0570 - Satans Schergen
Nasenspitze und eilte voran.
Als sie das Zimmer betraten, hatte Raffael bereits für Getränke und Knabbereien gesorgt. Wie bei einem gemütlichen Familientreffen.
»Monsieur Berenger?« Zamorra musterte den Fremden, der tatsächlich nicht unattraktiv aussah. Er mochte Mitte zwanzig sein.
»Professor… Mademoiselle?« Berenger begrüßte Nicole mit Handkuß.
Zamorra überlegte, denn irgendwie kam ihm der Mann bekannt vor. Aber wo hatte er ihn schon mal gesehen?
»Bevor Sie ins Grübeln kommen, Professor: Ich war einer Ihrer Studenten. Vor etwa sechs Jahren an der Sorbonne. Aber ich habe bei Ihnen keine Prüfung abgelegt.«
»Vor sechs Jahren? Habe ich da überhaupt an der Sorbonne gelehrt?«
Fragend sah Zamorra Nicole an. Die regelmäßige Lehrtätigkeit hatte er schon vor vielen Jahren aufgegeben, weil er einfach nicht mehr garantieren konnte, ständig an der Universität präsent zu sein. Er beschränkte sich schon seit langem nur noch auf Gastvorlesungen an verschiedenen Hochschulen.
Vor zwei oder drei Jahren hatte er noch einmal versucht, eine Semestervorlesung zu halten, aber wenigstens ein Drittel davon hatten seine Assistenten übernehmen müssen. Professor Bellemont, der momentane Dekan des Fachbereichs, war davon nicht sonderlich begeistert gewesen. Die Studenten schlußendlich auch nicht…
»Kann auch vor sieben Jahren gewesen sein«, sagte Berenger. »Jedenfalls haben mich Ihre Themen sehr beeindruckt, und ich habe nachzudenken begonnen. Deshalb bin ich jetzt auch hier. Es war nicht ganz einfach, Ihre Adresse herauszufinden. An der Uni wollte man sie mir erst nicht geben. Ich mußte ein paar kleine Tricks anwenden. Im Telefonbuch stehen Sie ja schließlich auch nicht.«
»Dann haben Sie es sich verdient, den Sessel hinter Ihnen verschönern zu dürfen«, sagte Nicole. »Was führt Sie her? Doch sicherlich nicht der Wunsch, nach so vielen Jahren Ihrem ehemaligen Dozenten ein paar Ohrfeigen für die schlechten Noten zu verpassen.«
»Ich sagte doch schon, daß ich keine Prüfung beim Professor abgelegt habe. Ich habe in Wirtschaftswissenschaften examiniert. Psychologie und Parapsychologie waren nur Spielereien nebenher.«
Er beugte sich leicht vor und sah Zamorra an, der ihm gegenüber Platz genommen hatte.
»Professor, jagen Sie eigentlich immer noch Dämonen?«
»Was meinen Sie damit?«
Berenger lächelte kaum merklich. »Es gibt ein paar Leute, die behaupten, daß Ihre Fachkenntnis über okkulte Dinge und Para-Phänomene nicht nur reine Forschungsarbeit sind, sondern daß Sie auch… nun, sagen wir mal: praktische Erfahrungen besitzen, aus denen Sie für Ihre theoretischen Arbeiten schöpfen.«
»Und um mich das zu fragen, sind Sie extra von Paris hierher gekommen? Ist ein ziemlich langer Weg. Sie hätten mir auch einen Brief schreiben können.«
»Ich bin gekommen, um Sie um Hilfe zu bitten, Professor«, sagte Berenger. »Helfen Sie uns, einen Dämon unschädlich zu machen!«
***
Sie waren zu fünft. Nacheinander stiegen sie in die Tiefe hinab. Alles ging blitzschnell vonstatten. Noch ehe jemand auf die vier Männer und die Frau aufmerksam werden konnte, hatte der letzte von ihnen den Kanaldeckel bereits wieder geschlossen - von unten. Nichts deutete mehr darauf hin, daß an dieser Stelle eben eine Gruppe von Menschen in der Kanalisation verschwunden war.
Dabei handelte es sich um eine nicht gerade unbelebte Straße. Das gefiel ihnen allen nicht so recht, aber dieser hier war einer der ihnen am nächsten liegenden Zugänge zu den unterirdischen Kavernen.
Es hatte sich ziemlich schnell herumgesprochen, daß einer von ihnen auf rätselhafte Weise umgekommen war. Und ebenso schnell hatte es sich herumgesprochen, daß Robespierre vorgeschlagen hatte, den Mörder zu suchen und zu stellen.
Nicht alle waren von dieser Idee begeistert. Viele hielten das für zu gefährlich. Doch es gab ein paar kataphiles, die wie Robespierre die Sache in die eigene Hand nehmen wollten.
Griveton hatte sie um sich scharen können, und auch Catalvst hatte sich ihm angeschlossen, obgleich er ursprünglich gegen Robespierres Vorschlag gewesen war.
»Ihr braucht ein warnendes Gewissen«, hatte er behauptet, als Griveton, der »Soldat«, ihn fragte, wieso er seine Meinung plötzlich geändert habe.
Die drei anderen nannten sich Troubadour, Caligula und Blondie…
Wie immer, wenn sie in die Katakomben hinabstiegen, trugen sie Verpflegung und Licht bei sich. Und auch Material, das sie benötigten, um später
Weitere Kostenlose Bücher