicken beobachtend. »Du
hast es nicht glauben wollen! Es war nicht einfach, sie alle zu bekommen.
Einige sind giftig, und die Python hat ihre eigene Methode, ein Opfer auszuschalten.
    Sie erdrückt!«
    Ich sah Lydias Hände in die Luft greifen, um die
unheimliche, ekelerregende Last von den Schultern, der Brust und dem Kopf zu
beseitigen.
    Sie war benommen, betäubt und nicht in der Lage zu
schreien. Sie seufzte nur und keuchte. Dann folgte ein leiser, kaum hörbarer
Aufschrei. Eine der Schlangen hatte zugebissen.
    Zwei Minuten später sah ich meine Frau zu Boden stürzen,
unter einem Gewimmel dicker, fleischiger Schlangenkörper begraben.
    Der Rest ist schnell erzählt, Herr Mayberg: Als Fachmann
fiel es mir nicht schwer, die Schlangen einzufangen.
    Ich hatte Erfahrung. Ich warf sie in die Badewanne und
löste sie alle in einem

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