0571 - Raumschiff der Besessenen
er jetzt nicht gestört werden wollte.
Oberst Carlyon schob die Offiziere, Berater und Parteifunktionäre, die ihnen wie ein Rattenschwanz gefolgt waren, sacht aber bestimmt hinaus.
„Der Marschall ist müde... Der Marschall hat morgen einen anstrengenden Tag vor sich... Der Marschall braucht jetzt Ruhe..."
Als sie allein waren, lehnte sich der Propagandachef gegen die Tür und atmete erst einmal erlöst auf. Dann ging er zu dem großen, schlanken Mann, der „so viel Kraft, Autorität und Persönlichkeit ausstrahlte und solchen Mut und unbeugsamen Willen besaß, wie alle anderen Flottenkommandanten zusammengenommen" - diesen Slogan hatte Oberst Carlyon selbst geprägt. Und er fand, daß er treffend war.
Doch jetzt saß Marschall Terhera müde und in sich zusammengesunken in dem weichen Sessel und verschwand förmlich darin.
„Zum erstenmal seit Beginn des Wahlkampfes sehe ich Sie deprimiert, Marschall", sagte er mit leichtem Vorwurf in der Stimme. „Und das knapp vierundzwanzig Stunden vor Ihrem großen Auftritt."
„Ich bin nicht deprimiert!" herrschte Terhera ihn an und reckte sich in dem Sessel.
„Aber irgend etwas bedrückt Sie, Marschall", beharrte Carlyon.
Zu seiner Überraschung nickte Terhera.
„Was ist es?"
„Rhodans passive Haltung."
„Das verstehe ich nicht", sagte Carlyon ehrlich erstaunt.
„Es kommt doch nur Ihnen zugute, wenn sich Rhodan auf seine diversen Landhäuser zurückzieht und seine Public-Relations-Leute für sich die Reklametrommel rühren läßt. Es hat sich bisher gezeigt, daß es bei den Leuten nicht ankommt, wenn auf Rhodans vergangene Erfolge hingewiesen wird. Solange er selbst nicht aktiv wird, sinkt seine Popularität."
„Wer sagt, daß sein scheinbares Desinteresse nicht nur ein Schachzug ist", meinte Terhera.
„Ich sage das - und die Wahrscheinlichkeitsberechnungen sagen es ebenfalls", erklärte Carlyon. „Rhodan hat sich aus gekränkter Eitelkeit zurückgezogen, das hat nichts mit Taktik zu tun."
„Aber es gibt Anzeichen dafür, daß Rhodan eine neue Aktivität vorbereitet", behauptete Terhera. „Ich traue es ihm zu, daß er sich durch eine große Tat, die die Aufmerksamkeit der gesamten Menschheit erregt, wieder in den Vordergrund drängt."
„Dafür müßten erst die Voraussetzungen gegeben sein", erwiderte Carlyon. „Rhodan selbst kann sie sich aber nicht schaffen."
„Wer weiß", sagte Terhera. „Mir gefällt nicht, daß Rhodan ausgerechnet jetzt die Mutanten vereidigt."
„Diese Maßnahme war schon lange fällig", erklärte Carlyon.
„Rhodan hätte die Mutanten nicht in aller Stille vereidigt, sondern ein großes Spektakel daraus gemacht, wenn er sich in Szene setzen wollte."
„Und was ist mit dem Explorerschiff, das vor vier Wochen in Neusibirien landete?"
„Ich weiß, Rhodan hat versucht, diese Angelegenheit aufzubauschen", antwortete Carlyon. „Er warnte vor unheimlichen Mächten, die angeblich die Erde und die gesamte Menschheit bedrohen. Aber inzwischen ist diese Sache wieder eingeschlafen - mangels Interesse, wie sich an der allgemeinen Reaktion erkennen ließ."
„Trotzdem hat Rhodan ein Erkundungsschiff in den Nordsektor jenseits des galaktischen Zentrums ausgeschickt."
„Seit die OSSATA vor drei Wochen startete, hat man nichts mehr von ihr gehört", meinte Carlyon lächelnd. „Was läßt sich daraus schließen? Rhodan entsandte die OSSATA nur, um das Gesicht zu wahren und vor der Flotte nicht als Sensationsmacher dazustehen."
Terhera ließ von dem angeschnittenen Thema nicht ab.
„Warum dann die Gerüchte über das Fremdwesen, das sich angeblich an Bord des Robotexplorers befunden hat?
Warum läßt Rhodan schon wieder ein Schiff für einen Fernflug rüsten?"
„Warum soll er es nicht tun?"
„Es behagt mir nicht."
„Lassen Sie ihn doch. Wenn Rhodan sich nicht um die Wahl kümmert, ist das nur von Vorteil für uns. Ob er sich nun schmollend auf seine Landhäuser zurückzieht, oder Expeditionen unter obskuren Vorwänden rüstet, kann Ihnen egal sein."
Marschall Terhera schwieg eine Weile, dann sagte er: „Früher war ich der Meinung, daß ich mich auf Ihren Instinkt verlassen kann, Oberst. Aber langsam beginne ich daran zu zweifeln, daß Sie mich richtig beraten."
„Wie soll ich das verstehen, Sir?" Oberst Carlyon versteifte sich.
Marschall Terhera blickte seinen Propagandachef durchdringend an.
„Warum wollten Sie nicht die Nachricht an mich weiterleiten, die Ihnen der Unbekannte vor der Konferenz zugesteckt
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