0572 - Die Stunde des Symbionten
müde und niedergeschlagen. Das Opfer war ihnen entgangen. Rhodan verhielt sich still. In höchstens einer Stunde würde es Tag werden. Bis dahin mußte er ein sicheres Versteck gefunden haben. Er sah sich um. Inzwischen hatten die Augen sich einigermaßen an die Finsternis gewöhnt. Das Haus, in dessen Wandnische er sich versteckt hatte, war ein kleineres Gebäude von Kuppelform. Es war aus gestampftem Lehm aufgeführt. Unmittelbar über der Nische, in der Perry Rhodan gekauert hatte, gab es ein kleines, rechteckiges Fenster.
Westlich an das Haus grenzte ein mit Unkraut überwucherter freier Platz, der zu der Wagnerei gehören zu schien, die wiederum westlich an den Platz angrenzte. Im Unkraut erkannte Rhodan die düsteren Umrisse einiger Wagen, die hier abgestellt waren. Der Haupteingang des kleinen Hauses mündete auf den Platz. Die Annahme drängte sich auf, daß das kleine Bauwerk entweder dem Wagner selbst oder einem seiner Angestellten als Unterkunft diente. Nach Osten hin gab es weitere Wohnhäuser, zu beiden Seiten der Gasse, und ganz hinten stieß die Gasse schließlich an die Stadtmauer.
Perry Rhodan trat unter den Eingang des Hauses und horchte.
Von irgendwoher kam ein pfeifendes Geräusch, das sich in regelmäßigen Abständen wiederholte. Er lächelte.
Wahrscheinlich war er der erste Terraner, der einen Asporco schnarchen hörte. Er schritt durch den Eingang. Im Innern des Hauses war es völlig finster. Das Pfeifen schien von rechts zu kommen. Er hielt sich links und ertastete die Wände eines Vorraums, der das eigentliche Innere des Gebäudes von der Außenwelt trennte. Es gab ein paar rohe Möbelstücke, unter anderem eine Bank. Er schob sie sich behutsam zurecht, setzte sich und lehnte den Rücken gegen die Wand. In dieser Stellung wartete er.
Eine halbe Stunde später begann die Öffnung, durch die er eingetreten war, sich allmählich zu erhellen. Der neue Tag brach an. Um diese Zeit vor zwei Tagen hatte er hinter dem Busch südlich von Jarlalok gelegen und das Tor in der Stadtmauer beobachtet. Er erinnerte sich ungern an Jarlalok. Obwohl die Ereignisse, die sich in der Ratshalle abgespielt hatten, in seinem Bewußtsein keinerlei Eindrücke hinterlassen hatten, empfand er so etwas wie eine nagende Gewißheit, daß Jammer und Trauer in seiner Spur gefolgt waren. Er erinnerte sich auch an die reglosen Körper der Wachen, die er draußen auf dem Platz vor Morlch Vrakts Palast auf dem Boden hatte liegen sehen. Er mußte es gewesen sein, der sie umgebracht hatte. Er, Perry Rhodan.
Ein Geräusch schreckte ihn auf. Er griff nach dem kleinen Schocker und nahm ihn so in die Hand, daß nur die Laufmündung zwischen den Fingern hervorlugte. Der untergeschlagene Daumen lag sicher auf dem Auslöser. Er hörte das Schlurfen von nackten Füßen und eine verschlafene Stimme, der eine zweite ebenso verschlafene Stimme antwortete. Eine Welle von Wärme und Körperdunst drang durch die Öffnung, die vom Vorraum ins Innere des Hauses führte. Das Geräusch der nackten Füße kam näher. Eine schattenhafte Gestalt erschien unter der Öffnung, trat zwei, drei Schritte weit in den Vorraum und blieb dann wie angewachsen stehen.
Ein junger Asporco, vielleicht einen Meter sechzig groß, mit großen, schlaftrunkenen Doppelkeilaugen und zwei schlaff herabhängenden, rosaroten Schädelkämmen, die noch längst nicht so wach zu sein schienen wie ihr Besitzer, kam zögernd herein. Perry gab dem jungen Siedler Zeit, den Anblick des Fremden in sich aufzunehmen.
Dann sagte er mit ruhiger, freundlicher Stimme: „Du brauchst dich nicht zu fürchten. Ich bin ein Fremder, dem diese Stadt nicht wohl will. Ich suche Schutz. Ich brauche ein Versteck bis zum Beginn der kommenden Nacht - dann bist du mich los."
Der Asporco trug ein dünnes, hemdähnliches Gewand. Durch das schäbige Material hindurch sah Perry Rhodan das grünliche Schuppenmuster, das fast den ganzen Körper bedeckte - atavistische Überreste einer Ära, in der die Asporcos primitive Flugechsen gewesen waren.
Der Blick des jungen Siedlers war noch immer starr. Rhodan glaubte zu sehen, daß er zitterte.
„Wie heißt du?" fragte er.
„Ich... ich bin... Rhattan... Rhattan Hook."
„Gut, Rhattan Hook. Ich bin Perry Rhodan, ein Fremder auf dieser Welt. Wer schläft dort drinnen?"
Er deutete auf die Wand.
„Kormara, meine Frau."
„Sag ihr, sie soll sich ankleiden und ebenfalls hierherkommen...
nein, geh nicht hinein. Ruf es ihr von hier zu!"
Der Asporco
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